In Harmonie mit dem Ganzen
Von Andrea Thomas. Denkt eine Blume darüber nach, was sie sein müsste – außer dem, was sie bereits ist? Warum machen wir Menschen es uns so schwer, einfach das zu sein, was wir sind? Wir klammern uns an Vorstellungen, Meinungen und Fassaden, um darin eine Identität zu finden, die selten mit unserem wahren Wesen übereinstimmt. Warum nur?
Wie wäre es, ganz in den Fluss des Lebens einzutauchen, darin zu verweilen und den tiefen Impulsen zu folgen, die mir zeigen, wer ich wirklich bin?
Es ist die Sehnsucht nach Einklang mit dem Leben, die mich diese Fragen stellen lässt. Ein Lehrer sagte einst zu mir: „Andrea, geh weiter, geh weiter!“ Auch hier frage ich mich, was diese Aufforderung in der Tiefe bedeutet. Mit der Zeit wurde mir klar: Jeder Schritt, jeder Tag, jede Entscheidung stellt mich vor meinen eigenen Spiegel. Ich frage: Wer dirigiert gerade mein Leben? Spiele ich ein Instrument im Orchester meiner Konditionierungen? Oder bin ich Teil eines größeren Ganzen – einer Choreografie, die weit über mein Vorstellungsvermögen hinausgeht? Und füge ich mich harmonisch in das Lied des Lebens ein, mit allem, was ich tue und bin?
Wenn ich mich zurückziehe, vollkommen still werde, nach innen lausche und mich hingebe, kommen die Antworten: „Hier ist mein Weg.“ Hier kann ich ausdrücken, was das Leben durch mich frei entfalten möchte – ganz persönlich, ganz einzigartig, als Geschenk an das Leben selbst. All das liegt jenseits von Konstrukten und Normen. Und doch: Es ist nicht außerhalb von mir. Es lebt in meinem Herzen als Wegweiser zu dem, was ich wirklich bin.
Es bleibt eine Herausforderung, mir diese Fragen täglich zu stellen. Zu schnell verfalle ich in Alltagshektik, Gewohnheiten, Komfortzonen, in ein „Ich müsste doch!“. Noch schneller vergesse ich, dass ich Teil von etwas Größerem bin. Umso wichtiger ist es, in solchen Momenten einen Punkt der Ruhe zu finden – bevor das „Pferd des Gewohnten“ losgaloppiert. Denn hat es erst Tempo aufgenommen, läuft es wie immer. Die alte Schallplatte. Wer kennt sie nicht?
Es ist ein Akt der Selbstliebe, einen Schritt zurückzutreten, zum Beobachter zu werden und den inneren Stimmen zuzuhören. Ich erlaube mir, innezuhalten. Von hier aus sehe ich mich auf der großen Lebensbühne stehen. Welche Möglichkeiten habe ich? Wer spricht in mir? Wer trifft die Entscheidung für den nächsten Schritt? Was möchte ich aus tiefstem Herzen tun, damit sich durch mich etwas Einzigartiges ins Leben manifestiert? Plötzlich kann das Leben sich durch mich selbst leben.
Folge ich konsequent dem inneren Lebensimpuls, füllt sich mein Tag mit Glück, Freude, Sinn, Energie – und einer gesunden Müdigkeit am Abend. Ich werde müde, weil es Abend ist, weil es dem Rhythmus der Zeit entspricht. Nicht erschöpft, weil ich mich verausgabt habe oder blind über Grenzen gegangen bin. Im Gegenteil: Etwas in mir folgt dem ureigenen Rhythmus des Lebens. Eine tiefe, innere Zufriedenheit stellt sich ein. Ich bin im Frieden mit mir und dem Leben. Das ist eine natürliche, entspannte Art, „weiterzugehen“. Mein Körper regeneriert sich, die Kräfte der Selbstregulation wirken wie von selbst – weil es natürlich ist.
Ja, es erfordert Achtsamkeit, bei jedem Schritt zu prüfen: Fördert er den Einklang mit dem Leben – oder entfernt er mich von der Harmonie des Ganzen?
Dieser kurze Moment der Reflexion ist es wert. Ich bin diejenige, die entscheidet, ob ich im Fluss mit meinem Leben bin. Und das Gefühl, im Gleichklang mit ihm zu sein, ist unendlich schön. In der Präsenz der Gegenwart trinke ich genussvoll meinen Tee, betrachte das bunte Herbstlaub im Wald – ganz innig verbunden mit mir. In diesem Moment.
Danke dir, Andrea, für die schöne Erinnerung in deinen Worten an den Weg der Seele, den Herzensweg und das in Einklang stehen mit der inneren Führung und den Wegen des Lebens.
Von Herzen mit Dank,
Sabrina