Die Wüste, eine Liebesgeschichte und ein Festival

ZAida Karnowski & MBarak Elboukhari

MBarak Elboukhari ist Gnaua-Musiker und in der Wüste geboren. ZAida Karnowski ist Münchnerin, Autorin und dem Ruf ihres Herzens gefolgt. Zu ihrer Überraschung war es keine Reise, sondern eine Heimkehr. Die Sprache der Berber, die Rituale, das Reiten auf dem Kamel, alles war ihr so vertraut. Jetzt geht es ihr darum die Tradition der Berber zu bewahren und einen Platz der offenen Herzen zu erschaffen, genau dort wo der Großvater als Nomade einst sesshaft wurde.

Über eine besondere Liebesgeschichte und ein Festival erzählt von ZAida

Die Wüste hat mich schon lange gerufen bevor ich 2017 hier in Erg Chebbi, Merzouga zusammen mit einer Yoga-Gruppe in die Wüste gereist bin. Wir wurden in der Nacht vom Flughafen abgeholt und nach einem kurzen Schlaf, öffnete ich den Vorhang von meinem Fenster und sah die Wüste in all ihrer Schönheit vor mir. Es war so intensiv und ich war hellwach und setzte mich mit einem Tuch auf die Terrasse des Hotels und meditierte zusammen mit der Wüste. Es war früher Morgen, außer mir war keiner wach. In einiger Entfernung kamen die Berber mit ihren Kamelen aus der Wüste zurück. Der Wind trug Sprachfetzen zu mir und mir war alles so vertraut. Die Sprache und das ganze Land. Ich hätte mich zu den Berbern setzen können, die Kamele absatteln, mit ihnen Tee trinken und frühstücken.

Am nächsten Tag ritten wir mit den Kamelen zur hohen Düne in ein Wüstencamp. Ich war so zufrieden und glücklich und bis heute glaube ich, wäre ich nicht so verliebt in die Wüste, wäre ich nicht so ruhend in mir gewesen, MBarak hätte mich nicht gesehen und angesprochen: Tu n’es pas allemande, tu es une femme Berber.

MBarak und ich hatten am Anfang keine Wörter. Er sprach kein englisch, mein französisch war ungeübt und von arabisch hatte ich keinen blassen Schimmer. Was bleibt anderes übrig als auf das Herz zu hören, wenn es keine gemeinsame Sprache gibt.

Jeden Abend wurde im Camp ein Feuer entzündet und getrommelt und gesungen. MBarak ist Gnaua-Musiker. Die Musik der Gnaua stammt aus Schwarzafrika. Sie haben sich trotz Sklaverei und Unterdrückung ihre Musik nie nehmen lassen (Hier gibt es auf der Website unter Karawanserail einen ganzen Artikel über diese Musik).

Es war Vollmond und MBarak lud mich dazu ein, mit ihm gemeinsam auf der Düne zu trommeln unter sternenklaren Himmel. Wir trommelten für den Vollmond (Ayur). Er der geübte Musiker und ich die einen einzigen Takt trommeln kann. Es entspann sich in dieser Nacht etwas zwischen MBarak und mir über die Musik. Als würden einzelne Töne fragen und der andere antwortete. Da ist etwas geschehen, von dem wir beide wussten, dass wir es nicht aufhalten können.

Ich habe mich so gegen den Klassiker «Marokaner und eine europäische Frau, das ist Abzocke » gewehrt. MBarak und ich hatten einige Hürden zu nehmen. Insbesondere deshalb, weil wir glaubten, das wir die Verbindung legalisieren müssen, um hier in Marokko etwas aufbauen zu können. Sein Antrag auf Visum wurde dreimal abgelehnt. Da wurde mir klar, dass es nie darum ging, dass er nach Deutschland kommt, sondern dass ich nach Marokko muss.

Die Mutter von MBarak stammt aus einem der ältesten Nomaden-Stämme in Afrika. Sein Vater kommt aus dem Sudan. Das Leben findet bis heute auf dem Boden statt. Bevor ich seine Mutter zum ersten Mal sah, erklärte mir MBarak, dass sie nur Berber spricht, das ich mich nicht mit ihr unterhalten kann. Bis heute berührt mich diese erste Begegnung mit ihr sehr. Bei der Begrüßung schaute sie mir tief in die Augen und berührte damit etwas im innersten Innen, etwas Ursprüngliches, sehr weises und altes in mir. Das ist bis heute so geblieben, wenn wir im sonnigen Innenhof zusammensitzen und sie Gemüse schneidet oder Kräuter säubert und ich ihr dabei zu sehe, beruhigt und heilt mich das.

