Mutig sein und klare Schnitte setzen

Immer am 1. August begehen wir das Schnitterinnenfest. Es ist das Jahreskreisfest, das uns oft am meisten herausfordert, weil wir uns weigern, den Schnitt zu setzen, obwohl wir sehen, dass er ansteht.
Wenn der Sommer im Jahresrad, das sich an Helligkeit orientiert, Richtung Herbst wechselt, sind wir aufgefordert, Korn und Kräuter zu schneiden, um sie für uns nutzen zu können.
Das Korn wird sterben, damit wir Brot daraus backen können. Die Kräuter werden am Hochstand ihrer Wirkkraft geschnitten, um daraus Tee und andere Heilmittel zu machen.
Etwas stirbt, damit etwas anderes weiterleben kann
Dabei geht es nicht darum, „alles“ zu schneiden. Es geht darum zu schneiden, was dem Leben nicht länger dient – das Korn wird nicht besser, wenn es nicht geschnitten wird, ebenso nicht die Wirkkraft der Kräuter. Sie wird schwächer und weniger.
Ähnlich ist es im Leben: Versäumen wir den Schnitt zu setzen, der ansteht – ob in der Beziehung, im Job, am Wohnort oder in einem anderen Lebensbereich – wird dieser Abschnitt dadurch schwächer.
Weil wir zwar vielleicht ein Knarzen seit einiger Zeit wahrnehmen, dass etwas unrund läuft in diesem Bereich, aber nicht danach handeln. Wir sitzen es aus. Weil wir Angst vor Veränderung haben, vor dem, was wir da in uns wahrnehmen.
Simone Gantner hat es im Lied „Feuer der Verwandlung“ treffend gesagt: Was ausgedient hat brenne – im Feuer der Verwandlung – Wir vertrauen dem leeren Raum, wir vertrauen dem leeren Raum (hier anhören).
Es geht darum, dass das, was ausgedient hat brennt – nicht alles. Damit es ins Feuer der Verwandlung (nicht der Vernichtung, so wie es sich in unserem Kopf oft anfühlt) gegeben werden kann. So dass Neues entsteht nach dem Raum der Wandlung und der leeren Zeit dazwischen.
Das ist das Schnitterinnenfest.
Es lädt uns ein zu prüfen:
- Wo in meinem Leben steht schon lange ein Schnitt an?
- Was ist an der Zeit, geschnitten zu werden?
- Welche Aspekte meines Lebens dienen meinem Leben noch und welche nicht?
Von Herzen für dich,
Sabrina
Liebe Sabrina,
Vielen Dank für Deinen Text mit der Erinnerung an das Schnitterinnenfest. Es ist so wichtig, das im Blick zu haben. Da viele von uns den Bezug zur Natur nicht in dem Maß haben, dass auch äußerlich Dinge geschnitten und geerntet werden, droht schnell Gefahr, diesen so wichtigen Prozess um diese Jahreszeit zu übergehen, gerade weil es ja auch Mut kostet, hinzu schauen was gehen und was bleiben darf… Danke für Deine schönen, klaren und prägnanten Worte!
Liebe Grüße
Isabel