Die gute Vorbereitung

In den beiden Artikel „Die Feuer des Lebens“ und „Das große Loslassen“ hatte ich von den Wandlungen erzählt, die in meinem Leben zugange waren. Dem Haus, das verkauft wurde, kaum dass ich mich als Mieterin entschlossen hatte, ganz an dem Ort zu bleiben und mich noch mehr ins Dorfleben einzubringen und den Garten zu gestalten. Die Motten und der Schimmel, die Monate zuvor in Wohnung und Keller gewesen waren und mich dazu gebracht hatten, einiges auszusortieren. Und die Veränderungen, die somit eingeläutet wurde, ob ich sie wollte oder nicht.
Einen Monat später habe ich dann entschieden, nachdem ich zunächst einige Wohnungsanzeigen gewälzt und doch nichts angeschaut hatte, abzuwarten. Das Ganze erst mal auszusitzen und zu gucken, ob ich als Mieterin weiterhin bleiben konnte oder nicht.
Den Impulsen folgen
Dann, am 15. Mai 2025, saß ich abends auf dem Sofa und scrollte mehr aus Langeweile durch die Anzeigen einer Wohnungsseite hier im Kanton. Ich blieb bei einer Wohnung hängen und sah mich dort in der Küche stehen. Auf dem Bild, das ich anschaute, blitzte wie für einen Moment das Bild von mir in dieser Küche auf.
Ich dachte: Ins Dorf herunterziehen (die Wohnung war im Nachbarort, ich wohnte bis dahin mehr am Berg)? In einen Block? Hatte ich nicht vor, mache ich nicht. Auch wenn der Impuls und ein Ja für die Wohnung ganz klar da waren. So ignorierte ich den Impuls, bis am Samstag darauf, zwei Tage später, die nächsten Besichtigungen für den Hausverkauf in der alten Wohnung anstanden.
Noch vor den ersten Besichtigungen bekam ich plötzlich ein ganz schlechtes Bauchgefühl und wurde todtraurig. Es hatte nichts damit zu tun, dass die Wohnung angeschaut wurde, das hatten wir schon einige Male hinter uns, doch damit, dass ganz unerklärlich dieses schlechte Gefühl plötzlich da war.
Ich wusste, das hatte etwas zu bedeuten, wenn ich auch noch nicht sagen konnte, was. So entschied ich, zwischen zwei Besichtigungsterminen den Vermieter der inserierten Wohnung anzurufen. Ich wollte dem Impuls folgen, den ich gehabt hatte, statt nachher zu bereuen, es nicht getan zu haben.
Zusagen, wenn es dran ist
Ich hatte Glück: Er ging direkt dran. Später erzählte er mir, dass er nur aus Versehen ans Telefon gegangen sei, weil er meine Nummer mit jemandem verwechselt hatte, denn es hatten inzwischen schon so viele Interessenten für die Wohnung angerufen, dass er nicht mehr dranging.
Jetzt hatte ich Glück und konnte zwei Stunden später direkt die Wohnung besichtigen. Ich ging rein, sah sie mir an, ging raus und dachte: Nehme ich nicht. Dann kam ich mit dem Vermieter ins Gespräch, wir verstanden uns gut und tauschten uns noch länger aus. Am nächsten Tag bat ich darum, die Wohnung noch anschauen und ausmessen zu können, auch, um alleine nochmal reinzuspüren, was die Wohnung mit mir machte. Es fühlte sich stimmig an und doch war der Kopf vom Verstand her immer noch dagegen.
Jeder hingegen, dem ich von der Wohnungsbesichtigung erzählte, bot seine Hilfe an: Freunde sagten: Ich komme mit dem VW Bus. Ich helfe dir tragen. Ich räume vorher mit dir aus. Ich gestalte den Umzug mit. Es war wie ein Selbstläufer, ohne dass ich selbst entschieden hatte.
Ich erbat mir eine dritte Nacht und schlief nochmal über die Entscheidung. In der Zwischenzeit – das wusste ich nicht – besichtigten noch viele weitere Menschen die Wohnung, doch alle sagten aus irgendeinem Grund ab. So war sie nach drei Tagen immer noch frei und ich konnte Ja sagen.
Wenn es schneller geht als gedacht
Es war kein Ja, das aus dem Verstand herkam, zu sehr hatte ich Sorge, dass es im Dorf zu laut sein könnte, ich im Wohnblock nicht meine Ruhe hatte. Doch alles in mir und um mich schien schon vorbereitet zu sein.
Ich organisierte den Umzug in vier Tagen inklusive Nachmieter (der sich bereit erklärte, auch in die alte Wohnung zu ziehen, ohne zu wissen, ob und wie lange er würde bleiben können), Umzugsunternehmen, Helfern, und allem, was es sonst für einen Umzug braucht.
Die Schlüssel bekam ich vier Wochen vorher, da die Wohnung schon leer stand, und konnte so in Ruhe die Räume einrichten, gedanklich und am Umzugstag alles parat machen. Etwas mehr als vier Wochen lagen schließlich zwischen „Ich bleibe in der alten Wohnung und warte erst einmal ab“ und dem Umzug.
