Ein Weihnachtswunder

Lesezeit 1 Minute –

kerzenlichtVon Christoph Schlingensief gestorben 2010. Es fing an am ersten Feiertag, da hatte ich ein wunderbares Erlebnis mit meiner Mutter. Nach dem Frühstück musste ich ganz plötzlich mit den Tränen kämpfen. Da fragt sie, die kaum aus dem Rollstuhl kommt: ‚ Soll ich rüberkommen? Ich komm rüber, warte, warte!‘
Da bin ich natürlich aufgestanden, zu ihr auf die andere Seite des Tisches gegangen, habe mich neben sie gesetzt und den Kopf auf ihre Schulter gelegt.

Als sie dann meine Hand nahm, konnte ich die Tränen laufen lassen. Aber vor allem konnte ich endlich all die Dinge aussprechen, die mir so eine Last waren. Ich konnte ihr erzählen, dass ich all die Jahre so viel Kraft gelassen habe, erzählen, wie anstrengend das für mich war, immer wie der Optimismus und Lebensfreude verbreiten zu wollen, dafür sorgen zu wollen, dass die Dinge schön sind.

All das sagen zu können, endlich auch sagen zu können, dass ich das so nicht mehr will, hat so gut getan, ich kann‘ s gar nicht beschreiben. Es setzte ein großes Gefühl der Entspannung ein…. Für mich war dieses Gespräch mit ihr ein Weihnachtswunder.

Hintergrund: Wie weiterleben, wenn man von einem Moment auf den anderen aus der Lebensbahn geworfen wird, wenn der Tod plötzlich nahe rückt? Christoph Schlingensiefs bewegendes Protokoll einer Selbstbefragung ist ein Geschenk an uns alle, an Kranke wie Gesunde, denen allzu oft die Worte fehlen, wenn Krankheit und Tod in das Leben einbrechen. Eine Kur der Worte gegen das Verstummen – und nicht zuletzt eine Liebeserklärung an die Welt. So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein!: Tagebuch einer Krebserkrankung

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Gastbeitrag
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