Ältere Beiträge zu Philosophie

Das Wort zum Sonntag von Max Planck

6421„Meine Herren, als Physiker, der sein ganzes Leben der nüchternen Wissenschaft, der Erforschung der Materie widmete, bin ich sicher von dem Verdacht frei, für einen Schwarmgeist gehalten zu werden. Und so sage ich nach meinen Erforschungen des Atoms dieses: Es gibt keine Materie an sich. Alle Materie entsteht und besteht nur durch eine Kraft, welche die Atomteilchen in Schwingung bringt und sie zum winzigsten Sonnensystem des Alls zusammenhält.

Eine Anstiftung zum Denken

36209 Der Autor David Foster Wallace wurde 2005 darum gebeten, vor Absolventen des Kenyon-College eine Abschlussrede zu halten. Mittlerweile gilt diese Rede „Das hier ist Wasser – Eine Anstiftung zum Denken“ in den USA als Klassiker und Pflichtlektüre für alle Abschlussklassen – eine Anleitung für das Leben, die man auch hier jeder SchülerIn mit auf den Weg geben möchte.

Widerstand gegen (d)eine Realität ist Zeitverschwendung

33825Von Lauretta Hickmann. Es ist ziemlich schwierig bis unmöglich, eine Realität zu verändern oder zu transzendieren, solange du Widerstände gegen sie hast. Du kannst nur verändern, was du als real akzeptierst. Wenn etwas in deinem Leben bereits real ist, kannst du davon ausgehen, daß es eine Ebene in deinem Bewußtsein gibt, die diese Realität längst als real angenommen hat oder wünscht. Sonst wäre diese Realität gar nicht da. In Widerstand dazu zu gehen, heißt, einen Konflikt mit dir selbst zu kreieren. Solche Konflikte sind Energiefresser. Sie lassen dich zeitgleich in zwei Richtungen gehen. Somit hast du Verlangsamung bis Stillstand. Denn du gehst in keine Richtung wirklich.

Das Golden Tiger Wisdom Training

32103„Ich, der Weise, bin der Tiger unter den Menschen, der die drei Eigenschaften des erleuchteten Geistes verwirklich hat. Mit dem Lächeln von Weisheit und Methode, die untrennbar eins sind, lebt er im Urwald des klaren Lichts und erntet das Wohl seiner Nachbarn als Frucht.“ Als mir vor einigen Jahren meine Freundin Jinpa, eine buddhistische Nonne, den Text des großen tibetischen Yogi Milarepa schickte, durchfuhr es mich wie ein Blitz. Seither trage ich diese Worte bei mir. Längst schwingen sie in mir.

Wo warst Du am 11. September?

4856Am Jahrestag von 9/11 steht die Welt wieder vor einer Entscheidung für den Frieden. Wie bei den newslichtern üblich suchten wir schon in dem Beitrag im Jahr 2011 einen Zugang, der uns ermutigt in einer Welt des Wandels nichts auszublenden und uns doch bewusst für eine positive Gestaltung der Zukunft einzusetzen. Die Beiträge der Kulturkreativen Jwala und Karl Gamper, der Philosophen Christina Kessler und Christoph Quarch sowie die Autorin Inaqiawa erscheinen heute aktueller denn je. Ein gemeinsames Fazit: Fangen wir bei uns selbst und in unserem Herzen an, den Frieden zu schaffen! Nutzt gerne die Kommentarfunktion für Eure Beiträge zu dem Thema.

Meister Nemozius praktiziert den Mai

27125 Von Dieta Heilmann. Die alte Weise, den Mai zu feiern ;0) Alles neu, macht der Mai Alles neu, macht der Mai, Macht die Seele frisch und frei

Meister Nemozius‘ Traum wird wahr

24541 Von Dieta Heilmann.  Ohne Worte … träumt ihn einfach herbei, es wird gelingen, leise, damit ich weiter schlafen kann.

Meister Nemozius wächst über sich hinaus

23069 Von Dieta Heilmann. Schnuckibuzzies wie ich und andere Tiere gehören bekanntlich nicht unter den Weihnachtsbaum – … und gute Vorsätze für das neue Jahr sind ein Märchen. Oder? Willst du raus aus der Box? Endlich neue Räume erkunden? Die Freiheit schnuppern und das Universum tanken? Dann mach‘ es doch einfach wie ich: wachse darüber hinaus! Über alle Boxen und Schachteln weit hinaus. Wobei Schachteln sehr abenteuerlich rascheln … rein … raus … rein … raus … Schnurrrrr und ein gutes neues Jahr!

