Ich fühle Solastalgie

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Immer wieder spürte ich z.B. nach der Flut, nach den Waldbränden in Australien, nach Fukushima einen tiefen emotionalen Schmerz, den ich als Gefühl nicht richtig zuordnen konnte. Jetzt habe ich erfahren, dass es dafür einen Begriff gibt: Solastalgie bezeichnet das Verlustempfinden, den Schmerz über den Verlust tröstlicher heimatlicher Geborgenheit.

Zusammengesetzt ist die Wortschöpfung aus dem lateinischen solacium („Trost“) und dem altgriechischen algos („Schmerz“). Solastalgie ist ein Gefühl irgendwo zwischen Trauer, Heimweh und Identitätsverlust ausgelöst durch den durch Menschen gemachte Zerstörungen und/oder Umweltkatastrophen von Mutter Erde.

„Erfunden“ hat den Begriff der Professor für Environmental Studies, Glenn Albrecht im Jahr 2000 im Zusammenhang der emotionalen Auswirkungen des Tagebaus im australischen Hunter Valley. Demnach ist Solastalgie eine typische Reaktion dort, wo jemandes „physische Umwelt (Heimat) so verändert wird, dass die eigene Identität, das Wohlbefinden und die Autonomie unterminiert werden.

„Wenn die Sprache nicht ausreicht, um die Dinge angemessen beschreiben und verstehen zu können – nun, dann müssen wir eben einen Begriff dafür erfinden“, sagt Albrecht.

Inzwischen hat das Wort auf vielerlei Ebenen Eingang in den Sprachgebrauch gefunden. Aber am Besten wäre es aber, wenn uns das Gefühl der Solastagie dazu bringt, uns tatkräftig für den Erhalt der Natur und unseren Heimatplaneten eintzusetzen. Dann kann das Wort vielleicht am Ende wieder aus dem Wortgberauch verschwinden.

„Es ist ein Wort, das es eigentlich gar nicht geben sollte, das aber aufgrund widriger Umstände kreiert werden musste“, sagt Albrecht. „Inzwischen ist es rund um den Globus verbreitet. Das ist schrecklich … Schaffen wir es aus der Welt. Beseitigen wir die Umstände, die Kräfte, die Solastalgie auslösen.“

Quelle und mehr: https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2020/04/solastalgie-ein-wort-das-es-gar-nicht-geben-sollte

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3 Kommentare zu “Ich fühle Solastalgie
  1. Manche Sprach-Neuentwicklung bezeichnet Fortschritt und Weiterentwicklung, manche, so wie diese, leider eher das Gegenteil.
    Es hat mich sonderbar berührt zu lesen, dass dieses Gefühl von Trauer und Schmerz so gewaltig ist, dass es dafür einen eigenen Begriff braucht. Und es hat mich abgeholt, weil auch ich diese sich zunehmend in mir ausbreitende Trauer nicht greifen konnte.
    Sie betrifft (jedenfalls bei mir) nicht nur die reale Zerstörung unserer Umwelt, sondern des gesamten Gefüges des Mensch-eingebunden-in-Natur-sein-dürfens.
    Wie gut, dass es Foren wie dieses gibt (herzlichen Dank, liebe Bettina), in denen eine andere Philosophie verbreitet und gelebt werden kann.
    Das macht Mut, der Trauer aktiv und achtsam zu begegnen und Veränderungen in mir und in meinem Umfeld anzustoßen.

    Herzensgrüße
    Imke

  2. Erika Myriel sagt:

    Liebe Bettina, danke für diesen Ausdruck. Jetzt weiss ich woran ich leide, schon seit Monaten. Ich bin dabei immer mehr meiner Intuition zu vertrauen. Ich spüre Mutter Erde und ihre Verletzlichkeit. Sie schreit es uns förmlich ins Gesicht, und wir reagieren immer noch zu träge. Ich schicke täglich Farben und Licht an alle und alles, auf das es nicht noch knüppeldicker kommt für uns alle. Ich denke, das ist das Beste was wir alle tun können, täglich Licht und Liebe zu verströmen und dabei standhaft zu bleiben und an das Positive zu glauben.
    In Liebe und Dankbarkeit
    Erika Myriel

  3. Miriam sagt:

    Liebe Bettina, dank dir für diese wertvolle Perspektive, für Solastagie, dieses neue Wort, das da ist, weil es das Beschriebene gibt. Das Wahrheit bestäntigt. Und Verbindung schafft. Außerdem: „Was ist, darf sein. Und was sein darf, kann sich verändern.“
    Ein Hinweis: Gerade höre ich Angelika Hutmacher im Rahmen der diesjähirgen Kriegsenkel-Konferenz. Und genieße dankbar wie sie über die elementare Verunsicherung spricht, in der wir uns aktuell befinden. Das Interivew mit ihr ist noch abrufbar – im kostenfreien Rahmen zum Kennenlernen – bis morgen 12 Uhr. Zugang zur gesamten Konferenz auf Dauer per Geld-Ausgleich. https://www.kriegsenkel-kongress.de/kongress-tag/2021-tag-2
    Lieben Dank für den Hinweis auf diese Konferenz – ich genieße dankbar das Lösen alter „Knorzel“ zugunsten von befreiter Lebensenergie. Welch ein Segen!

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