Sein Vater hat uns im letzten Jahr, sein Erbe, das Grundstück des Großvaters übergeben. Die Ruinen auf diesem Platz hat mir MBarak gezeigt, als ich ihn zum dritten Mal in Marokko besuchte. Der Großvater war ein beliebter Mann zu seiner Zeit, die Menschen mochten und schätzen ihn. Als er alt und gebrechlich war lebte er im Haus der Familie und MBarak erinnert sich gerne an ihn.

Foto: karawanserail-khamlia.com

Ich habe mich entschieden die meiste Zeit in Marokko zu sein. Das Leben ist hier einfacher. Es ist freundlicher. Hier kann ich so sein wie ich bin. Die Verbindung zwischen zwei Welten, zwischen unterschiedlicher Herkunft, erfordert viel Einverstandensein mit dem anderen. Da stürmt es auch manchmal. Der Fels der diesen Stürmen standhält ist, dass der andere im anderen das schöne Herz sieht. Das wir eine gemeinsame Vision haben, seitdem wir uns in der Wüste getroffen haben und in die sternenklare Nacht hinein, die Berber und die deutsche Gruppe Halleluja gesungen haben. Da haben sich alle Grenzen aufgelöst, egal welche Hautfarbe, welche Herkunft, welche Religion. Im Herzen sind die Menschen gleich. Musik verbindet die Menschen und so ist die Idée für unser Festival Earth Rebirth Celebration im Mai 2021 in der Wüste entstanden.

Das Wüstendorf in dem wir leben ist sehr klein. Die Menschen sind arm. Fatima unsere direkte Nachbarin ist alleinerziehende Mutter von drei Mädchen. Alle hier werden von dem Festival profitieren, die Männer die hier auf unserem Platz arbeiten, die Frauen, die für die Teilnehmer kochen und aufräumen werden. Es ist ein Benefiz für die Erde und ein Benefiz für die Familien hier.

Programmvorschau Festival Earth Rebirth Celebrationim Mai 2021:

Monika Adele Camara mit Afro-Yoga

Freifrank Fischer und Gabi Frosch mit wERDschätzung. Gemeinschaftliches Kunstprojekt für die Erde

Susanna Schinnerl mit Sound and Grace (Klangmeditation)

Nika Hollmann mit Herzensgesang

Terrace.music (Songwriter, Rock & Soul)

Sahfiya Caroline Yao (Mantrasingen und spirituelle Musik)

(Mitsch Kohn) mit Klangmystik intuitive Musik

DJ Vish mit Dance the Spirit

Hier alle Infos

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Posted in Menschen
4 Kommentare zu “Die Wüste, eine Liebesgeschichte und ein Festival
  1. Anne sagt:

    Oh, was für eine schöne Erzählung. Und wie gut ich das kenne. Mir ging es so mit einem Land in Westafrika. Ich war von der ersten Sekunde an zuhause. Und ja, das Leben ist einfacher, freundlicher und auch ich konnte so sein wie ich bin.
    Dieses Gefühl ist bis heute geblieben. Ich habe mich dort nie als Weiße gefühlt und wurde von den Einheimischen auch nie als solche empfunden. Es war einfach ein tiefes Wiedererkennen. Heimat eben…

    • Liebe Anne, ja das kann ich so gut verstehen. Es ist das einfache Leben, was beruhigt und mir gut tut, insbesondere das annehmen wie ich bin. Aufmerksamkeit durch Anwesenheit und keine psychologischen Gespräche, die Freundlichkeit, das sehen und gesehen werden. Die offenen Herzen geben so viel Geborgenheit. Ich grüße Dich ganz herzlich aus meiner geliebten Wüste, Zaida.

      • Anne sagt:

        Das hast du sehr schön beschrieben, liebe Zaida. Ja, man ist mehr im Augenblick, hat nicht ständig was zu erledigen und die psychologischen Gespräche werden durch authentisches Beisammensein und VIEL Tanz ersetzt 🙂
        Ich kenne das Leben ohne fließend Wasser und ohne Strom auch. Habe Wasser aus dem Brunnen gezogen, Wäsche von Hand gewaschen, abends die Kerzen oder Petroleumlampen entzündet und natürlich auf dem Boden gesessen zum essen und Tee trinken. Es ist eine andere Welt. Nicht besser, nicht schlechter – einfach anders. Ich melde mich bei dir wegen der Reise 🙂

        • Liebe Anne, so lieben Dank für Deine Worte. Zur Zeit ist der Luft- und Landweg zu Marokko zu. Das wird vermutlich bis Ende Mai so sein. Deshalb haben wir unser Festival auf Oktober 2021. Ich freue mich von Dir zu hören und Dich hier in der Wüste begrüßen zu dürfen zu Earth Rebirth Celebration oder wann immer Du möchtest. Merhabe everytime. Cu soon 🙂 Zaida

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