Meister Nemozius und die heilige Neugierde

22181Von Dieta Heilmann. Kleine, scheinbar unbedeutende Kater (wie auch mein Freund Findus) werden mit ihren Lebensweisheiten oft einfach unterschätzt. Daher nehme ich hier und heute bedeutende Persönlichkeiten beim Wort, damit ihr wahre Meisterschaft erkennt und schnurrend praktizieren könnt. Die Neugier steht immer an erster Stelle eines Problems, das gelöst werden will. Galileo Galilei

Meister Nemozius und die Liebe

19762 Von Dieta Heilmann. Lichtübung: Stell dir vor, der unwiderstehlichste Kater des Universums oder ein anderes geliebtes Wesen deiner Wahl erscheint vor deinem inneren Auge, in strahlendes, weiches Licht gehüllt. Zauberhafte Klänge verkünden die große Vorfreude liebevoller Umarmung. Und leise flüstert dieses wundervolle Wesen in dein lauschendes Öhrlein … „Wo ist der Dosenöffner, LIEBE?“

Meister Nemozius, der Erste

18956Von Dieta Heilmann. Ich heiße Nemo. Einer meiner vier Brüder heißt Nelson, doch bei meinem Namen hat der Mensch mehr an den Clownsfisch Nemo gedacht. Ich bin da aber nicht zu unterschätzen. Mensch war eigentlich sowieso nur verzweifelt, weil fünf Jungs einen Namen brauchten und kein Mädchen dabei war. Kürzlich bin ich dort, wo ich geboren wurde, ausgezogen und lebe nun mit Kater Simon Garfunkel und Katze Mascha zusammen.

Das up and down des Lebens

16158Von Mario Walz. Eines ist sicher: Nichts hat Bestand! Das Leben ist Veränderung. Glück und Leid wechseln sich in beständigem Rhythmus ab. Ein Hoch und Runter, ein Auf und Ab. Heute geht es mir gut, morgen bin ich weniger gut drauf. Ein Festhalten glücklicher Momente scheint auf Dauer einfach nicht zu funktionieren. Da stellt sich die Frage, ob ein dauerhaftes Glück überhaupt normal ist.

Selbst ein Anfang sein

6577Von Dirk Grosser. Was haben Graugänse, die Ringe des Saturns, spirituelle Krieger und Zen praktizierende Hunde gemeinsam? Was verbindet die Sterne des Nachthimmels, Bruce Springsteen, 3.000 Jahre alte Mammutbäume und Meister Yoda? Was bringt Freiheit, Achtsamkeit und Mitgefühl mit Sauerstoff produzierenden Blaualgen zusammen? All diese Phänomene sind Teil unseres Kosmos, Teil einer Kosmologie, Teil einer Spiritualität, die jenseits von allen Traditionen und Dogmen ihren ganz eigenen Weg findet. Einen Weg, bei dem wir selbst unser eigener Anfang sind…

Keine Zukunft ohne Liebe

4362Das Wort zum Sonntag kommt heute vom Philosophen Christoph Quarch:…there is no future without love. Da ist keine Zukunft ohne Liebe. – Was für ein wunderbares Wort von Brian Andreas! Es trifft mich mitten ins Herz; an einem Tag, an dem die Börse auf Talfahrt geht, der Terror in den Nahen Osten zurück kehrt, der Hunger in Afrika um sich greift und und und. Die Seele wiegt mir schwer in solchen Zeiten, und unweigerlich drängt sich die Frage auf, was eigentlich zu tun ist angesichts der vielen Hiobsbotschaften, die über uns hereinbrechen.

