Die Kunst der Wandlung
Spiritualität ist die Kunst der Wandlung. Wir dürfen uns nicht zur Veränderung zwingen, indem wir unser Leben in eine vorgefertigte Schablone hämmern… Wir sollten uns vielmehr in der ungewohnten Kunst üben, auf den inneren Rhythmus unserer Tage und unseres Lebens zu achten. Diese Achtsamkeit schenkt uns ein neues Bewusstsein unserer eigenen menschlichen und göttlichen Gegenwart…
Es ist weitaus kreativer, nach dem Ideal der Achtsamkeit als nach dem Diktat des Willens zu arbeiten…
Unsere Seele kennt die geographischen Gegebenheiten unseres Schicksals ganz genau. Nur sie besitzt die Landkarte unserer Zukunft, und deshalb können wir dieser indirekten, abgewandten Seite unserer selbst unbesorgt vertrauen… sie wird uns einen sanften, zwanglosen Rhythmus für unsere spirituelle Reise lehren.
Es gibt keine allgemeingültigen Regeln für diese „Seinskunst“…
Unsere Sinne sind großzügige Pfade, auf denen wir heimgelangen können. Durch Achtsamkeit auf unsere Sinne kann eine Erneuerung, ja eine vollkommene Veränderung unseres Lebens zustande kommen…
Unsere Sinne sind gleichsam große Poren, die die Welt in uns hereinlassen.
Solange wir in die Weisheit unserer Sinne eingestimmt bleiben, werden wir niemals zu Verbannten in unserem eigenen Leben werden.
Auszüge aus meinem Lieblingsbuch „Anam Cara“ von John O`Donohue.
John O’Donohue (1954-2008) studierte in Tübingen philosophische Theologie und promovierte 1990 mit einer Arbeit über Hegel. Bis zu seinem Tod im Januar 2008 lebte O’Donohue, dessen Muttersprache Gälisch war, in einem Cottage in seiner Heimat Connemara im Westen Irlands.