Teil 6: Der Anfang vom Ende – und vom Anfang von allem

Lesezeit 5 Minuten –

Die newslichter Fortsetzungsgeschichte Teil 6 – Kapitel 9 – Der Raum

Der Raum ist still – so still, wie ein Raum nur sein kann. Und tränenschwer. So viel ist aufgebrochen. Der Raum gibt sich wirklich große Mühe, ganz, ganz still zu sein, denn er weiß, um was es hier geht. Auf der Erde gibt es Zeit und Raum, und er ist gerade der Raum für diese wichtigen Momente. Deshalb möchte er alles richtig machen, und wenn auch nur ein Holzwurm seiner eigenen Wege geht, statt dem Ganzen zu dienen … Ach je, diese Holzwürmer! Doch dieses Mal sind selbst die Holzwürmer in der Stille versunken – denn alles ist miteinander verbunden und sie genießen diese Augenblicke, in denen es im Raum regelrecht Licht regnet. Das gab es so noch nie. 

Der Raum beobachtet das Geschehen und ist glücklich, ja – zugegebenermaßen auch etwas stolz, dabei sein zu dürfen, der Raum sein zu dürfen. Auch Räume machen auf der Erde ihre Erfahrungen und ihre Schritte zu einem höheren Bewusstsein – und so ist der Raum durchaus auch mal hier und da ein klitzekleines bisschen dem Stolz verfallen. 

Doch plötzlich durchbricht etwas die Stille. Ein Lachen. Der Raum spitzt die Ohren. Ein Lachen? Wer wagt es! Doch schon wird er wieder weich und weit (denn zum Glück sind es nicht die Holzwürmer). Dieses Lachen ist so fröhlich, so frei – und erst jetzt bemerkt er, dass er doch etwas angespannt war. Es ist Liora, und schon springt sie durch das Zimmer, singt, lacht, wirbelt herum, und es ist nicht klar, ob sie tanzt oder springt. Ihr Kater Flimm hüpft beherzt von Sofa zu Sessel, zu Kommode, zu Tisch – doch nicht hektisch, eher schwingend –, so als ob er einem Muster folgt. Hat er gar Flügel bekommen?

Der Raum beobachtet, wie Mira, Elian und Aside kurz irritiert sind – der plötzliche Aufbruch der Energie war wie ein kleiner Schock. Ein heilsamer Schock, denn die dunklen, tiefen Tränen aus der Versunkenheit sind dabei aufgebrochen. Aus jeder Träne kam ihr innerstes Licht zum Vorschein und umarmte nun all das, was die Träne vorher ummantelte: den Schmerz aus den vergangenen Zeiten. Er war wie eine Verkapselung, ja wie eine Tarnung, um das Innere durch die Zeit der Nacht der Erde zu bewahren. Bis die Zeit gekommen ist. Und das ist jetzt.

Die Tränen, die nun zu Lichtfunken geworden sind, suchen sich ihre Plätze bei den jeweiligen Menschen – manche bei denen, wo sie auch als Träne beherbergt waren, manche jedoch wechseln auch den Ort. So hatte zum Beispiel Elian welche für Mira getragen, Mira für Aside und so weiter. Diese Lichtfunken sind entwickelte Weisheiten, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Herzensqualitäten.

Dies alles passiert, während Liora herumwirbelt. Die anderen drei fühlen sich immer leichter und spüren eine große Freude. Dann wird Liora langsamer und ruhiger, und auch Flimm hat wohl beschlossen, dass er genug gehopst ist, und springt auf Lioras Arm. Liora strahlt die drei an und sagt: „Ihr könnt euch vielleicht gar nicht vorstellen, wie sich das anfühlt, wenn die Erde sich freut! Wenn Kristalle wieder zusammenkommen ist es, als ob eine ihrer Adern wieder frei fließt.“ In dem Moment klingelt es ein weiteres Mal an diesem Tag an der Tür, und nicht nur der Raum horcht auf.