Dem Wandel mit intuitiver Weisheit begegnen

787Als ich vor wenigen Wochen das neue Buch Wilder Geist – Wildes Herz von Christina Kessler aufschlug, war ich von der Einführung wie vom Donner gerührt. Denn sie beschreibt eine Naturkatastrophe in Ladakh vom 6. August 2010, die sich aktuell wie ein Vorbote der Ereignisse in Japan liest und fühlt. Ihr Fazit trotz aller auch erschreckenden Auswirkungen: Der Wandel ist eine Chance! Und das belegt die Kulturanthropologin indem sie alte Weisheitstraditionen und moderne Forschungslinien verbindet: „Die geheimen inneren Räume erforschen, sich selbst entdecken, den Schatz intuitiver Weisheit finden – das ist jedem Menschen möglich“, sagt Kessler. „Vorausgesetzt, er hat das nötige Rüstzeug: Eine Kenntnis der inneren Landkarte, der Sprache des wilden Herzens – dann hat er den Kompass in der Hand.“ Tatsächlich ist das Buch ein guter Kompass in den jetzigen stürmischen Zeiten. Auf gut lesbaren 200 Seiten trägt Kessler die Essenz ihre jahrezehntelangen Forschungen und Erkenntnisse zusammen. Persönliche Erlebnisberichte machen die auch Konzepte gut nachvollziehbar. Nach Ostern erscheint bei den newslichtern eine weiterführende Kolumne von Christina Kessler zum Thema Intuition, heute vorab schon mal ein Auszug aus dem Buch: „In nur wenigen Jahrzehnten hat sich die westliche Zivilisation über die ganze Erde ausgebreitet. Wissenschaft, Technik, Wirtschaftswachstum und Konsum haben das ehemalige Bild unseres Planteten vollständig verändert – ein Eroberungsfeldzug ohnegleichen. Die Auswirkungen sind nicht nur an der Oberfläche wahrnehmbar; längst rütteln sie an unsichtbaren Ebenen wie dem Gleichgewicht der Natur, längst ist das gesamte Bewusstsein der Menschheit in Mitleidenschaft gezogen. Betroffen sind nicht nur die Hochburgen des Fortschritts, sondern vor allem auch Gebiete, die von den dessen Wohltaten nicht einmal profitieren. In der Ära der Zivilisation wurde der Mensch zum rücksichtslosen Beherrscher der Natur. Tiefe Löcher hat seine Anmaßung gerissen, nicht nur in die Umwelt, in unser aller Leben. Löcher, die zum großen Teil nicht mehr gestopft werden können, weil es davon inzwischen zu viele gibt. Ist das eine repariert, tut sich bereits das nächste auf. Es ist nicht etwa fünf vor zwölf, es ist bereits fünf nach. Jetzt heißt es aufwachen. Es bleiben nur noch ein paar Jahre, um den Abwärts-Trend umzukehren. Wir werden damit Schluss machen müssen, uns nicht zuständig fühlen. Wir werden uns den ökologischen und existentiellen Fragen stellen und unseren Blick auf die Welt ändern müssen. Wir haben keine Wahl. Dass wir gegenwärtig eine Phase der Umwälzung erleben, ist inzwischen hinreichend bekannt. Aber nur die wenigsten sind sich über deren wirkliche Tragweite im Klaren. Tatsächlich befinden wir uns inmitten eines epochalen Wandels. Unsere Welt erfährt eine vollständige Umgestaltung. Eine globale Kultur ist im Entstehen begriffen, in der die unterschiedlichsten gesellschaftlichen und weltanschaulichen Systeme aufeinanderprallen. Traditionen, Überzeugungen, Werte, Sitten und Bräuche relativieren sich. Eingefahrene Strukturen erweisen sich zunehmend als einschränkend und schreien nach Erneuerung. Erstmals in der Menschheitsgeschichte steht uns das geistige Erbe aus allen ethnographischen Räumen und Kulturepochen zur Verfügung – frei zugänglich für Jedermann. Der ungehinderte Austausch von Informationen hat zu rasanten Entwicklungen in Wissenschaft und Technologie geführt. Dabei kam es zu solch einer Beschleunigung des soziokulturellen und wirtschaftlichen Wachstumsprozesses, dass dieser schließlich ausuferte. Die Verhältnisse auf der Erde sind ungesund geworden, lebensfeindlich. Sie sind aus der Balance geraten. Die meisten Menschen hoffen, der Wandel möge bald vorbei sein. „Lass den Kelch an mir vorübergehen!“ Als hätten sie mit der Krise nichts zu tun, als wäre sie ein Film, der in der Welt da draußen abläuft. Doch diesmal wird der Wandel nicht mehr aufhören. In Zukunft wird er sogar unser Leben bestimmen. Wir werden uns an ihn gewöhnen, mit ihm fertig werden müssen. Tagtäglich bekommen wir zu spüren, dass wir mit all den Innovationen und den damit verbundenen Maßnahmen, die nicht nur Wirtschaft und Politik, sondern alle Lebensbereiche betreffen, eigentlich gar nicht mehr mitkommen. Längst sind wir von dem ständig wechselnden Angebot an Produkten, Erfindungen und Veränderungen hoffnungslos überfordert. Kaum hat man sich mit einer Neuerung angefreundet oder sich an sie gewöhnt, kündigen die Medien schon lautstark die nächste an – schneller, besser, effizienter, mehr. Schien vormals alles seinen festen Platz zu haben, steht heute kein Stein mehr auf dem anderen. Konnten sich etablierte soziale Gewohnheiten einst über Generationen hinweg halten, werden wir nun an jeder Ecke mit dem Aspekt der Vergänglichkeit konfrontiert. Was früher eine Anschaffung fürs Leben war, wandert heute nach einem Jahr auf den Müll, um seinem Folgemodell Platz zu machen. Unser Wissen vervielfältigt sich täglich und mit ihm die Möglichkeiten, es zu nutzen, was uns jeden Augenblick vor neue Entscheidungen stellt.

