Für Japan: Gedanken von Inaqiawa, Karl Gamper und Christoph Quarch

Sonne bricht durch WolkenDie Geschehnisse in Japan drohen Ohnmachtsgefühle übermächtig werden zu lassen. Ich bat deswegen newslichter Autoren ein paar Zeilen zu schreiben, die helfen, in dieser Zeit in Mitgefühl und Verbundenheit zu sein. Die Gedanken der Autorin Inaqiawa , des Philosophen Christoph Quarch (Hin& Weg: Verliebe Dich ins Leben) und des Autoren Karl Gamper (Erfolg ist menschlich) öffnen das Herz und weisen über das Leid hinaus.

Inaqiawa: Mutter Erde rufst Du nach mir?

„Mutter Erde Du rufst nach mir, alles was ich brauche schenkst Du mir, Mutter Erde ich danke Dir.“ Dieses wunderschöne Lied schenkte uns Toahe an einem Sonntag und ich höre den Ruf der Mutter immer lauter. Ihr Ruf wurde in Japan zu einem Aufschrei … vielleicht ist es ein Weckruf, den wir benötigen, um in dem unendlichen Entsetzen unsere Herzstimme zu erkennen, um unser Mitgefühl wieder zu erlangen und unsere Werte neu zu sortieren.
Mutter Erde Du rufst nach mir,
alles was ich brauche schenkst Du mir,
Mutter Erde ich danke Dir.

Kräfte einer höheren Dimension ließen mich das Manuskript zu meinem Roman (Die Rückkehr des weiblichen Prinzips) schreiben und ich gestehe, dass mich ein Gemisch aus Schaudern und Erregung, aus Demut und Mitgefühl durchströmt, wenn ich an die Ereignisse in Japan denke. Ich sehe die Zusammenhänge zwischen den Texten und der Realität. Das alte System scheint seinem Untergang entgegen zu gehen und es bleibt uns nicht mehr viel Zeit, Mutter Erde um Vergebung zu bitten und uns wieder im Herzen mit ihr zu verbinden.

Mutter Erde Du rufst nach mir,
alles was ich brauche schenkst Du mir,
Mutter Erde ich danke Dir.

Wann erkennen wir, dass wir Sternenstaub, dass wir nicht getrennt von der Natur sind und dass eine Rückverbindung Heilung bedeutet? Was braucht es noch?
Mutter Erde Du rufst nach mir,
alles was ich brauche schenkst Du mir,
Mutter Erde ich danke Dir.
Mutter Erde verzeihe mir.

Karl Gamper: Das Herz öffnen

Die Kirschblüte steht bevor – doch für Tausende und Abertausende Menschen ist das persönliche Leben verblüht. Erstickt durch das Beben der Erde, beendet durch die Fluten des Wassers.
Eine solche Tragödie kann nur das Herz öffnen zu sprachlosem Mitgefühl und zu dem existentiellen Erkennen, wie zerbrechlich die Form unseres Daseins ist.
Und: Wie grundlegend wir miteinander verbunden sind.
Zeitlos – über alle Formen hinweg.
Im Angesicht dieses Schocks kann sich auch ein tieferes Verbunden-Sein zeigen.

Ein Bezogen-Sein auf das, was uns als Menschheit vereint. Was vereint uns?

Ein wirkender Spirit. Eine größere Quelle, die alles Leben gebärt und zu der alles Leben wieder kehrt.

Gleichzeitig ist diese Katastrophe eine Möglichkeit ins Herz zu fallen um dort, wo jede und jeder aktuell steht, Friede und eine grundlegende Versöhnung mit sich und dem Nächsten zu leben. Hier. Und jetzt.

Zur Person: Bis 2005 arbeitete Karl Gamper als Unternehmensberater. Danach veröffentlichte er als Autor verschiedene Bücher zuletzt „Erfolg ist menschlich“. Er selbst bezeichnet sich als „Wanderer in der Karawane des Lebens“, der dort Autor, da Sprecher, in einem anderen Land Unternehmer und in einer Oase Ehemann, Vater und Freund ist. Karl und Jwala Gamper leben und wirken im Claudiaschlössl im Herzen des Seendorfes Kramsach in Tirol.

