Dank an die Ahnen

Foto: newslichter

Von Anke Frowein. Ich trage in mir einen Samen der Trauer
der weht von weiten Zeiten her
ich spüre ihn drücken und schau ich genauer
dann fühle ich ihn als Klumpen – schwer

Vertriebene einsam verwehte Glieder
über Kälte und Eis gezogen – getragen
ich schaudere immer und immer wieder
und hör ihn fast rattern den schleppenden Wagen

Ins Unbekannte ins Fremde gewatet
das Heim und Vertraute zurückgelassen
aufgeschlagen entsetzend entartet
unbeachtet in hungernden Massen

Wer schaut uns willkommen
und lädt uns ein so völlig benommen
und nichts zum geben
als das pure zerfledderte schmutzige Sein geschundene Seelen nacktes Leben

Eine reicht die Hand mit mutigem Sinn teilt Raum und Land und letztes Hemd hält uns das kostbare nährende hin
und weicht unsere Angst auf die uns lähmt

Dankbar in Scham verlorenem Wert stehen wir bleiben wurzeln neu schaffen einen wärmenden Herd
bei allem Verlust dem Leben selbst treu

Das Beben der Last der Unbeschreiblichkeit zieht in Wellen in Kreisen von Land zu Land taucht erst heute in mir auf nach weiter Zeit und würgt mich mit geschichtlicher Hand

Ich will es ertragen es anerkennen was Ahnen für mich erlitten haben
es heilen und lösen und umbenennen in kraftvolles Überlebenswagen

Ehrfürchtig schaudernd in stillem Dank
den Mut und die Kraft nun das auszuleben was ihr in Hoffnung und Flucht gesucht habt in Fülle und Freude und Frieden zu sein

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Posted in Kolumne
Ein Kommentar zu “Dank an die Ahnen
  1. Birgit sagt:

    Ein wunderbares Gedicht…für die Nachkriegsgeneration, die sich mit dem Leid der Ahnen auseinander gesetzt hat…nie wieder Krieg.

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