Mehrkosten des Konsums – wahre Verkaufspreise

Screenshot PENNY Grüner Weg.de

Der Discounter Penny weist in seinem neuen Erlebnismarkt in Berlin „wahre Verkaufspreise“ aus. Hier zeigt sich, was Lebensmittel eigentlich kosten müssten, wenn ihre ökologischen Auswirkungen entlang der Lieferkette mit in den Verkaufspreis einflössen.

PENNY und die Universität Augsburg stellten anhand erster Produkte eine Berechnung „wahrer Verkaufspreise“ vor. In diese so genannten „wahren Kosten“ (True Costs) haben die Wissenschaftler für acht ausgewählte konventionell und ökologisch erzeugte Eigenmarken-Produkte die über die Lieferketten anfallenden Auswirkungen von Stickstoff, Klimagasen, Energie und Landnutzungsänderungen auf den Verkaufspreis mit eingerechnet. Schon anhand dieser vier Parameter kommen Dr. Tobias Gaugler und sein Team zu der Erkenntnis, dass die bisherige Preisdiskussion zu kurz greift, denn die zwangsläufig entstehenden Folgekosten unseres Konsums werden nicht berücksichtigt: Weder im ökologischen noch im konventionellen Landbau.

Anhand der exemplarischen Auswertung müsste der Verkaufspreis der acht konventionell erzeugten Lebensmittel (Apfel, Banane, Kartoffel, Tomate, Mozzarella, Gouda, Milch und gemischtem Hackfleisch) pro Kilogramm um durchschnittlich rund 62 Prozent steigen. Gemessen an den aktuellen Verkaufspreisen entspricht das einer durchschnittlichen Preissteigerung von 2,30 Euro pro Kilogramm. Bei den Alternativen aus ökologischem Landbau liegt das Plus bei rund 35 Prozent oder von 2,28 Euro pro Kilogramm. Unter Berücksichtigung der Verzehrgewohnheiten ergibt sich ein Zuschlag von 52 Prozent (konventionell) und 32 Prozent (ökologisch).

„True Costs“ über die wahren Kosten

Dr. Tobias Gaugler vom Institut für Materials Resource Management an der Universität Augsburg: „Die aktuellen Verkaufspreise für Lebensmittel spiegeln die Kosten der Umweltfolgen von Stickstoff, Klimagasen und Energieerzeugung nicht oder nur unzureichend wider. Die Schadkosten fallen aber dennoch an, eben nur versteckt. Unsere Berechnungen zeigen das Delta auf. Wobei wir weitere wichtige Aspekte wie Tierwohl oder die Folgen multi-resistenter Keime mangels entsprechenden Datengrundlage noch gar nicht mit einbezogen haben. Ich freue mich, dass wir das nun nicht nur in wissenschaftlichen Zirkeln diskutieren können, sondern in den Alltag der Menschen bringen. Ich bin sehr gespannt, ob die doppelte Preisauszeichnung Lenkungswirkung hat.“

Im Unterschied zu den aktuellen Lebensmittelpreisen zeichnen sich die „wahren Kosten“ („True Costs“) von Lebensmitteln dadurch aus, dass in diese auch Umwelt- und soziale Folgekosten eingehen, die bei der Herstellung der Lebensmittel entstehen. Diese Folgekosten werden auch als „negative externe Effekte“ bezeichnet. Sie werden von Lebensmittelproduzenten verursacht, aber aktuell – indirekt – von der Gesamtgesellschaft getragen. So zahlen die Verbraucher beispielsweise für die Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft mit dem Klimawandel und seinen Auswirkungen; oder sie bezahlen mit der Wasserrechnung für die Aufbereitung von Trinkwasser, welches aufgrund von Düngemitteln belastet ist. Mittels „True Cost Accounting“ werden nicht nur die direkten Produktionskosten in den Preis eines Lebensmittels eingerechnet, sondern auch dessen Auswirkungen auf ökologische oder soziale Systeme in Geldeinheiten umgerechnet. Eine Bilanzierung von Lebensmittelpreisen anhand dieser wissenschaftlichen Methodik zeigt dem Konsumenten, welcher Preis tatsächlich für seine Lebensmittel derzeit schon anfällt – nicht an der Supermarktkasse, aber anderswo – und hilft zu verstehen, welche Produkte sich langfristig wie auf die Gesundheit des Planeten – und gleichzeitig den Geldbeutel – auswirken.

Übersicht der ungewichteten True Costs-Berechnung (Lebensmittel, Produktionsart, Preisaufschlag) der Universität Augsburg

Apfel, Konventionell (Bio), 8% (4%)
Banane, Konventionell (Bio), 19% (9%)
Kartoffel, Konventionell (Bio) 12% (6%)
Tomate, Konventionell (Bio), 12% (5%)
Mozzarella, Konventionell (Bio), 52% (30%)
Gouda, Konventionell (Bio), 88% (33%)
Milch, Konventionell (Bio), 122% (69%)
Gemischtes Hackfleisch, Konventionell (Bio), 173% (126%)

Quelle: Pressemitteilung PENNY Hier mehr.

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2 Kommentare zu “Mehrkosten des Konsums – wahre Verkaufspreise
  1. Johannes Bauer sagt:

    Gute Idee, die aber nur klappen kann, wenn das zusätzliche Geld nicht vorher schon eingesackt wird….

  2. Reinhold sagt:

    Wenn wir die echten Preise zahlen – wer kriegt dann das Geld?
    Wer bewirkt damit mehr Umweltschutz,mehr soziale Gerechtigkeit bei der Produktion?
    Die echten Kosten zu kennen ändert noch nicht viel – oder

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