Die Wurzeln des Lebens

Foto: Pixabay

Sie und der Baum in ihrem Garten haben einen gemeinsamen Ahnen. Vor anderthalb Millionen Jahren sind Sie und der Baum getrennte Wege geangen. Aber slebst heute, wo Sie sich weit von ihm entfernt haben, sind bei ihm und bei Ihnen immer noch ein Viertel der Gene gleich. Viel mehr als ein Roman, ein Aufschrei ein Aufruf sich zu engagieren. Angesicht der Ereignisse im Hambacher Forst und dem momentanen Waldsterben aktueller denn je. Richard Powers gelingt das Kunststück in seinem Epos„Die Wurzeln des Lebens“ Fiktion und Realität kunstvoll zu verweben.

618 Seiten von Bäumen und Menschen

Wurzeln, Stamm, Krone – Samen. Vier große Kapitel. Dazu die Lebensstränge von neun Protagonisten, die die Leser zuerst einzeln kennenlernen, deren Wege sich aber immer wieder sichtbar und unsichtbar miteinander verweben. 6 von ihnen werden Teil ihres Lebens zu Aktivisten in den Timber Wars, um das Abholzen der Baumgiganten zu stoppen. Deren Leben danach ganz andere Wendungen nimmt. Eine ist eine Wissenschaftlerin, die schon früh belegt, das Bäume miteinander sprechen und sich vernetzen. Erst belacht, wird sie später eine Bestseller-Autorin. Und sie macht es sich zu Aufgabe, die Samen der aussterbenden Bäume zu sammeln.  Ein körperlich behindertes Programmierer-Genie, der zum Milliadär geworden an einem Computerspiel zur Weltrettung arbeitet. Ein Liebespaar, dass in seinem Garten das Wunder der Wildnis und des Lebens zurückkehren lässt. Viele, viele bezaubernde Geschichten über Bäume, ihre Ursprünge, ihr Wesen, ihre Geschichte. Zum Beispiel diese:

Der Gabenbaum

Wenn eine Douglasie nach einem halben Jahrtausend am Ende ihres Lebens angekommen ist, schickt sie ihre sämtlichen chemischen Stoffe wieder in die Wurzeln, verteilt sie über ihre Pilzpartner, schenkt als letztes Vermächtnis all ihren Reichtum der Gemeinschaft. Ein Baum verteilt seine Gaben an die ganze Welt, und so dürfen wir diese alten Wohltäter mit Fug und Recht die Gabenbäume nennen.

Powers verfolgt mit dem Buch eine Mission: „Viele von uns sind geradezu besessen von der Meinung, dass wir das Wichtigste auf der Welt sind, und dass der Rest der Schöpfung uns zu dienen hat. Und weil wir das alle internalisiert haben, ist es schockierend für uns festzustellen, dass man auch aus einer anderen Richtung auf diese Dinge blicken kann.“

Charles Eisenstein hat das Buch empfohlen

Er schreibt in seinem letzten newsletter: „Ich habe gerade einen wunderschönen Roman von Richard Powers mit dem Titel The Overstory gelesen. Es geht um Bäume, Menschen und Wälder. Herzzerreißende Beschreibungen von Schönheit, Leben und Ruine. An manchen Stellen schien es, als hätte er meine Gedanken gelesen. (Oder vielleicht meine Bücher:). Zum Beispiel die Idee, dass Mythen und Geschichten Beiträge von weisen Menschen in der Vergangenheit sind, die unsere gegenwärtige Krise vorausgesehen und Informationen in diesen Geschichten kodiert haben, um uns zu helfen.

Gleichzeitig hat das Buch eine Trauer, die die Grenze zur Verzweiflung überschreitet, was nach meinem Verständnis bedeutet, dass etwas ausgelassen wird, einige wichtige Informationen über den Weg der Welt.

Das Buch inspiriert mich also auf zweierlei Weise: Erstens, meine Bemühungen zu verdoppeln, um dem Paradigma der lebendigen Erde zu dienen und zu verbreiten, das die Lebendigkeit und Intelligenz der Wälder beinhaltet, und dies mit Politik und Praxis zu verbinden.

Zweitens, andere Teile des Puzzles einzubringen, bis an die Grenzen der Bereitschaft der Menschen, sie zu unterhalten. Jeder Mensch ist auf mindestens eine Weise unkonventionell. Und die meisten Menschen sind konventionell,  weil sie Konventionen mit der Realität verwechseln und damit der Welt einen einschränkenden Glauben an das „Realistische“ aufzwingen. Daher die Verzweiflung. Wenn nur jemand einen Roman schreiben würde, der die Tür zur Trauer öffnet, ohne dabei die Elemente der Verzweiflung, die verkleideten Überreste der zerfallenden Geschichte der Trennung, mit einzubringen. Ich würde ich einen solchen Roman schreiben, außer dass ich kein erkennbares Talent für Fiktion habe. Ich bin jedoch inspiriert, ein effektiverer Kanal für Schönheit und Leben zu sein.“

Interview mit Richard Powers hier

Rezension bei 3sat hier

Wir alle sind Reisende auf der Milchstraße, Bäume und Menschen gemeinsam…Jede Wanderung durch die Natur beschert uns vieles mehr, als wir suchen. Der geradeste Weg ins Universum führt durch die Wildnis eines Waldes.  John Muir.

Sharing is Caring 🧡
Posted in Impulse Verwendete Schlagwörter: ,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Dein Kommentar wird nach der Prüfung freigeschaltet. Bitte beachte, Einschätzungen und Meinungen in Ich-Form zu formulieren und die AutorInnen zu wertschätzen. Nicht identifizierbare Namen (Nicknames), Kommentare ohne erkennbaren Bezug auf den Inhalt des Artikels und Links zu nicht eindeutig verifizierbaren Seiten bzw. zur Eigenwerbung werden grundsätzlich nicht freigeschaltet.