Ankommen am neuen Ort
Hätte ich das planen können? Mir ausdenken? Nein. Nicht bei den wenigen Wohnungen, die hier im Kanton ausgeschrieben sind. Nicht bei den vielen Anfragen und Bedürfnissen. Bei der Wohnung habe ich später gemerkt: Sie hat See- und Bergsicht. Rundum. Ich schaue mit unverbautem Blick auf die Rigi, das Stanserhorn und den Vierwaldstättersee (Alpnachersee) bei Alpnachstad. Ich sehe das Dorf, in dem ich vorher gewohnt habe und in die Weite, durch den ganzen Kanton. Ich blicke auf schneebedeckte Wipfel, auch mitten im Sommer und ich habe einen Balkon bzw. zwei mit Morgen- und Abendsonne.
Kurz: Die Wohnung ist perfekt. Perfekt für das, wo ich gerade stehe und was ich brauche. Sie ist ruhig, die Menschen sind nett und nach zwei Wochen Rückzugs- und Ankommenszeit, in der ich die Wohnung eingerichtet habe und wirklich angekommen bin, war am Samstag die Einweihungsfeier.
Diesen Termin hatte ich mir direkt nach Zusage zur Wohnung gesetzt, um etwas zu haben, auf das ich mich freue und einen klaren Rahmen zu haben und Termin, zu dem ich die Wohnung nach dem Umzug fertig haben möchte. Das hat geklappt.
Die Hinführung zum Neuen – begleitet
Jetzt sitze ich hier, blicke ins Dorf raus, in dem ich vorher gewohnt habe, und kann manchmal kaum glauben, dass erst acht Wochen zwischen diesen intensiven Wechseln vergangen sind. Nochmal acht Wochen vorher habe ich erfahren, dass das Haus verkauft wird und hatte wenige Tage vorher entschieden, nichts im Leben zu ändern und ganz dort zu bleiben.
So kann das Leben gehen. Und rückblickend muss ich sagen: Es kommt mir wirklich so vor, als wäre alles – von den Motten bis zum Schimmel und alles darum herum – die beste Vorbereitung gewesen, die mich dazu hingeführt hat, wo ich heute bin. Dass ich nur die Sachen hatte, die ich wirklich mitnehmen wollte (weil ich vorher ausgemistet hatte). Dass ich bereit war und schon offen für Veränderung durch das, was vorher war. Sonst wäre es nicht so leicht gegangen, so hätte ich mich nicht so einfach auf die Veränderung einlassen können.
Menschen, die an meiner Seite waren, haben mir auch geholfen, weiterzugehen. Und mein Wissen um die Schwellenzeiten hat mich immer wieder vertrauensvoll vorangehen lassen.
Wir wissen nicht, was als Nächstes kommt, aber wir können immer wieder vertrauensvoll nach innen fragen, wozu es gerade gut ist, was als Nächstes ansteht, was von uns gefordert ist und dem nächsten Schritt vertrauen. Im Wissen, dass eine höhere Macht am Spiel ist. Im Wissen, dass wir nicht alles kontrollieren können und brauchen und dass manchmal die Dinge, die am schrecklichsten aussehen, Teil eines größeren Plans sind, der uns auf neue Wege führt. Die wir selbst nicht gewählt hätten und die doch jetzt passend für uns sind.
Zum Nachlesen die ersten beiden Artikel „Die Feuer des Lebens“ (https://www.newslichter.de/2025/04/die-feuer-des-lebens/) und „Das große Loslassen“ (https://www.newslichter.de/2025/04/das-grosse-loslassen/)
Liebe Sabrina , Deine Geschichte liest sich sehr schön und zeigt doch wieder , dass sich die Dinge immer wieder fügen – genauso, wie es gut ist für uns. „Teil eines größeren Plans “ , wie Du es beschreibst und das erkennen wir oft im Nachgang.
Ich wünsche Dir eine gute Zeit und freue mich schon auf weitere Impulse von Dir. Liebe Grüße, Anna
Danke dir, liebe Anna! Herzlich, Sabrina
Danke für die Geschichte Sabrina. Was für ein deutliches Beispiel für den großen Plan den es gibt, ohne dass wir wissen wir er aussieht. Und trotzdem ist es so schwierig zu vertrauen und diesem lauten Verstand etwas entgegen zu setzen. Ich freue mich für dich, dass alles sich so zum Guten gewendet hat für dich!
Liebe Franzi,
das kenne ich sehr gut mit dem Vertrauen und wenn du magst, schau doch mal ins Buch von mir „Orchester der Liebe: Wie wir Vertrauen ins Leben entwickeln“ (Freya Verlag, 2020), darin gibt es viele Geschichten darüber, wie ich die innere Führung selbst auf die Probe gestellt habe und wie ich mit Ängsten und Zweifeln auf dem Weg und der Suche nach dem Vertrauen umgegangen bin – und wie wir es mehr und mehr ins Leben entwickeln können. Hier findest du alle Infos (und die Leseprobe) zum Buch: https://www.sabrinagundert.de/orchester-der-liebe
Ich wünsche dir gute Wege. Herzlich, Sabrina
Was für eine schöne Geschichte, liebe Sabrina! ich habe auch gern meine Ruhe und schaue immer, ob es irgendwo zu laut sein könnte. auch liebe ich einen weiten (Über)blick. Auf den See und die Berge, herrlich! Man kann die Impulse und dass alles vorbereitet war, richtig nachfühlen. ich freue mich für dich und wünsche dir alles Gute.
Gabi