Die Gegenpole der Welt

Es sind Fragen, die uns seit der Kindheit immer wieder beschäftigten: Was liegt auf der anderen Seite der Erde? Stehen da die Menschen auf dem Kopf? Rund 12.756 Kilometer lang wäre ein kerzengerader Tunnel, der von einem Antipoden zum anderen führt. Über Jahre suchte Victor Kossakovsky nach den idealen Orten für seinen Film ¡VIVAN LAS ANTIPODAS! Die Auswahl der Festland‐Antipoden war begrenzt, weil zwei Drittel der Erdoberfläche aus Wasser bestehen. Am Ende bereiste der preisgekrönte Dokumentarfilmerinsgesamt acht solcher Gegenpole und fand dort Bilder, die unsere Sicht der Dinge buchstäblich auf den Kopf stellen.

Einen wunderschön friedlichen Sonnenaufgang in Argentinien, im Gegenschnitt die Hektik in den verregneten Straßen von Shanghai. Menschen, die in der Einöde leben oder neben einem aktiven Vulkan. Landschaften, deren Pracht die Seele berührt, und auf der anderen Seite der Lärm einer Großstadt. Diese Antipoden scheinen in einer mystischen Verbindung zueinander, selbst Gegensätze vereinen sie. Kossakovsky ist mit seinem Film ein Fest für die Sinne gelungen, ein faszinierendes Kaleidoskop über unseren Planeten.

Antipode I: Intre Ríos, Argentinien und Shanghai, China
In der Region Entre Ríos, in einem abgelegenen Drei‐Häuser‐Dorf ohne Strom, leben zwei Brüder um die 50, die in der dritten oder vierten Generation die Fähre über den Fluss betreiben. Weil sich das Volumen des Flusses übers Jahr stark verändert, wird die Fähre in trockenen Zeiten als Brücke über das verbleibende Rinnsal genutzt. Nicht viele Menschen wollen den Fluss überqueren oder gar dafür bezahlen. So sitzen die Brüder die meiste Zeit des Tages herum und sinnieren über den Lauf der Welt.
Auf der anderen Seite kommt uns ein Gewimmel von Menschen in graublauer Arbeitskleidung aus dem ebenso grauen Morgennebel entgegen. Shanghai ist nicht nur geografisch der genaue Antipode. Die circa 18 Millionen Menschen in der Region erschaffen hier das Wirtschaftswunder des modernen China. Auch hier gibt es eine Brücke, eine der längsten der Welt. Sie führt über den Jangtsekiang und ist 16,63 Kilometer lang.

Antipode II: Patagonien, Chile und der Baikalsee, Russland
In Patagonien lebt einsam René Vargas, der „Kondor‐Mann“, der nur mit seinem Pferd, seinen Katzen und den Kondoren spricht. Rund hundert dieser Vögel, berühmt für ihre eleganten Gleitflüge, leben in der Nähe des Einsiedlers.
Tatiana, seine „Antipodin“ auf russischer Seite, wohnt ebenfalls in der totalen Abgeschiedenheit. Auch hier, in der Nähe des Baikalsees, bietet die Natur mit ihren herbstbunten Farben vor trutzig aufragenden
Bergen ein Schauspiel ohnegleichen. Alina, Tatianas Tochter, ist aus dem Internat für die Ferien heimgekommen. Während der täglichen Arbeit auf dem Hof und beim abendlichen Genießen der frischen Preiselbeeren werden wichtige Dinge besprochen. Wie ist das, wenn man jemanden liebt, und derjenige weiß noch gar nichts davon? Wenn Mutter Tatiana abends das Licht ausmacht, entzündet der Kondor‐Mann gerade seine Gaslampe.

Der Antipode von Deutschland liegt außerdem mittem im pazifischen Ozean.
Hier kann man jeden Ort der Welt eingeben und den Gegenpol finden.

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