Brief an meine Ahnin
 
Meine liebe Mimi, wenn ich an dich denke, duftet es nach Äpfeln und frisch gekochter Marmelade, nach Kartoffelkeller und Mohrrüben, nach Milchreis mit Zucker und Zimt, nach Gartenerde und Weihwasser.
Ich sehe deine Hände immer in Bewegung, höre die Stricknadeln klappern und bekomme warme Füße beim Gedanken an die vielen Wollsocken, die du für mich gestrickt hast (und die Fingerhandschuhe ohne Fingerkuppen, damit mir im Winter beim Orgelspielen die Finger nicht steif wurden).
Ich erinnere mich daran, dass ich mir von dir gern ein Rüschennachthemd ausgeborgt habe, damit ich als Prinzessin unter das schwere Federbett im Schlafalkoven schlüpfen konnte.
Ich denke an warme Suppe, an immerwährenden Nachschlag ( „Catrinchen, nimm ook noch!“), in dem sich so viel Liebe ausdrückte, an den bullerheißen Ofen im Winter und das Planschbecken im Garten an heißen Sommertagen. An frische Erdbeermilch und das Kreuz an der Wand.
Ich habe dich oft gefragt, was das schönste Erlebnis deines Lebens war, und immer hast du, ohne zu zögern, gesagt: „Als der Leo zu Weihnachten aus dem Lazarett nach Hause gekommen ist“. Monatelang hattest du mit der Gewissheit leben müssen, dass mein Opa gefallen ist. Immer wieder habe ich mich mit dir über den glücklichen Ausgang der Geschichte gefreut.
Du hast sechs Kindern das Leben geschenkt, das jüngste davon war meine Mutter. Ich danke dir für mein Leben.
Ich danke dir für deinen Mut, den du brauchtest als Flüchtlingsfrau mit 6 Kindern, und für deine Fähigkeit, aus schweren Zeiten das Beste zu machen und Hingabe in die einfachen Dinge zu weben. Mit Demut und Gottvertrauen dem Leben ergeben, so wie es gerade war.
Ich habe dich nie streng erlebt, obwohl du das bestimmt auch sein musstest. Als ich jung war, mit Anfang 20, dachte ich, dass es nicht reicht, einfach nur ein lieber Mensch zu sein, weil man doch etwas Besonderes aus seinem Leben machen muss, dabei ist es das Schönste, was man über einen Menschen sagen kann.
Für mich warst du ein lieber Mensch durch und durch. Ohne Denkmal und ohne Laudatio. Eine Königin mit Filzhütchen auf dem Kopf und der Krone im Herzen.
Ich habe mich bei dir immer willkommen, geliebt und geborgen gefühlt. Für dich musste ich nicht toll sein, nichts Besonderes leisten.
Ich danke dir für alles, meine liebste Mimi. Ich danke dir und segne dich. Ich hoffe, es geht dir gut, dort, wo du gerade bist. Ich stelle mir vor, dass du himmlisch weiche Socken aus Schäfchenwolkenwolle strickst und in überirdisch leckeren Eintöpfen rührst. Vielleicht genießt du es aber auch einfach da zu sein, umgeben von deinen Lieben, und nichts tun zu müssen.
Ich sehe dich vor mir und fühle dich nahe bei mir. Ich habe dich von ganzem Herzen lieb.
Deine Catrina
 
 
 
 
 
 
Liebe Catrina, ooooh, wie zart, weich und voller Liebe erreichen deine Worte mein Herz und Erinnerungen meiner Kindheit ….. sooo ein großer Schatz, so nährend und friedlich verbunden … voller Herzenskraft …
Danke an dich und an alle Mimis 🙏❤️🙏
Wie schön, dass du das auch so fühlst, liebe Martina, danke von Herzen für deine liebevollen Worte💗🙏🙏🙏
❤️ 🌟 💕🌟 💞 🌟 aus tiefstem Herzen DANKE, liebe Catrina
Liebe Catrina, vielen Dank für Deine Zeilen – so wie Du sie direkt aus Deinem Herzen kommend geschrieben hast, finden sie Eingang in mein Herz und lassen mich an meine Oma Hildegard denken. Auch sie war ein Segen. Ich schliesse mich Martina an: Danke an Dich und an alle Mimis!
Dank dir Catrina, Mimi-Enkeltochter, für dies warm erlesene Erleben deines Mimi Glücks, das du mir schenkst am Ahninnentag, heute. Seh meine Oma Anny vor mir, wie sie ihre Arme in strahlender Freude in die Höhe wirft, ausbreitet – sobald sie mich in der Tür stehen sieht. Diese Liebe, bedingungslos. Dieser Ausdruck reinen Glücks, dass es mich gibt. Wie sehr uns Großeltern damit beschenken können. Glückliches Ankern in der Welt dank solcher Liebesgabe. Herzgrüße zu dir