Interview Christoph Quarch: Verliebe Dich ins Leben

644Passend zum Frühlingsanfang plädiert der bekannte Autor und Philosoph Christoph Quarch in seinem Buch „hin&weg. Verliebe dich ins Leben“ leidenschaftlich und sehr persönlich für eine erotische Lebenskunst. Er ruft Schönheit und Eros zurück in unser tägliches Leben, damit wir jeden Tag vom Glück, ein blühender Mensch zu sein, erfahren. Im nachfolgenden Interview erläutert er seine Gedanken zu einer Kultur der Schönheit, erotischer Liebe und spirituellem Leben. In Ihrem Buch schlagen sie vor, sich ins Leben zu verlieben. Warum? Schon lange beschäftigt mich die Frage nach dem Glück. Und dabei habe ich mir irgendwann überlegt: Wie wäre es, wenn wir unser ganzes Leben so leben könnten wie Verliebte, wie ein verliebter Mensch? Mit einem offenen Herzen, mit der Begeisterungsfähigkeit eines Verliebten, der die Welt in einem anderen Licht sieht, der sich an der Welt erfreuen kann und der darin glücklich wird. Und warum „hin und weg“. Das klingt so ein bisschen nach sich loswerden wollen? Weil es die vielleicht zentrale Qualität des Verliebtseins ist, hin und weg zu sein – hingerissen, begeistert und tatsächlich über sich hinausgetragen; deswegen nicht nur hin, sondern auch weg. Was meinen Sie damit, den Eros wieder zu Ehren bringen? Eros ist diejenige Kraft, mit der das Leben zu sich selber kommen will. Eros ist so gesehen zunächst eine Energie, eine Grundkraft, die in jedem Menschen angelegt ist. Und diese Kraft zeigt sich in allen Facetten in allen Aspekten des menschlichen Daseins. Sie zeigt sich auf der körperlichen Ebene in der Sexualität und sie zeigt sich in der spirituellen Ebene in der sehnsuchtsvollen Hingezogenheit zum Göttlichen, zum All-Einen oder wie immer es man nennen möchte. Immer ist da diese Grundkraft, diese Grundsehnsucht, die uns über uns hinaus in eine größere Wirklichkeit, in eine tiefere Dimension hineinträgt. Das ist es, was ich Eros nenne. Das habe ich natürlich nicht selber erfunden, sondern da nehme ich Bezug auf die alte griechische Philosophie, die dieses Verständnis erotischer Liebe geprägt hat. Vor allem Platon ist hier zu nennen, der nicht zufällig das Vorwort zu meinem Buch geschrieben hat; naja… ein bisschen jedenfalls. Sie plädieren für eine Kultur der Schönheit. Warum? Weil Schönheit und Eros – also als diese leidenschaftliche, hingebungsvolle Liebe, nach altem philosophischen Verständnis immer zusammen gehören. Man kann das eine nicht vom anderen trennen. Wir verlieben uns ins Schöne; und das Schöne wird dadurch schön, dass wir uns in es verlieben. Wenn ich in meinem Buch für eine Kultur der Schönheit werbe, dann geht es mir dabei um eine Lebenspraxis, die es bewusst darauf anlegt, Schönheit zu inszenieren, Schönheit im Leben zu integrieren; um dadurch ein Feld zu schaffen, das uns öffnet – das Herz bereit macht und aufbricht. Damit wir uns dann auch tatsächlich verlieben können. Und