Über innere und äußere Türen …

Lesezeit 7 Minuten –

… und Verbundenheit im Herzen. Es gibt Beziehungen, die uns absolut nicht guttun. Und doch suchen wir immer wieder ihre oder seine Nähe. Tausendmal getrennt und weggelaufen, um dann doch wieder zurückzukehren, es noch mal zu versuchen, sind da nicht auch die guten Seiten? Du spürst deutlich, es tut Dir absolut nicht gut – trotzdem öffnest Du wieder und wieder die Tür.

Eine kleine Szene aus meiner Begleitung von neulich.

Er sagt, es schuldet die Höflichkeit und seine gute Erziehung, die Türe zu öffnen und sie auch hereinzubitten, wenn sie physisch an seiner echten Wohnungstüre klingelt. 

Es klingelt aber nicht nur an der Haustüre, es ist auch und insbesondere seine innere Türe. 

Ist es wirklich der Höflichkeit und der guten Kinderstube geschuldet? Wer will hier die Türe eigentlich öffnen? Ich bitte ihn, in diesen Moment wirklich hineinzuspüren. Es ist wichtig für seinen Prozess, das wirklich zu fühlen: Wer will diese physische Türe eigentlich öffnen, um sie, die ihm absolut nicht guttut, hineinzubitten? 

Er ist still und spürt in sein Herz, lauscht und fühlt. 

Der kleine Junge in ihm, so spricht er dann, der kleine Junge will einfach, dass alles gut ist. Er sucht Nähe, er will in den Arm genommen sein.

So ist es meistens. Unbewusst klopft eine Bedürftigkeit an unsere Tür. Und wir öffnen diese, aus eigener Bedürftigkeit heraus. Unwissend. Die Wenigsten haben dies bewusst. Natürlich gibt es Begegnungen und Beziehungen, da sind wir voller Liebe und Vorfreude auf den Besuch, der sich unangemeldet oder angekündigt bei uns einfindet. In diesem meinem Beispiel jetzt aber geht es um diese andere Seite, die wir alle schon erlebt haben.

Wir gehen einen Schritt weiter und ich bitte ihn an sich selbst gerichtet jetzt in sein Innerstes diese Fragen zu stellen:

„Warum willst Du öffnen, wenn Du doch weißt, dass sie Dir nicht guttut. Ist es wirklich die gute alte Erziehung? Um was geht es? Worauf hoffst Du eigentlich?“

Ich halte den Raum für das, was sich jetzt in ihm sichtlich bewegt, was sich an Bildern und Emotionen zeigt. Es braucht einen langen Moment, sein innerer Prozess deutlich spürbar, bis es aus ihm herausbricht:

„Ich möchte einfach geliebt sein. Verdammt! Umarmt, geliebt und gesehen. Ich möchte endlich einfach richtig sein.“

Es ist der Junge, der jetzt spricht. Das bedürftige Kind, das tiefe Sehnsucht in sich trägt. Und es ist der Junge, der Verbundenheit sucht. Sein ganzes Leben sucht er danach. Tiefe, echte Tränen fließen.

Getrieben von einer tiefen Sehnsucht irren wir im Außen umher und suchen nach all dem, was uns eine Ahnung von Verbundenheit vermittelt. Es ist dieser tiefe Wunsch, uns angenommen und geliebt zu fühlen. Doch wenn ich im Außen nach Verbundenheit suche, ohne mich wirklich „mit mir selbst“ verbunden zu fühlen, verliere ich mich im Außen – unbewusst auf einer Ebene, einer kindlichen Ebene, für die oft das Bewusstsein und das Wissen um den Zugang dorthin fehlt.

Das schöne und viel zitierte Beispiel: Wenn ich im Außen nach Liebe suche und sich mein Partner aus dem Staub macht, ist dieses Gefühl, das wir als Liebe verknüpft haben, auch weg. ER oder SIE nimmt es einfach mit und wir stehen wieder alleine da; alleine und mit unserer Bedürftigkeit. Ohne bewusst zu haben, warum. Und die ganze Spirale an Triggern öffnet sich.

Wir heilen von innen nach außen und so tragen wir unser innen nach außen. Echte Liebe in uns gibt Raum für Verbundenheit im Außen; eine echte eigene innere Verbundenheit macht dies im Außen erst möglich.

Doch wie finden wir dorthin? In Selbstliebe und in diesem Gut mit uns selbst sein?

Es ist unser Grundbedürfnis. Wir kommen nackt und bedürftig zur Welt. Wir brauchen unser Außen: Ein liebevolles umsorgt Sein, ein echtes Miteinander, Teil sein, sonst überleben wir nicht. So viele Menschen sind in ihren Grundbedürfnissen abgeholt, aber nicht in dem, was uns an echtem Miteinander und Geborgenheit nährt. Wir öffnen Türen, obwohl sich alles in uns zusammenzieht. Wir ignorieren unseren Schmerz und spulen die ganze Palette der Hoffnung ab, weil es ja noch diese andere Seite in dieser Beziehung gibt.

