Im neuen Jahr: Mut
Im neuen Jahr
grüße ich
meine nahen und
die fernen Freunde
grüße die
geliebten Toten
grüße alle
Einsamen
grüße die Künstler
die mit
Worten Bildern Tönen
mich beglücken
grüße die
verschollenen Engel
grüße mich selber
mit dem Zuruf
Mut
Zur Person: Rose Ausländer, geboren 1901 in Czernowitz/ Bukowina, überlebte die Jahre 1941-44 im Ghetto in Czernowitz und in einem Kellerversteck. 1946 wanderte sie in die USA aus und zog 1965 nach Deutschland. Sie erhielt verschiedene Preise für ihr Werk, darunter den Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Rose Ausländer starb am 3. Januar 1988. Ihr Werk liegt in einer 16-bändigen Ausgabe im Fischer Taschenbuch Verlag vor.
Anmerkung der Redaktion: Heute beginnt mit dem Frühlingsanfang das neue astrologische Jahr. Und weil wir alle die Widder-Qualität MUT so gut brauchen können, veröffentlichen wir heute diese schöne Ermunterung.
… ich mag gern biografisch dies ergänzen: Rose Ausländer ging bereits 1921 in die USA, erhielt 1926 die amerikanische Staatsbürgerschaft. Sie kehrte mehrfach in die alte Heimat, die Bukowina zurück, unter anderem, um ihre Mutter zu pflegen. Nach einer Abwesenheit von drei Jahren wurde ihr 1934 die amerikanische Staatsbürgerschaft aberkannt. Ich lernte dies, als ich ihre auch so großartigen ENGLISCHEN Gedichte entdeckte. Es beeindruckt mich SEHR, wenn Menschen einen so intensiven Sprachausdruck herzustellen vermögen – insbesondere in der Poesie – in einer von ihnen zur Muttersprache ergänzend erworbenen Zweitsprache. So viel Gabe, Begabung, schöpferische Schaffenskraft!