zwar in wen oder was? In Gott und die Welt. Ich werbe nicht dafür, dass wir uns in Hinz und Kunz und jeden x- beliebigen Menschen verlieben. Das ist nicht mein Thema. Mein Thema ist: Mit einer offenen Haltung des Herzens leben – in einem Sich-verbunden-Wissen mit der Natur, mit den Tiere, ja letzen Endes mit dem Kosmos im Ganzen; aber auch mit den Menschen uns. Wenn uns diese gelingt, werden wir – je reifer und erfahrener wir in der Liebe werden – mehr und mehr das Potential in uns entwickeln, in einem umfassenden Sinne glücklich und frei zu werden. Und wenn ich hier ‚in einem umfassenden Sinne‘ sage, dann meine ich damit: in einem sehr menschlichen Sinne. Ich glaube, dass Menschsein immer das ganze Spektrum an Möglichkeiten umfasst: Lieben und Leiden, Glück und Schmerz. Gut leben, intensiv leben, blühend leben bedeutet – all das gehört dazu. Und ich bin überzeugt, dass wir diese Intensität und Blüte dann leben und in unsere Bewusstsein bringen können, wenn wir diese erotische Grundhaltung in unseren Herzen ausprägen. Ist das ein spirituelles Programm? Ja und Nein. Es ist allem voran ein sehr diesseitiges Programm. Erotische Lebenskunst heißt nicht, über das Leben hinauszukommen in höhere Bewusstseinssphären, wo wir eine Alleinheit erfahren. Auch solche Erfahrungen sind wichtig, aber sie sind nach meinem Ermessen nicht das Entscheidende für unser Glück hier und jetzt. Zu diesem Glück braucht es das liebende In-Verbindung-Treten mit der Welt in ihrer Konkretion und Paradoxie: mit anderen Menschen, mit der ganzen Natur, mit der Schöpfung, mit allem was ist. Der Weg dahin bedeutet vor allem: die Schönheit in alledem erkennen – die Schönheit, die uns ja sagen lässt, zu dem, was uns dort begegnet. Und in dem Maße, in dem es uns gelingt, zum Leben und zu uns selbst ja zu sagen und mit uns und der Welt im Einklang zu sein, in dem Maße sind wir glücklich. In diesem Sinne meine ich, dass der erotische Weg ein spiritueller Weg ist, der uns mit unserem menschlichen Potential in Verbindung treten lässt und es zur Blüte bringt. Ein blühender Mensch ist das, was mir als das Ziel eines erotischen Lebensweges vor Augen steht. Zur Person: Dr. phil. Christoph Quarch (geboren 1964 in Düsseldorf), Philosoph, Theologe und Religionswissenschaftler, arbeitet freiberuflich als Autor, Publizist, Kursleiter, Veranstaltungsmacher und Berater, lehrt Philosophie an der FH Fulda. Vom 2000 bis 2006 Programmchef des Deutschen Evangelischen Kirchentags; von 2006 bis 2008 Chefredakteur von „Publik-Forum“. Lebt mit seiner Familie in Fulda. Autor und Herausgeber von über 25 Büchern, zuletzt: Angaangaq, der Schamane der Eskimos: Schmelzt das Eis in euren Herzen (Kösel 2010), Unsere Welt ist heilig. Auf dem Weg zu einer globalen Spiritualität (Herder 2009), Die Erotik des Betens (Kösel 2007), Die Macht der Würde (Gütersloh 2007), Eros und Harmonie. Eine Philosophie der Glückseligkeit (Herder 2006).

