Wenn der Morgen nicht mehr graut: Die Umkehr

Der Morgen graut …, im Morgengrauen …, jemanden graut es vor morgen …, was sind denn das eigentlich für Aussichten? Und sind sie wirklich so grau? Ich habe nichts gegen grau, auch wenn es mich nicht gerade aufmuntert. Doch es gehört dazu – und vor allem hat es auch eine wichtige Rolle.
Grau ist mit seinen vielen Schattierungen die Farbe dazwischen – eine Zwischenwelt – so wie die Zeit zwischen Nacht und Tag. Doch da gibt es ja auch rosa, Blautöne und vor allem: zunehmendes Licht.
Warum heißt es dann nicht: im Morgenstrahlen, der Morgen strahlt? Es wäre doch ein ganz anderer Anfang (des Tages) als ein Grauen. Wenn wir das aus der Perspektive der Zeitenwende betrachten, wo die Parabel den Abstieg und Aufstieg zeigt und wir wohl mittlerweile auf der aufsteigenden Seite (wo auch immer) sind, dann ist die Wortwahl durchaus logisch. Aber nicht mehr zeitgemäß.
Denn für lange Zeiten ging es hinab, hinab, hinab … tiefer und tiefer in die Dichte und Dunkelheit. Sicherlich durch sämtliche Graustufen hindurch.
Doch Menschheit und Erde haben die Talsohle bereits durchschritten.
Auch wenn es im Außen nicht so aussieht. Auch wenn die Prognosen von „wann es endlich besser wird“ sehr unterschiedlich ausfallen. Und die neue Welt nicht von außen erscheinen wird, nicht von Außen auf uns zukommen wird. Und möglicherweise ist dieser ganze Prozess viel individueller, als wir je dachten.
Und so ist dieser Text vielleicht einer der Samen, die aus dem Morgengrauen ein Morgenstrahlen machen. Vielleicht werden sich die Menschen in 200 oder 500 Jahren über das Morgengrauen wundern.
Wann stehst du lieber auf? Im Morgengrauen oder im Morgenstrahlen? Und falls du erst später aufstehst, auch gut.
Unsere Wörter, gerade die „allgemein gültigen“ erzählen auch unsere (Kollektiv-) Geschichte. Unsere Geschichte des Abstiegs in die größtmögliche Dichte und Dunkelheit. Sie erzählen von unserer Ausrichtung.
Wir waren – von innen heraus – darauf ausgerichtet.
Nicht von außen, sondern von innen heraus.
Weil wir Mitschöpfer sind.
Unsere innere Ausrichtung hat begonnen, sich zu ändern. Das zeigt sich dann auch im Außen, zum Beispiel durch solche Inspirationen und vielem anderem, das wir mittlerweile sehen und wahrnehmen können. In uns und um uns herum.
Wir sind in große Zyklen eingewoben und nach dem Hinab kommt das Hinauf. Viele Menschen sehen und spüren, was alles an Schönem möglich ist – auf allen Ebenen. Wie leicht es sein könnte. Sie strahlen, und bekommen doch, wenn sie sich im Außen umschauen, noch so manches Mal das Grauen. Im Übergang ist eben alles da.
Alles hat seine Zeit.
Individuell.
Und kollektiv.
Wir sind Samensetzer, und wir werden immer mehr.
Liebevolle Gedanken und Gefühle, Bewusstwerdung, verändertes Handeln – das und noch viel mehr sind Samen. Die Erde ist umgepflügt, und wenn jeder Same ein Grashalm ist, dann haben wir mit der Zeit einen wunderbar weichen grünen Teppich, auf dem wir dem Morgenstrahlen entgegengehen können.
So sind Morgengrauen und Morgenstrahlen zwei Seiten einer Medaille, die wir erfahren wollten. Auf in die Klarheit.
Liebe Melanie
Während ich deinen Text las dachte ich so für mich, dass ich das Wort Morgengrauen wohl noch nie aktiv gebraucht oder geschrieben habe.
Und dann dämmerte es mir, weshalb:
Zwischen Morgengrauen und Morgenstrahlen befindet sich die Morgendämmerung.
Vielleicht gehören sie zusammen, und ein jedes der Worte hat seinen Platz.
Auf jeden Fall ist eine Dämmerung ein Übergang zwischen Tag und Nacht, am Morgen und am Abend.
Auf uns Menschen bezogen könnte Dämmerung die Schwelle zu einem neuen Bewusstsein sein.
Danke für deinen Text, der mich auf eine Entdeckungsreise geführt hat.
Liebe Michelle, danke, dass du deine Gedanken mitgeteilt hast und ich freue mich, dass der Text dich inspiriert hat ✨. Liebe Grüße, Melanie
Liebe Melanie!
Danke für den Impuls über die Wirkung von Wörtern nachzudenken … mir geht es da wie Michelle … auch ich fühle mich zu einer Entdeckungsreise eingeladen 😊
Viel zu häufig benutzen wir Wörter, weil sie sich in unseren Köpfen vor Ewigkeiten eingenistet haben … es ist Zeit für ein Neudenken und – sprechen in ganz vielen Bereichen.
Spontan denke ich an „Bombenwetter“, mit dem heute strahlender Sonnenschein und wolkenloser Himmel gemeint ist, aber seinen Ursprung im wahrsten Sinne des Wortes im Beschreiben der guten Sicht für Bomberpiloten hat.
Wenn Morgen früh die Helligkeit zurückkehrt, werde ich mich auf jeden Fall bewusst am Heller-werden erfreuen.
Herzensgrüße
Imke
Ach schön, danke Imke. Und auch für den Hinweis zum Bombenwetter, das war mir gar nicht bewusst, aber genutzt habe ich es auch fast nie. Hmm, vielleicht ist Lichterwetter eine Alternative :-). Schön sieht das Wort auf jeden Fall aus. Liebe Grüße