Mit Kopf, Herz und Hand: Transition Town
Die Bewegung kommt aus England, hat sich aber schon über den ganzen Erdball verbreitet: Transition Town. Getragen von einer starken Vision wird in einer Welt des Wandels lokale Kreisläufe gestärkt und Gemeinschaften gebildet. Dadurch sind sie für kommenden Turbulenzen besser gerüstet und bieten schon jetzt eine höhere Lebensqualität des miteinander Seins statt Haben. Der Perma-Kultur-Designer und Begründer der Bewegung Rob Hopkins hat das Standardwerk dieser Bewegung geschrieben: Energiewende – Das Handbuch..
Am Ende des Ölzeitalters
Die Dreifaltigkeit für die Energiewende liegt in der für mich einmalig stimmigen Verbindung von Kopf (Verstand), Herz (Bewusstsein) und Händen (Handlung). Im ersten Teil des Buches wird folgerichtig der Verstand mit Fakten gefüttert und zur Selbstermächtigung angeregt. Das Ende des Ölzeitalters (Peak-Öl) und der Klimawandel markieren die Notwendigkeit, den Energiekonsum umfassend einzuschränken. Ein Schlüsselbegriff ist die „Resilienz (Widerstandsfähigkeit), der die Fähigkeit von lokalen, sozialen und ökologischen Systemen beschreibt, äußere Störungen sogar Katastrophen fast unbeschadet zu überstehen. Im Gegensatz zu unserer heutige Industriegesellschaf, die globalisiert, extrem differenziert und hocheffizient extrem anfällig für Störungen ist. Diese lokale Basisinitiativen bringen eine Bewegung ins Rollen, die wiederum Einfluss auf größere politische und wirtschaftliche Strukturen nimmt. Denn nur dann – das ist auch Hopkins klar – kann der Wandel gelingen.
Transition des Bewusstseins
Im zweiten Teil, beim Herz, geht es um die innere Transition. . Hier wird eine positive Vision unserer Zukunft entwickelt abseits von Katastrophenszenarien lethargischer Resignation oder zynischer Verantwortungslosigkeit. Das Bewusstsein muss sich wandeln: „Um den Planeten zu retten, benötigen wir keine wunderbaren technischen Durchbrüche oder große Mengen Kapitals. Was wir im Wesentlichen brauchen, ist ein radikaler Wandel unseres Denken und Verhaltens“ (Ted Trainer). Dafür empfiehlt Hopkins Übungen einer Psychologie der Veränderung und beschwört die Kraft positiver Visionen. Am Beispiel der ersten „Transition Town“ Totnes zeigt er konkret einige Punkte, die in eine solche Vision eingehen könnten, z.B. die regionale Nahrungsmittelversorgung, Ökobauten aus lokalen Materialien, Stadtgärten, Regionalwährungen, Mehrgenerationenhäuser, erneuerbare Energien, Schulung der Bevölkerung in grundlegenden praktischen Kenntnissen, präventive Gesundheitsmaßnahmen, Belebung des örtlichen Handels und Handwerks. Und eine Gemeinschaft, in der man sich kennt und wieder Zeit füreinander hat.
Die Kraft der Vision
Im dritten Teil kommen die Hände zum Herz und Verstand. Eine neue Welt ist machbar und vor allem pflanzbar. Zentrale Begriff ist hier die Permakultur, deren Gestaltungsprinzipien ideal für eine „energiearme“ Planung von Kommunen geeignet sind. Dabei geht es darum, landwirtschaftliche, wirtschaftliche und sogar gesellschaftliche Systeme so zu organisieren , dass sie ähnlich nachhaltig, energie- bzw. ressourceneffizient und vielfältig sind wie ein natürliches Ökosystem. Hopkins stellt dieses Konzept ausführlich vor und schließt mit einem konkreten Plan zur Gründung einer Energiewende-Initiative.
Transition weltweit
Über 400 Initiativen sind inzwischen schon weltweit aktiv. Das schöne ist, sie sind undogmatisch, offen und stellen wirklich was auf die Beine. In Deutschland war die erste Transition Town Bielefeld. Hier eine Übersicht aller Initiativen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.Mitmachen ist sofort möglich.
Und hier der deutsche Transition Leitfaden als pdf.
Weitere Informationen:
ZDF-Reportage: Kraft der Gemeinschaft
In Transition – Der Film bei vimeo.com
Über den Autor: Rob Hopkins arbeitete vor einigen Jahren als Dozent für Permakultur am Kinsale Further Education College in Irland, als er durch den Film „The End of Suburbia“ und einen Vortrag des ASPO-Gründers Colin Campbell darauf aufmerksam wurde, dass unser Verbrauch an fossilen Brennstoffen nicht nur das Weltklima durcheinander bringt, sondern wegen des Ölfördermaximums auch in nicht allzu ferner Zukunft an unüberwindliche geologische Grenzen stoßen wird. Hopkins und seine Studenten überwanden ihre „Post-Erdöl-Belastungsstörung“ und entwickelten gemeinsam ein Konzept für eine Energiewende in Kinsale, die sowohl eine Senkung des „Kohlendioxid-Fußabdrucks“ als auch eine Stärkung der örtlichen Widerstandsfähigkeit gegenüber den wirtschaftlichen Verwerfungen, die aufgrund der Fördermaximums drohen, ermöglichen sollte. Aus diesem Konzept heraus – das noch nicht eine größere lokale Initiative eingebunden war – entstand der erste „Energiewende-Aktionsplan“ und die Bewegung der „Transition Towns“, die ihren Schwerpunkt im britischen Totnes hat, wo Hopkins heute lebt.