Back to the roots

204 Seit einiger Zeit befinde ich mich wieder auf Forschungsreise, und diesmal begegnen mir fernab der Zivilisation nicht nur „Eingeborene.“ Ganz im Gegenteil: die Eingeborenen werden immer weniger, wandern in die Städte ab, um dort die Erfüllung ihres Traums von Geld und materiellem Wohlstand zu finden; in der Regel landen sie in den Slums. Was mir in diesen entlegenen Gebieten auffallend oft begegnet, sind Zivilisationsmüde aus aller Welt, vor allem aus den Metropolen wie New York, Paris, Frankfurt, London…, tolle Typen, jung, wach, smart, durchtrainiert, erfolgsorientiert, dabei aber offen und den Blick nach vorne gerichtet – visionär, global. Doch sind diese Zivilisationsmüden keine Aussteiger; es sind Menschen, die sich ganz bewusst einen gesunden Ausgleich zum modernen Lifestyle schaffen. „Eigentlich leben wir zu Hause wie im Zoo,“ erzählte mir einer von ihnen, „Das hat zwar durchaus seine angenehmen Seiten, vor allem, was Sicherheit und Berechenbarkeit betrifft. Aber die Mischung aus gesellschaftlichen Konventionen, kommerziellen Zwängen und einem durch und durch technologisierten Umfeld macht dumpf und unkreativ. Außerdem ist sie zutiefst ungesund.“ Tatsächlich bewegen wir uns mehr und mehr auf einen Lebensstil zu, der Geist, Seele und Körper eher degeneriert statt „bildet“, trotz des ständig umfangreicher werdenden Wissensangebots. Längst sind es nicht mehr die Tiere, die domestiziert werden; wir erleben die Domestikation der Menschheit. In der Ungezähmtheit suchen diese modernen Abenteurer den Kontrast zu einem Leben im Büro, im Sitzen, vor dem Computer, zwischen Time-Management und Multitasking. Sie wollen ihren vollgestopften Kopf leer kriegen, Ballast abwerfen, sich bewegen, die Elemente spüren, Luft, Wasser, Erde, abends gemeinsam am Lagerfeuer sitzen und anstatt all der Wichtigtuerei einfach nur Freundlichkeiten und Anteilnahme austauschen. „Man sollte oft wünschen, auf einer der Südseeinseln als so genannter Wilder geboren zu sein, um nur einmal das menschliche Dasein ohne falschen Beigeschmack durchaus rein zu genießen,“ ließ schon Johann Wolfgang von Goethe 1828 in seinen Gesprächen mit Eckermann verlauten. Back to the roots. Nicht für immer, aber immer wieder – und den wilden Geschmack dann für eine Weile hineintragen in die gewohnte Welt. Ein alter Menschheitstraum wird gegenwärtig zum Hype. Verbunden mit neuen Ernährungsformen, wie das den Jägern und Sammlern nachempfundene „Paleo“ und Wildlife-Sportarten wie barfuß durch den Dschungel rennen, auf Bäume klettern, Felsbrocken durch die Gegend schleudern oder sich an Lianen entlang schwingen, erhofft man sich auch die Skills und die kraftstrotzende Konstitution der archaischen Vorfahren zurückzuerobern. Nein, ich mache mich nicht lustig. Ich finde das sogar ganz toll, selbst wenn Steinzeitmenschen und Naturvölker wahrscheinlich völlig anders drauf waren, als wir uns das vorstellen. Mir gefällt die Idee, die diese Menschen antreibt. Außerdem ist der Wunsch nach einem gesunden Leben, Natur und Ursprünglichkeit meist der Einstieg nach innen, in tiefere Ebenen des Bewusstseins und damit etwas Positives. Hinter diesem Wunsch steht die Sehnsucht nach Wahrhaftigkeit. Nach dem Wesentlichen. Nach Befreiung von all diesen unnützen, von Menschen gemachten Begrenzungen. Nach Anbindung an die innere Ordnung der Welt und nach einer tieferen Verbindung mit sich selbst. Die Sehnsucht nach Ungebrochenheit, Ganzheit. Was mir daran noch gefällt: Diese Abenteurer zeigen uns, dass die Rückverbindung mit dem wahren Selbst nicht unbedingt nur in Ashrams und Meditationsgruppen stattfinden muss. Es geht auch wild. Und da geht die neue Innerlichkeit, glaube ich, hin: zu einem freien Geist und einem ungezähmten, wilden Herzen. Zur Person: Christina Kessler ist Ethnologin, Philosophin, Soziologin und vergleichende Religionswissenschaftlerin. Ihr Credo: Ich liebe, also bin ich. In den Weisheitstraditionen fremder Völker findet sie Ganzheit und Verbundenheit sowie Inspiration, Menschen auf dem Weg der Selbstfindung, Bewusstseinsentwicklung und Potenzialentfaltung zu begleiten. Die Autorin lebt in München und Indien. Für die newslichter schreibt sie regelmäßig exklusive Kolumnen und hat die 33 Herzensqualitäten online in einer Kurzfassung veröffentlicht. Im März erscheint ihr neuestes Buch „Wilder Geist – Wildes Herz – Kompass in stürmischen Zeiten“.