Teil 8: Der Anfang vom Ende – und vom Anfang von allem

Lesezeit 4 Minuten –

Die newslichter Fortsetzungsgeschichte Teil 8 – Kapitel 12 – Der Kreis

Inken, Adrian, Mira, Liora, Elian und Aside sitzen im Kreis. Flimm liegt bei Liora und reckt sich einem Sonnenstrahl entgegen, der durch das Sprossenfenster fällt. Die Blume auf seinem Fell leuchtet nur noch leicht, wie ein langsam verglimmender Holzscheit. Ein leiser Ton schwingt im Raum – es ist der Raum selbst, der ihn erzeugt und zugleich kommt er aus dem Feld aller Möglichkeiten, mit dem sie verbunden sind. Der Raum singt in der hohen Frequenz der alten Sprache, aus den uralten, ewigen Welten, die durch sie und mit ihnen klingen. Alles um sie herum erzeugt jetzt gerade diesen Ton und gleichzeitig war er immer schon da – wie das Rauschen in den Ohren, das man hat, wenn es ganz still ist. Die Stimme des Universums.

Eine fehlt – sagt Mira bestimmt – es müssen sieben sein.

Wir sind sieben – sagt Liora und streichelt Flimm. Der Kater springt auf und läuft aus dem Raum.

Siehst du – sagt Mira – Flimm weiß es besser – Eine fehlt. Sie steht auf und legt ein weiteres buntes Sitzkissen in den Kreis, den die Gruppe auf dem warmen Holzboden des Hauses bildet. Den anderen war bisher nicht aufgefallen, dass noch ein Platz im Kreis leer ist. Doch jetzt wird es offensichtlich – erst mit dem siebten Kissen wird der Kreis rund. Mira geht zur Tür ihres Hauses und öffnet sie. Grete – sagt sie – auf dich habe ich gewartet, komm rein. Mira lacht befreit, als sie Gretes erstauntes Gesicht sieht, und zieht die junge Frau mit den langen weißen Haaren zum Kreis, zeigt auf das Kissen: Setz dich. Grete lässt sich auf das Kissen sinken und atmet tief durch. Auch Mira nimmt den Platz im Kreis wieder ein.

Der Kreis schließt sich. Alle spüren es. Es ist, als würde ein Schloss einschnappen. Jede und jeder einzelne im Rund merkt es ganz genau – Erfüllung. Auf dem Boden zwischen ihnen, in der Mitte des Kreises, beginnt eine Verwandlung. Zarte Lichtlinien laufen von Mensch zu Mensch, von Platz zu Platz, von Leben zu Leben. Es sieht schön aus und heiter. Die Verbindung geschieht langsam und doch fast zwingend – niemand könnte sie jetzt noch aufhalten: Ein Muster bildet sich, ein Stern, ein siebenzackiger Stern, der alle einschließt. Vollendet – sagt Aside – Es ist vollendet. Noch nicht ganz – Elian beugt sich vor und streicht Aside über das Gesicht – Das, was war ist vollendet, das, was kommt, darf jetzt beginnen. Gibst du mir deinen Kristall, bitte? Er hält die Hand auf und Aside bemerkt, dass der lemurische Kristall in ihrer Jackentasche leicht vibriert. Noch bevor sie ihn herausnehmen kann, öffnet sich die Haustür erneut …

Kapitel 13 – Exkurs: Die Weberin

Hinter dem unendlichen Wald, am Ufer der ewigen Geschichten wohnt die Weberin. Sie wohnt dort seit gerade eben. Oder immer schon. Genau weiß sie es nicht, was ist Zeit? Diesen Morgen ist sie aufgestanden und zum Wasser gegangen – wie immer schon oder zum ersten Mal. Die Wellen des endlosen Ozeans waren neu für sie und zugleich tiefst vertraut. Sie schöpfte mit beiden Händen aus dem unvergänglichen Meer und ließ das warme Wasser über ihr Haar laufen. Machte sie das so? Sie wusste es nicht und es war auch ohne Bedeutung.

In ihrem Haus steht ein Webstuhl. Natürlich steht er dort, sie ist eine Weberin. Vor einiger Zeit – eben oder gestern oder vor 1.000 Jahren – hat sie ein neues Muster begonnen. Es entsteht einfach so – sie kann es nicht denken, nicht erklären, nicht messen und nicht vorhersehen. Es bricht mit allen Mustern, die sie kennt und zugleich ist es die konsequente Folge all dieser Muster. Sieben Farben hat sie bisher verwoben und sieben verschiedene Fäden eingeflochten. Gerade sieht das Muster aus wie ist ein siebenzackiger Stern, ein Heptagramm. Doch die Weberin weiß und weiß zugleich nicht, dass das Muster weiter gewoben werden will – einige Farben fehlten noch, erst dann wird die wahre Form erkennbar sein, erst dann wird geschehen, was geschehen soll. Endlich. Oder immer wieder. Die Weberin setzt sich auf ihren Platz und greift nach einem neuen Faden …

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Andrea Goffart
Andrea Goffart

Als Autorin, Biografin und Schreibcoach unterstützt Andrea Goffart Menschen dabei, ihre Geschichte(n) zu erzählen. In ihren Schreibräumen (online / Präsenz) entsteht ein offenes, wertfreies Wir, das auch schüchterne Geschichten einlädt, sich zu zeigen. www.andrea-goffart.de Monatliche Schreibimpulse schenkt ihr Newsletter FEDERFLUSS.

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