JANE – Ein Portrait


Zu der Zeit wollte ich Dinge tun, die Männer taten und Frauen nicht. – Jane Goodall
Anhand von mehr als 100 Stunden bisher unveröffentlichten Filmmaterial, das über 50 Jahre lang in den National Geographic Archiven versteckt war, erzählt der preisgekrönte Regisseur Brett Morgen die Geschichte von JANE, einer Frau deren Primatenforschung die von Männern dominierte Welt der Wissenschaft herausforderte und unser Naturverständnis revolutionierte.

Ein intimes Porträt von Jane Goodall – einer Wegbereiterin, die sich den Widrigkeiten widersetzte, um eine der am meisten bewunderten Naturschützer der Welt zu werden.

Meine Mission war es, nah bei den Schimpansen zu sein, unter ihnen zu leben, akzeptiert zu werden. – Jane Goodall

Die junge Jane Goodall ©mindjazz pictures

Die 26-jährige Britin, Tierliebhaberin seit ihrer Kindheit, trifft 1960 in Tansanias Gombe-Wildnis ein, um unter Schimpansen zu leben und deren Verhalten zu beobachten. Als eine der wenigen Frauen in einem männlich-dominierten Feld hat Goodall kein wissenschaftliches Training. Was sie aber besitzt sind ein Fernglas, erhebliche Geduld und ein scharfes Auge für Details, die sie sorgfältig in ihr Notizbuch einträgt.

Ohne jegliche Kenntnis der traditionellen Forschungsmethoden personalisiert Goodall ihre Untersuchungen, indem sie ein emotionales Band mit ihren Subjekten eingeht. So gewinnt sie ihr Vertrauen. Sie macht eine erstaunliche Entdeckung, als sie einen der Schimpansen, den sie David Greybeard nennt, dabei beobachtet wie er einen Zweig benutzt, um Ameisen aus den unterirdischen Kolonien auszugraben. Sie sendet ihre Beobachtungen per Telegramm an ihren Mentor, dem berühmten Paläontologen Louis Leakey, und macht darauffolgend Schlagzeilen auf der ganzen Welt, als die Frau, die beweist, dass nicht nur die menschliche Spezies, sondern
auch andere Primaten Werkzeuge gebrauchen.

Der niederländische Tierfilmer Hugo van Lawick wird 1962 von der National Geographic geschickt, um Goodall auf 16mm Film in Aktion zu dokumentieren. Kameramann und Subjekt verlieben sich in einander, heiraten 1964 und ziehen in die Serengeti Ebenen, damit Lawick Löwen filmen kann, während Goodall ihr Baby großzieht, das den Spitznamen „Grub“ trägt.

Nachdem Goodall eine permanente Forschungsstation aufgebaut und jahrelang mit den Schimpansen in Gombe zusammengelebt hat, ist sie niedergeschmettert, als ein Ausbruch von Polio in ihre geliebte Truppe einfällt. Es heißt, die Krankheit sei von menschlichem Kontakt in einer anderen Region Afrikas ausgelöst worden. Kurze Zeit später ist Goodall geschockt, eine andere Seite der Primaten kennenzulernen, deren gewalttätigen Krawalle in einem mörderischen Krieg gipfeln, der die Population weiter dezimiert.
Goodall geht gestärkt aus beruflichen und persönlichen Mühen hervor, darunter die Scheidung von van Lawick 1974. Sie ist dazu bestimmt, die Schimpansen und ihren Lebensraum zu beschützen.

Plötzlich sah ich, dass ich eigentlich meinen Traum lebte. Ich fühlte bereits, dass ich in diese neue Waldwelt gehörte. Dass dies war, wozu ich bestimmt war. – Jane Goodall

Für die Voiceover Erzählung des Films nutzte Morgen hauptsächlich Ausschnitte aus Goodalls Lesungen ihres Buchs von 1999 “Grund zur Hoffnung: Eine spirituelle Reise”. Um mehr Einblicke in ihr persönliches Leben zu bekommen, fragte Morgen aber auch die inzwischen 83-jährige ob er ihr zwei Tage lang vor der Kamera Fragen stellen dürfe.

Zuerst war Goodall nicht begeistert davon, ein ausgedehntes Interview zu geben, erinnert sich Morgen. „Sie hat ihre Geschichte schon so oft erzählt“, sagt er. „Mehr als 30 Jahre lang hat sie 300 Tage im Jahr Präsentationen über diese frühen Tage in Gombe gehalten. Zu der Idee, dass ich zu ihr kommen und sie schon wieder über Gombe ausfragen könnte, sagte sie nur ‚Machst du Witze? Das habe ich hinter mir!’ Aber mich interessierte nicht ihre Forschung. Ich interessierte mich für sie. Sie war diejenige, die ich beobachtete, nicht die Schimpansen. Und was Jane nicht jeden Tag macht, ist über Hugo, ihre Risse und ihr Glück in der Ehe zu sprechen. Das ist ein großer Unterschied dazu, über Wissenschaft zu reden, und ich denke es weckte ihr Interesse.

Goodall stimmte dem Interview schließlich zu, das in ihrem Heim in der Nähe der Stadt Dar es Salaam in Tansania, stattfand. „Mit einem Produktionsdesigner erkundeten wir Janes Zuhause, nahmen einen leeren Raum, brachten einige Möbel und Kram aus ihrem Büro hinein und brachten auch ein Paar Dinge aus Gombe mit“, erklärt Morgen. „Wir haben sozusagen ein Layout erstellt. Ich erinnere mich, wie ich ihrem Sohn Grub zeigte was wir tun, bevor wir filmen, und er kommentierte, dass der Raum in dem wir Jane interviewen wollten, der war, in dem sein Vater lebte – im Grunde genommen der, in dem er starb. Das fügte den Interviews ein ganz anderes Level der Intensität hinzu.

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