Kapitel 10 – Inken kommt an

Schon zum dritten Mal macht sich Inken auf den Weg zu Miras Haus. Einen „Termin“ im herkömmlichen Sinne hat sie nicht. Doch es gibt einen Termin. Es ist auch nicht so, dass sie sich nicht getraut hätte, einfach zu klingeln – es war einfach noch nicht der Termin. Sie weiß nicht, wann er ist. So ist sie einmal mit dem Fahrrad vorbeigefahren, einmal mit dem Bus … Jedes Mal hatte sie in der Nacht zuvor davon geträumt. So wie auch letzte Nacht. Doch da wachte sie von einem fast ohrenbetäubenden Klingeln auf – ein Weckruf? Und nun geht sie auf Miras Haus zu. Als sie ungefähr 100 m davor ist, bleibt sie stehen, denn etwas auf dem Gehweg zieht ihre Aufmerksamkeit an, gerade als sie ins Zweifeln kommt, ob es wirklich „der Termin“ ist. Hunderte von Ameisen scheinen sich extra dort versammelt zu haben und bilden ein Symbol: einen Pfeil, der direkt auf Miras Haus zeigt. 

Inken muss lachen und bedankt sich bei den Ameisen für ihre Mithilfe. Wieder ein Zeichen, dass alles miteinander verbunden ist und es so viel Unterstützung gibt. Sie kennt solche Zeichen, und doch war das mit den Ameisen eine ziemliche Meisterleistung von „Allem was ist“. Die werden aber auch immer besser. Behutsam steigt sie hinüber und geht weiter. 

Kurz bevor sie das Haus erreicht, werden noch die allerletzten Unsicherheiten weggeblasen, nicht nur durch den Wind, der gerade aufkommt. Inken kann erkennen, dass das Haus in eine geometrische Lichtform gehüllt ist, eine Lichtform – wie ein Kristall – die sie bisher in jedem Traum, der sie hierher geführt hat, gesehen hatte.

Stille und Aufregung vermischen sich in ihr und sie atmet langsam ein und aus, während sie die fünf Treppenstufen hinaufgeht und auf die Klingel drücken will …

Doch ein knatterndes Motorengeräusch lässt sie innehalten. Im Eiltempo kommt ein Motorrad angefahren und hält an. Ein Mann im dunkelblauen Shirt steigt ab, nimmt den Helm ab und kommt auf Inken zu. „Adrian!“, hört sie sich sagen, obwohl sie ihn – in diesem Leben – noch nie gesehen hat. „Ich habe keine Ahnung, warum ich jetzt hier bin“, sagt er und schaut sie ruhig an. Dann drücken sie gemeinsam auf die Klingel. In dem Moment sieht Inken auf Adrians Unterarm eine Tätowierung: Es ist genau die geometrische Form, der Kristall, der sich ihr als Lichtform in ihren Träumen und gerade eben am Haus gezeigt hat.

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Melanie Ackermann
Melanie Ackermann

Melanie Ackermann – Autorin und Feinwesen. In Artikeln, Gedichten, Geschichten und in meinen Büchern schreibe ich über Sichtbares und Unsichtbares. Mit meiner Feder reise ich in die Welten, zwischen die Welten und darüber hinaus. Bisher habe ich zwei Bücher veröffentlicht: „Das blaue Buch der Weisheit“ sowie „Nirima – Das Licht überall“. https://melanieackermann.de/

4 Kommentare

  1. Liebe Melanie,

    du hast die Fäden wieder zusammengeführt, alle in einem RAUM versammelt, geschrieben in deinem einzigartigen Stil, strategisches Denken gepaart mit höherem Wissen, was einfließt.

    Der Raum ist da, ganz still.
    In ihm ist alles und nichts.

    Und ich erinnere mich, dass E. Tolle sagt, die beiden Begriffe, die “die grenzenlose
    Göttlichkeit“ für ihn am besten beschreiben sind:
    Raum und Stille.

    • Dankeschön liebe Dagmar. Von E. Tolle habe ich tatsächlich noch nie etwas gelesen, aber was du da schreibst, mit dem Raum und der Stille, klingt wunderschön. Und auch so greifbar, obwohl es gar nicht greifbar ist.

  2. Liebe Melanie❣️
    Sooo schön, der Raum, die Stille, Tränen, die zu Lichtfunken werden. Ich bin berührt.
    Und „nebenbei“ hast du es geschafft, die Fäden wieder zusammenzuführen, die in meinem Kopf nicht mehr klar sortiert waren. Danke für diesen besonderen Text.
    Grüßle Anne

    • Liebe Anne, ganz herzlichen Dank für dein liebes Feedback und ganz viel Freude beim weiterlesen …., denn es geht weiter, mehr verrate ich aber noch nicht ;-). Liebe Grüße

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