Und weil es gemeinsam weniger alleine ist, obwohl wir trotz gemeinsam irgendwie einsam sind und uns diese „Beziehung“ mehr schmerzt und gar nicht guttut. Wir spüren das und halten trotzdem fest. Ein ewiger Kreislauf – als kämen wir nie an, dort in dieser Ruhe, durch Verbundenheit und Miteinander, nach der wir uns alle so sehr sehnen. Jahrelange Beziehungen, weil ein unbewusstes Muster abspult; das schöne Wort Trigger erklärt es.

Natürlich gibt es auch diese sich erfüllenden Partnerschaften und Beziehungen. Aus meiner Szene heraus schreibe ich hier über die andere Seite.

In dieser Begleitung, die ich hier als Geschichte nehme, sind wir tiefer gegangen und es wurde ein Dialog zwischen beiden, dem Erwachsenen und dem kleinen Jungen in ihm, begonnen, mit seiner nach innen gerichteten Frage: „Was brauchst Du von mir, was kann ich jetzt für Dich tun“ hin zu tiefer Wertschätzung und sich selbst sehen und annehmen in dem Schmerz, der sich eigentlich zeigt. Er sieht ihn selbst, seinen eigenen Schmerz, und er ist es selbst, der jetzt durch mich begleitet, seinen Jungen in die Arme schließt; sich selbst den Raum gebend für alles an Emotionen, was zum Vorschein kommt. In diesem Augenblick ist echte Nähe spürbar, mit sich selbst – es ist eine tief heilsame Begegnung.

Es ist absolut heilsam, wenn wir uns selbst in diesem Schmerz annehmen, uns wirklich Trost geben, als wäre es unsere kleine Tochter oder unser Sohn, der sich gerade tief verletzt hat und zutiefst traurig ist. Denn nichts anderes ist es, als unser eigenstes inneres Sein, das diesen Schmerz sein ganzes Leben schon unter Verschluss hält. Bedürftigkeit aus Bedürfnissen, die nicht so genährt worden sind, wie wir es gebraucht hätten.

In diesem Beispiel war es der eigene Vater und dieser tiefe Schmerz, von ihm nicht angenommen und akzeptiert zu sein; diese tiefe Sehnsucht des Jungen: ‚ich will einfach richtig sein‘. Das Kind will sein. Nicht, weil es leistet. Sondern, weil es einfach ist. Und genau dafür einfach tief geliebt sein durch den eigenen Vater.

Es fließen Tränen in dieser Begleitung. Erst aus Trauer um das, was nicht war und jetzt deutlich sichtbar ist. Dann aus einem Berührt Sein, weil sich da eine leise, zarte Verbindung zeigt, die zwischen „dem Großen und dem Kleinen“ entsteht. Frieden ist das, was dann spürbar ist.

Im nächsten Schritt ist es dann die Verbindung aus diesem uralten Schmerz zu der Geschichte, um die es für ihn in unserem Gespräch heute geht, dieser aktuellen gescheiterten Beziehung und ihrem Drängen, Kontakt zu ihm zu haben. „Ich mache die Tür für sie nicht mehr auf, es tut uns nicht gut, mir und dem Kleinen in mir. Und ich werde sie das nächste Mal bitten, mir nicht mehr zu schreiben. Ich möchte das nicht. So fühlt es sich jetzt richtig an. Ich möchte wirklich keinen Kontakt mehr zu ihr haben. Ich habe den kleinen Jungen an der Hand, es fühlt sich schön an. Es ist das, was ich brauche. Nicht sie. Es ist gut so jetzt.“

Wenn wir nicht verstehen, was im Außen eigentlich los ist, dann ist ein guter Weg, unser inneres Kind zu befragen. Es hat doch mehr Antworten parat, als wir kognitiv bewusst haben. Natürlich brauchen wir dazu ein Verständnis und auch ein Wissen um den Zugang dazu. Natürlich behutsam und mit Vorsicht in Themen, die tief traumatisierend waren und in denen wir zum eigenen Schutz wie tief in uns davon abgeschottet sind.

Ich habe die Gabe, innere Kinder zu sehen. Oft sind sie es, die mich anrufen und um Hilfe bitten, und gar nicht so sehr die Erwachsenen. Ich übersetze in diesen Momenten und bringe auf eine besondere Weise beide wieder miteinander zusammen – den Erwachsenen und das innere Kind. Echte Verbundenheit im innen, es ist etwas, das Raum für echte Nähe und tiefen Frieden in uns und so dann auch um uns herum öffnet. Es lohnt sich, hinzuspüren und hier eine Tür zu diesem verborgenen Raum zu öffnen – zu Dir, Deinen Wunden und diesem besonderen Kind, das in Dir steckt. Türen öffnen, um manch andere zu schließen – in Verbundenheit!

Von Herzen, Deine Jacqueline Christine Sohns

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Jacqueline Christine Sohns
Jacqueline Christine Sohns

Ums Seelenflüstern geht es in meinen Begleitungen; herzöffnend, empathisch und nährend. Es ist Energie, die wirkt und ein energetisches Lösen und in Deinem inneren Feld aufräumen. Es ist wie Licht in das zu geben, was Dich gerade stagnieren lässt. Seelenwege, Familienthemen, Innere Kinder, Erkrankungen oder einfach Fragen, auf die Du schon lange nach Antworten suchst. Melde Dich gern! https://www.jacquelinesohns.de

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