Bekenntnisse eines Minimalisten

Foto: Pixabay

Von Leo Babauta. Ich muß zugeben, dass ich in den letzten Jahren den minimalistischen Pfad oft verlassen habe. Der Grund ist, dass ich mich jeweils von einer Art Besessenheit einnehmen lasse, und dann gebe ich Impulsen nach.

Zum Beispiel:

  • Letztes Jahr war ich von Schach besessen, und habe mir ein neues Schachspiel gekauft, die Wettkampfausstattung und eine unglaubliche Anzahl an Schachbüchern. All das verstaubt gerade.
  • In diesem Jahr war ich besessen vom Leichtgepäck-Wandern. Am Ende habe ich eine große Menge an Ultraleicht-Wanderausrüstung und Ultraleicht-Campingausrüstung gekauft. Ich hoffe immer noch, dass ich es nutzen werde, aber meist liegt es einfach nur im Abstellraum.
  • Ich habe mir eine Aktivitäts-Tracker und die dazu passende Waage gekauft und nutze sie fast gar nicht mehr.
  • Vor einigen Jahren habe ich für einen Ultramarthon trainiert und eine Menge Ausstattung gekauft, die ich seither kaum benutzt habe.
  • Ich habe viel zu viel Ausstattung für die Tee- und Kaffeezubereitung gekauft, die ich kaum nutze.
  • Wiederholt kaufe ich Sport- und Trainingsbedarf, die ich dann doch nicht brauche.
  • Ich habe mehr Kleidung als noch vor wenigen Jahren. Keine Ahnung, warum.

All das ist nicht gerade minimalistisch, und es gibt auch keine guten Gründe dafür. Das meiste davon füllt meine Abstellkammer oder Garage und ich kann mir nicht vorstellen, all das wieder los zu werden, zum einen weil es teuer war und zum andere ich immer noch hoffe, dass ich das Meiste davon noch nutze. Zugegeben, das ist kein guter Grund dafür, einen Haufen Zeug zu behalten, den ich kaum benutze.

Warum habe ich all diesem Drängen nachgegeben? Zumeist, weil ich die Hoffnung hatte, dass ich ein Leben führen würde, in dem ich diese Dinge nutze. Ich hatte Träume davon, ein guter Schachspieler zu sein, ein Fernwanderer, ein Ultramarathon-Läufer und so weiter. Ich bin den Träumen auf den Leim gegangen und dann hatte ich das Gefühl, dass ich diese Dinge kaufen mußte – um den jeweiligen Lebensstil möglich zu machen.

Ich muß niemand anderes werden, als ich bereits bin.

Ich brauche diese Ausstattung nicht, um aktiv zu sein, das Leben draußen zu genießen, ein einfaches Schachspiel oder mit meinen Kindern zu spielen. Ich komme mit viel weniger aus.

Ich brauche all das Zeug nicht zu horten. Einige Dinge davon kann ich behalten, den Rest verkaufen.

Ich lerne noch immer dazu.

Dieser Artikel stammt von Leo Babauta, er wurde erstmals auf seiner Website mnmlist.com unter dem Titel confessions of a minimalist veröffentlicht. Übersetzung: Dirk Henn zu erst bei 52wege.de

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2 Kommentare zu “Bekenntnisse eines Minimalisten
  1. anna hausser sagt:

    Das ist richtig und falsch zugleich. Auf einer Ebene bin ICH/DU bereits vollkommen. Auf einer anderen Ebene entwickle, wachse ich durch verschiedene Bewusstseins/Bewusstheitsstufen – die Gefahr der Regression „lauert“ immer. Und ich erinnere an die Geschichte vom Herrn Keuner/Bert Brecht – er erbleichte, als ein Bekannter sagte „Sie haben sich überhaupt nicht verändert“.

  2. Miriam sagt:

    Vielleicht gehörst du zu den vielbegabt und vielfältig interessiert geborenen Menschen? Die Amerikanerin Barbara Sher nennt unsereins „Scanner“. Ich schätze ihre lange Erfahrung und Gabe uns „auf die Sprünge“ zu helfen. Ihre Bücher und die preiswerten (englischen) online-Kurse kann ich SEHR empfehlen. Sie führen uns zur Einsicht über unsere angeborene Gabe, die uns in der ach so linearen Weltsicht der westlichen – und inzwischen wohl auch der globalisierten – Welt so selbstverständlich als Fehler angerechnet wird. Und das Beste: wir erkennen ihren Wert und werden auf den Weg gebracht, unsere Gabe in Fülle zu leben!

    Viel Freude beim Auskundschaften!

    Barbara Shers Bücher sind sämtlich Erfolgstitel und alle lieferbar. Auch auf Deutsch. Wer Englisch spricht mag hier einen ersten Eindruck von ihrer Arbeit bekommen: „Isolation is the dream-killer, not your attitude“ https://www.youtube.com/watch?v=H2rG4Dg6xyI

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