Das mutigste Mädchen der Welt

Lesezeit 7 Minuten –

Ein Taliban schoss dem pakistanischen Mädchen Malala in den Kopf, weil sie in einem Blog der BBC über ihr hartes Leben unter der Herschaft der Taliban berichtete. Sie überlebte – und ist heute eine Vorkämpferin für die Rechte von Kindern. Zu ihrem 16. Geburtstag am 12.7.2013 hielt sie vor der UN-Jugendversammlung in New York unter dem Applaus der Zuhörer eine bemerkenswerte Rede.

Zitat: “Die Terroristen dachten, sie könnten meine Ziele und meine Ambitionen ändern. Doch nichts hat sich im Leben geändert, außer dies: Schwäche, Angst und Hoffnungslosigkeit starben. Stärke, Mut und Leidenschaft wurden geboren”. Sie forderte eine qualifizierte Schulbildung für jedes Kind auf der Welt.

Nach dem Anschlag wurde Malala zur Behandlung nach Großbritannien gebracht, wo sie seitdem mit ihrer Familie lebt. Bei einer Operation im Februar wurden ihr eine Titan-Platte im Schädel sowie ein Implantat zur Wiederherstellung des Gehörs eingesetzt. Der frühere britische Premier Gordon Brown, der als UN-Sondergesandter für Bildung Malala in New York den tausenden jungen Zuhörern vorstellte, würdigte Malala als “mutigstes Mädchen der Welt”.

Hier ihre Rede übersetzt auf Deutsch:

“Liebe Brüder und Schwestern, behaltet eine Sache im Sinn: Der Malala-Tag ist nicht mein Tag, heute ist der Tag jeder Frau, jedes Jungen und jedes Mädchens, die ihre Stimme für ihre Rechte erhoben haben. Es gibt über Hunderte Menschenrechtsaktivisten und Sozialarbeiter die nicht bloß über ihre Rechte sprechen, sondern kämpfen, um ihr Ziel von Frieden, Bildung und Gleichheit zu erreichen…

“Tausende Leute wurden von den Terroristen getötet und Millionen wurden verletzt. Ich bin nur eine davon. Und so stehe ich hier – und so stehe ich hier, ein Mädchen unter vielen. Ich spreche nicht für mich selbst, sondern für die, von denen keine Stimme gehört werden kann. Die, die für ihr Recht gekämpft haben. Ihr Recht, in Frieden zu leben. Ihr Recht, Erniedrigung zurückzuweisen. Ihr Recht, Bildung zu erhalten.”
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“Ich bin dieselbe Malala. Meine Ambitionen sind dieselben. Meine Hoffnungen sind dieselben. Und meine Träume sind dieselben. Liebe Schwestern und Brüder, ich bin gegen niemanden, noch bin ich hier, um aus Gründen persönlicher Rache gegen die Taliban oder irgendeine andere terroristische Gruppe zu sprechen. Ich bin hier, um mich für das Recht auf Bildung von jedem Kind einzusetzen. Ich will Bildung für die Söhne und Töchter der Taliban und aller Terroristen und Extremisten.”

“Ich hasse noch nicht einmal den Talib, der auf mich geschossen hat. Selbst wenn eine Waffe in meiner Hand wäre und er vor mir stünde, würde ich ihn nicht erschießen. Das ist das Mitgefühl, das ich von Mohammed gelernt habe, dem Propheten der Gnade, und Jesus Christus, und Buddha, das ist das Erbe des Wandels, das ich von Martin Luther King übernommen habe, Nelson Mandela und Muhammad Ali Jinnah. Das ist die Philosophie der Gewaltlosigkeit, die ich Gandhi-ji &Mutter Theresa gelernt habe.”

“Und das ist die Vergebung, die ich von meinem Vater und meiner Mutter gelernt habe. Das ist, was meine Seele mir sagt: ‘Sei friedfertig und liebe jeden.’ Liebe Schwestern und Brüder: Wir bemerken die Wichtigkeit von Licht, wenn wir Dunkelheit sehen. Wir bemerken die Wichtigkeit unserer Stimme, wenn wir stumm gehalten werden. Auf dieselbe Weise bemerkten wir, als wir im Swad in Nordpakistan waren, die Wichtigkeit von Stiften und Büchern, als wir die Waffen sahen.”

“Der Spruch ‘Der Stift ist mächtiger als das Schwert’ war wahr. Die Extremisten hatten und haben Angst vor Büchern und Stiften. Die Macht der Bildung, die Macht der Bildung versetzt sie in Furcht. Sie haben Angst vor Frauen. Die Macht der Stimme von Frauen versetzt sie in Furcht. Und das ist, warum sie vierzehn unschuldigen Schülern einen Grund gaben (…?). Und das ist, weshalb sie Lehrerinnen und Arbeiter in (?) töteten. Und das ist, weshalb sie jeden Tag Schulen sprengen.”

“Denn sie hatten und sie haben Angst vor Veränderung, Angst vor Gleichheit. Und ich erinnere mich, da war ein Junge in unserer Schule, der von einem Journalisten gefragt wurde: ‘Warum sind die Taliban gegen Bildung?’. Er antwortete ganz einfach: Während er auf sein Buch zeigte, sagte er: ‘Ein Talib weiß nicht, was in diesem Buch geschrieben steht. Sie denken, dass Gott ein winzig-kleiner, konservatives Wesen ist, der uns mit der Hölle bestraft, wenn wir auch nur zur Schule gehen.”

