Wir weigern uns Feinde zu sein!

 Visionscamps für Israel-Palästina

Friedenskreis Sabine Lichentfels

Seit mehrenen Tagen halten 50 FriedensaktivistInnen aus Israel, Palästina und anderen Ländern in der Westbank ein Visionscamp ab, initiiert von Sabine Lichtenfels, der Mitgründerin des Friedensforschungszentrums Tamera, Portugal. Umringt von Krieg und Gewalt, unter sehr einfachen Bedingungen, gelingt es ihnen, in einen tiefen Austausch zu treten und die Visionen eines friedlichen Israel-Palästina zu entwickeln. Wir veröffentlichen die gemeinsame Stellungnahme als ein Gegengewicht zur derzeit so hass- und angsterfüllten Stimmung in Nahost.

WIR WEIGERN UNS, FEINDE ZU SEIN

Stellungnahme der 50 Teilnehmer des Visionscamps für Israel-Palästina

26. Juli 2014 Wir, Friedensarbeiter aus Israel, Palästina und vielen anderen Teilen der Welt, halten seit fast einigen Tagen eine Mahnwache für den Frieden in der Westbank – umringt vom Krieg. Wir versammeln uns hier unter sehr einfachen Bedingungen. Umgeben von Schüssen und Bomben teilen wir Gemeinschaftsleben, offenbaren, was unsere Herzen bewegt, mit Worten, in Stille und Tränen. Wir legen Zeugen ab, und wir versuchen, in der Haltung von Grace zu bleiben. Jeden Tag werden wir mit dem sinnlosen Töten konfrontiert. In den letzten drei Wochen fielen mehr als tausend Menschen dem Krieg zum Opfer. Drei Palästinenser wurden in einem Dorf in der Nähe unseres Camps erschossen. Wir haben unbeschreiblichem Schmerz, Leiden, Verzweiflung und Sprachlosigkeit erlebt; verschiedene Meinungen, innere und äußere Kämpfe stoßen aufeinander.

wirweigernunsfeindezuseinDoch wir sind uns einig: Es ist genug! Stoppt das Morden. Aus Krieg kann keine Lösung kommen. Jedes Opfer dieses Krieges ist eines zuviel! Wir weigern uns, Feinde zu sein.

Wir fordern alle Parteien auf: Beendet diesen Krieg! Unsere Worte können unseren Empfindungen kaum gerecht werden, und dennoch können wir nicht länger schweigen. Auf beiden Seiten wird die Zivilbevölkerung belogen, ein Großteil der Welt schweigt und wird durch die Medien manipuliert. Es braucht keine tiefgreifendes politisches Verständnis, um die Ungerechtigkeit dieses Krieges zu erkennen. Viele Länder liefern Waffen und bereichern sich am Krieg.

Aber wer sitzt an den Betten der verletzten Kinder und weinenden Mütter? Wer hat Mitgefühl für ihr trostloses Schicksal? Wer heilt die Wunden, trocknet die Tränen und lindert den Schmerz all derer, die Familienmitglieder und geliebte Freunde verloren haben?

Als Vertreter der Menschheit versuchen wir, Vertrauen, Friede, Gerechtigkeit und Mitgefühl inmitten des Kriegsgebietes Wirklichkeit werden zu lassen, nicht nur in Form von Worten. Wir fühlen uns manchmal wie Kinder einer neuen Erde, auf der es keinen Krieg gibt.

Einer unserer palästinensischen Teilnehmer sagte: „2001 habe ich beschlossen, kein Opfer mehr zu sein. Wir sind keine zwei Seiten; wir sind eine Seite. Wir haben einen gemeinsamen Feind: den Hass.“

Wie viele unschuldige Menschen müssen noch ermordet werden, wie viele Generationen müssen noch Waffen tragen, damit ihre Völker sich sicher fühlen können? Sind wir uns bewusst, dass jedes Morden neuen Hass, neue Angst und weitere Rache hervorbringen?

Wir sind entschlossen, nicht mehr zu schweigen. Wir sind entschlossen, aus der Machtlosigkeit auszutreten. Wir sind entschlossen, die Hypnose der Angst hinter uns zu lassen und unsere Stimmen zu erheben. Wir sind entschlossen, aus unserer persönlichen Identifikation auszutreten und hinter die Weltanschauungen zu blicken, für eine fundamentale Heilung des menschheitlichen Traumas. Mitgefühl ist keine Frage der Weltanschauung. Mitgefühl ist der Notruf des Planeten Erde und das Herz der Menschheit.

Zusammen wollen wir eine klare Stimme erheben, eine Stimme für Transformation. Töten kann niemals ein freies oder beschütztes Land hervorbringen. Wir vergießen unsere Tränen und verwandeln unseren Schmerz in ein kraftvolles Nein. Nein zum Töten – keine Toleranz gegenüber jeglicher Verletzung von Menschenrechten, egal von wo sie kommt. Israelis werden sich niemals sicher fühlen, und Palästinenser werden niemals frei sein, wenn sie keine Beziehungen von gegenseitigem Vertrauen und Respekt aufbauen. Und dieses Land wird niemals heilig sein, wenn wir es weiterhin mit Blut tränken.

Tausende von Menschen gehen auf die Straße und zeigen, dass sie „sich weigern, Feinde zu sein“. Mögen wir immer mehr werden. Das globale Herrschaftssystem braucht unsere Machtlosigkeit. Wir können das Gefühl von Verzweiflung und Machtlosigkeit verwandeln in Bereitschaft zur Transformation. Wahre gewaltfreie Revolution beginnt in uns.

Wir visionieren das Ende des Kreislaufes von Opferschaft, Besatzung, Hass und Rache. Wir visionieren das Erwachen des menschlichen Herzens. Wir visionieren Millionen von Menschen, die nicht mehr zulassen, dass die Globaliserung des Krieges und des Geldes auf dem Rücken zahlloser Frauen, Männer und Kinder ausgetragen wird.

Es ist unsere Aufgabe, glaubwürdige Alternativen zu zeigen: Austritt aus dem System der Mittäterschaft und Eintritt in ein Netzwerk der Solidarität und des Mitgefühls. Viele von uns arbeiten seit Jahren am Aufbau neuer Lebensmodelle. Wir wissen: Wer gegen den Krieg ist, braucht eine Vision für den Frieden. Diese Friedensmahnwache ist nur der Anfang. Wir verpflichten uns: Wir widmen unser Leben dem Finden von Lösungen, wo immer wir sind.

Wir lieben unsere Länder, unsere Heimat und die Erde. Wir erklären uns zu Weltbürgern für den Frieden. Lasst uns die Stimme erheben: Ein anderes Leben ist möglich.

Wir rufen Experten aller Gebiete – Ärzte, Wasserspezialisten, Ökologen, Technologen, Friedensarbeiter, Entscheidungsträger, spirituelle Führer, Friedensjournalisten, Filmemacher, Politiker und jede und jeden von euch: Lasst uns zusammenkommen und unser Wissen umsetzen. Zusammen werden wir völlig neue Wege finden, diesen Planeten zu besiedeln.

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