Buch meines Lebens

Friedericke Ramke

Friedericke Ramke

Während die meisten ihrer ehemaligen Mitschüler schon in Rente gehen, klingen Friederike Ramcke immer noch die Worte ihres Lehrers im Ohr: „Fredi, Du wirst Deinen Weg schon machen, du musst ja keinen Beruf ergreifen, wo du die deutsche Sprache brauchst.“ Aber das Leben stellt andere Weichen und mit der ihr eigenen Tatkräftigkeit hob die in Blankenese lebende Hamburgerin gleich zwei kreative Unternehmen aus der Taufe, die sehr wohl mit der deutschen Sprache zu tun haben. 1976 gründete sie den Telefon- und Schreibservice (TPS) und entdeckte 1996, ihre Leidenschaft für die Arbeit als Biografin. Das 75. Buch wurde gerade gedruckt und gebunden. Und an Ruhestand denkt die vitale, lebenslustige Frau noch lange nicht.

Am Anfang: Der persönliche Anrufbeantworterr

Friederike Ramcke erkennt Mitte der 70er Jahre ihre erste berufliche Nische im Mangel einer technischen Erfindung. Der Anrufbeantworter ist zwar praktisch, aber nicht immer beliebt. Denn 70 Prozent der Telefonkunden haben Scheu, Nachrichten auf dem Band zu hinterlassen. Eine Geschäfts-Idee wird geboren. Mit dem Slogan „Statt Anrufbeantworter die freundliche Stimme für Ihre Kunden“ machte Friederike Ramcke ihre Stimme zu Kapital und gründet einen Telefon-Service. Es brauchte eine Anlaufzeit, denn diese Geschäftsidee war in Deutschland absolut neu, aber in den USA und der Schweiz schon sehr erfolgreich. Und auch bei Friedericke Ramckes stehen nach und nach gut ein Dutzend Telefonapparate auf ihrem antiken englischem Schreibtisch. Sie nimmt für Vertreter, Handwerker und Einzelunternehmer die Telefonanrufe entgegen und ersetzte so die Sekretärin. „Nie hat ein Anrufer gemerkt, dass ich ein Fremdunternehmen war. Neben dem Telefondienst übernahm ich sämtliche Schreibarbeiten und das Sortieren der „fliegenden Zettel“ für die jeweilige Buchhaltung“, erzählt sie und das Unternehmen wächst, so dass sie sogar Arbeit aus dem Haus gibt.

Lebensgeschichten zu Papier gebracht
Im Sommer 1995 dann der Wendepunkt in Ramckes Leben. Eine 82 Jahre alte Dame bringt ein Manuskript und bitte, es „nur etwas ordentlich“ abschreiben. Für ihre Kinder, Enkel und Freunde. Das ist ein besonderer Auftrag. Die Geschichte ist brillant geschrieben und verdient es, zum Buch gebunden zu werden. Die erste Biografie erschien und eine Idee geboren. „Die Zeit war reif für Menschen wie du und ich, Bilanz zu ziehen. Und wie kann das vollkommener geschehen, als die eigenen Lebenslinien, beruflichen Stationen und Familiäres zu Papier zu bringen?“, formuliert die Autorin Ramcke ihr ambitioniertes Ziel. Niedergeschriebenes Leben von Einzelpersonen und Firmen eröffnet neue Dialoge in der Familie, zu Freunden, zu Kunden und Mitarbeitern. „Verständnis und Respekt vereinen sich so oft zum Brückenschlag zwischen den Generationen“, beschreibt Ramcke es poetisch im gleichen Atemzug. Die Auftraggeber, mit denen Friederike Ramcke zusammenarbeitet, erleben die Facetten ihres persönlichen und beruflichen Lebensweges noch mal sehr intensiv nach und gewinnen oft einen neuen Blick auf ihr Leben.
Auch der Sülldorfer Harry Stoffers hat seine Lebensgeschichte von Friederike aufschreiben lassen. Gegenüber der St. Michaeliskirche in Sülldorf fand der Blumenhändler 1962 sein Traumhaus aus dem Jahr 1862. Hundert Jahre gelebtes Leben hingen noch in den Balken; die Toilette mit Herzchen im Garten, und die Wasserzapfstellen außerhalb des Hauses. In vielen Stunden hörte Friederike Ramcke aufmerksam zu, nahm die mit Humor gepaarten Lebens¬erinnerungen auf Kassette auf, bearbeitete die Texte sehr sensibel und machte daraus ein Buch: in Leinen gebunden mit Goldprägung. Harry Stoffers erinnerte sich darin an eine Hochzeit im Jahr 1993. ‚Wat schal de Kamel for de Kark bedüdn’ (Was soll das Kamel vor der Kirche bedeuten?), haben sich die Nachbarn gefragt und konnten es kaum glauben, als die Glocken läuteten und ein Brautpaar aus der Kirche trat – sie ganz in Weiß – und sich von dem ‚Wüstenschiff‘ ins Eheglück tragen ließen‘, erzählte Harry Stoffers aus seiner Sülldorfer Zeit.“ Das Kamel hatte der muselmanische Bräutigam für seine christliche Braut vom gastierenden Zirkus ausgeliehen. Hin und wieder besucht Friederike Ramcke den alten Sülldorfer und freut sich, wenn der ins Schwärmen gerät: „De Tied in Sülldorf wer’n gode west.“ (Die Zeit in Sülldorf war eine gute.)
Es geht weiter: Kreatives Schreiben für Gleichgesinnte

Und nach den Wechseljahren vom Beruf im Büroservice zur Berufung als Biografin, ist die 66jährige immer noch voller Tatendrang. Jetzt will die Wortsensible Gleichgesinnten in Workshops Kreatives Schreiben näher bringen. Im Herzen von Blankenese fließen die Wörter wie von selbst und der Lehrer von Friederike Ramcke würde gewiss darüber staunen, was seine einstige Schülerin buchstäblich auf die Beine gestellt hat. Zu erreichen ist die Biografin unter Telefon 040/862787 oder unter www.ramcke-biografien.de

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