Christoph Quarch: Im Choas zur Heilung finden

Ich schreibe diese Zeilen am 12. März 2011, dem Tag nach dem verhehrenden Tsunami, der weite Teile Japans in Schutt und Asche gelegt hat. Ich frage mich jeden Augenblick, ob das, was ich in meinen Laptop tippe, angesichts des unfassbaren Leidens und Schreckens, die über die Menschen gekommen sind, standhalten kann. Ich weiß es nicht, aber ich gestehe, dass mir andererseits auch nichts Besseres einfällt, um mit diesen Ereignissen einigermaßen klar zu kommen. Es ist eine Katastrophe mythologischen Ausmaßes, die sich dort ereignet. Es ist, als sei das uralte Chaos aus den Tiefen der Erde aufgestiegen und habe alles, aber auch alles, erschüttert und ins Wanken gebracht. Kein Sinn ist darin zu sehen – kein Nutzen, kein Zweck, keine Bedeutung, keine moralische Strafe oder sonst was. Alle diese Kategorien scheitern angesichts der Ereignisse. Der urteilende Verstand steht vor den Trümmern und kann nicht anders, als ob der Sinnlosigkeit zu verzweifeln oder sich in einen naiven Glauben an schicksalshafte Lenkung zu flüchten. Beides ist nicht verwerflich, beides ist in Ordnung. Aber beides hilft uns nicht wirklich.

Wenn überhaupt, dann kann Hilfe angesichts des unfassbar Chaotischen nur aus der Weisheit der Seele erwachsen, wie sie im Mythos Ausdruck findet. Denn in der Tiefe unserer Seele, finden wir denselben gähnenden Schlund, der dort, am anderen Ende der Welt, Not und Schrecken ausspuckte: das rohe, grausame Chaos, das allem Seienden spottet, alles Gewordene zermalmt, alle Strukturen zertöppert. Doch dort ahnen wir auch, dass diese vernichtende und zerstörende Macht dieselbe ist, aus der alles Schöpferische aufbricht, alles Neue wächst – woraus Heilung, Harmonie und Sinn erwachsen. In der Seele ahnen wir, dass Unsinn, Wahnsinn und Irrsinn nur die andere Seite des Sinnvollen sind – und dass sie in der paradoxen complexio oppositorum auf geheimnisvolle Weise sinnvoll sind; weil das Leben nun einmal nicht nur Ordnung und Harmonie ist, sondern ein Gefüge aus Ordnung und Chaos – ein sinnvolles Spiel zwischen Irrsinn und Sinn.

Ich will damit nicht sagen, dass uns die hier beschworene Weisheit des Herzens je an den Punkt bringen wird oder bringen sollte, wo wir einen Tsunami, einen Gewaltakt oder den Unfalltod eines Menschen gut heißen sollten. Nein, nein, nein – das Sinnlose wird nicht sinnlos dadurch, dass man es schön redet. Für sich bleibt das Sinnlose sinnlos, und die einzige Chance, mit ihm zurecht zu kommen, ist sich ihm zu stellen und den Blick darauf zu lenken, dass es gleichwohl Sinn und Schönheit in der Welt gibt, die dem Sinnlosen und Grauenvollen ein Gegenwicht bieten – so dass sich die Waage des Lebens in der Schwebe hält. Dann werden wir in keiner Weise das Grauenvolle und Sinnlose gut heißen, aber es vielleicht doch gut sein lassen können. Und damit wäre schon viel gewonnen.

Zur Person: Dr. phil. Christoph Quarch ist Philosoph, Theologe und Religionswissenschaftler und arbeitet freiberuflich als Autor, Publizist, Kursleiter, Veranstaltungsmacher und Berater, lehrt Philosophie an der FH Fulda. Er schreibt gegenwärtig an einem Buch über den Sinn des Lebens, dem der obige Text entnommen ist. Dieses Buch „Und Nietzsche lachte“ erscheint im Frühjahr 2012 im Kailash-Verlag.

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