“Die Terroristen missbrauchen den Namen des Islam und der Paschtun-Gesellschaft für ihren eigenen persönlichen Vorteil. Pakistan ist ein friedliebendes, demokratisches Land. Die Paschtunen wollen Bildung für ihre Töchter und Söhne. Und der Islam ist eine Religion des Friedens, der Menschlichkeit und Brüderlichkeit. Der Islam sagt: Es ist nicht nur das Recht jedes Kindes, Bildung zu bekommen, sondern eher, dass es ihre Pflicht und [in] ihre[r] Verantwortung ist[, sie aufzunehmen].”

“Mit den Worten von (?): ‘Frieden ist eine Notwendigkeit für Bildung’. In vielen Teilen der Erde, speziell Pakistan und Afghanistan, halten Terrorismus, Kriege und Konflikte Kinder davon ab, in die Schule zu gehen. Wir sind dieser Kriege wirklich müde. Frauen und Kinder leiden auf vielerlei Weise in vielen Teilen der Erde. In Indien sind unschuldige und arme Kinder das Opfer von Kinderarbeit. Viele Schulen wurden in (?) zerstört.”

“Junge Mädchen mussten häusliche Kinderarbeit verrichten und werden gezwungen, in jungem Alter zu heiraten. Armut, Ignoranz, Unrecht, Rassismus und die Beraubung der Grundrechte sind die größen Probleme, denen Männer wie Frauen gegenüberstehen. Liebe Kameraden, heute fokussiere ich mich auf Frauenrechte und das Recht auf Bildung für Mädchen, weil sie am meisten leiden. Es gab eine Zeit, in der Sozialaktivistinnen Männer fragen, für ihre Rechte einzutreten, aber diesmal tun wir es selbst”

“Ich will nicht sagen, dass Männer sich davon abwenden sollen, für Frauenrechte einzutreten, ich will mich eher darauf fokussieren, dass Frauen unabhängig sind, für sich selbst zu kämpfen. Jetzt, liebe Schwestern und Brüder, ist der Zeitpunkt, einzuschreiten. So rufen wir heute die Führer der Welt auf, ihre strategischen Grundsätze zugunsten von Frieden und Wohlstand zu ändern.”

“Wir rufen die Industriestaaten (wrtl.: “die entwickelten Länder”) auf, die Erweiterung der Bildungsmöglichkeiten für Mädchen in den Entwicklungsländern zu unterstützen. Wir rufen alle Gemeinschaften an, tolerant zu sein. Alle Vorurteile basierend auf Kaste, Glaubensbekenntnis, Farbe, Religion oder Geschlecht abzuweisen. Freiheit und Gleichheit für Frauen zu sichern, sodass sie aufblühen können. Wir können nicht alle erfolgreich sein, wenn die Hälfte zurückgehalten wird.”

“Wir rufen unsere Schwestern auf der ganzen Welt an, mutig zu sein. Die Stärke in ihnen selbst anzunehmen und ihr ganzes Potenzial wahrzunehmen. Liebe Brüder und Schwestern: wir wollen Schulen und Bildung für die strahlende Zukunft jedes Kindes. Wir werden unsere Reise zu unserem Bestimmungsort des Friedens und Bildung fortführen. Niemand kann uns aufhalten. Wir werden uns für unsere Rechte einsetzen und wir werden einen Wandel in unsere Welt bringen.”

“Wir glauben an die Macht und die Stärke unserer Worte. Unsere Worte können die gesamte Welt verändern, weil wir alle zusammen sind, vereint aus dem Grunde der Bildung. Und wenn wir unser Ziel erreichen wollen, lasst uns uns stärken mit der Waffe des Wissens. Und lasst uns uns beschilden mit Einheit und Zusammengehörigkeit. Liebe Brüder und Schwestern, wir dürfen nicht vergessen, dass Millionen Menschen unter Armut, Unrecht und Ignoranz leiden.”

“Wir dürfen nicht vergessen, dass Millionen Kinder nicht in ihrer Schule sind [im Sinne von: nicht sein können]. Wir dürfen nicht vergessen, dass unsere Schwestern und Brüder auf eine strahlende, friedvolle Zukunft warten. So lasst uns einen harten Kampf gegen Analphabetismus, Armut und Terrorismus führen. Lasst uns aufheben. Lasst uns unsere Bücher und Stifte aufheben. Sie sind unsere mächtigsten Waffen.”

“Ein Kind, ein Lehrer, ein Buch und ein Stift können die Welt verändern. Bildung ist die einzige Lösung. Bildung zuerst. Dankeschön.”

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Bettina Sahling
Bettina Sahling

Bettina Sahling ist die Gründerin und Hauptakteurin hinter dem Online-Magazin newslichter.de, das sich seit seiner Gründung im Jahr 2009 der Verbreitung positiver Nachrichten widmet. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, täglich inspirierende Geschichten und gute Nachrichten zu teilen, um den Lesern Hoffnung und positive Impulse zu geben.

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