Rewilding – Wildland Farms


Eine andere Möglichkeit Land zu bewirtschaften – Rewilding. In den Niederlanden und in England versuchen die Menschen mit der Natur zu arbeiten und nicht gegen sie. Charlie Burrell war 21 Jahre alt, als er 1400 Hektar Land in Sussex im Südosten Englands erbte. Jahrelang versuchte er verzweifelt, das Land auf konventionelle Art zu bewirtschaften, wie es schon seine Vorfahren getan hatten. Doch der Boden war schlecht, die Ernte selten gut und alles insgesamt unrentabel. Es brauchte einen radikalen Wandel zu dem sich Burrell und seine Frau Isabella Tree entschlossen. Sie gaben das Land der Natur zurück und schafften die ersten Wildtiere an: Damhirsche und weitere Hirschherden anderer Rassen, englische Longhorn-Rinder und eine Herde Exmoor-Ponys und später auch Schweine.

Auf der Webseite von Kneep Castle schreiben sie:

Der Moment der Erleuchtung kam 2002, als Knepp eine Finanzierung durch Countryside Stewardship erhielt, um den Repton Park in der Mitte des Anwesens zu restaurieren. Die Parkrestaurierung der 350 Hektar bot die Chance, das Land auf eine ganz andere Weise zu betrachten und eröffnete die Möglichkeit vor, den Naturschutz auf das gesamte Gebiet auszuweiten.

Die Art von Naturschutz, die Charlie vorschwebte, war ein „prozessgesteuertes“, nicht zielorientiertes Projekt, bei dem die Natur so weit wie möglich die Führung übernimmt – ein Ansatz, der als „rewilding“ bekannt geworden ist. Er war besonders daran interessiert, die Ideen der Weideökologie des niederländischen Ökologen Dr. Frans Vera zu erforschen, dessen bahnbrechendes Buch „Grazing Ecology and Forest History“ im Jahr 2000 aus dem Niederländischen ins Englische übersetzt wurde.

Im Dezember 2002 schickte Charlie seine Vision für die Wiederbewaldung von Knepp in Form einer Absichtserklärung an Natural England, die beratende Behörde der Regierung für die Umwelt, in der er seine Pläne zur Einrichtung eines „Biodiversen Wildnisgebiets im Low Weald von Sussex“ darlegte.

Es dauerte Jahre, bis die Idee von der Regierung voll und ganz unterstützt wurde, aber 2010 erhielt das Knepp-Wildland-Projekt eine Higher Level Stewardship-Finanzierung. Es ist jetzt ein Leuchtturm-Projekt in der Naturschutzbewegung, ein Experiment, das in relativ kurzer Zeit erstaunliche Erfolge in der Tierwelt hervorgebracht hat und Lösungen für einige unserer drängendsten Probleme bietet – wie Bodenwiederherstellung, Hochwasserschutz, Wasser- und Luftreinigung, bestäubende Insekten und Kohlenstoffbindung. Besucht von zahlreichen Naturschutzorganisationen, darunter der RSPB, Wildlife Trusts und der National Trust, sowie von politischen Entscheidungsträgern, Landwirten und Landbesitzern, gestaltet Knepp die Zukunft des Naturschutzes.

Wie Professor Sir John Lawton, Autor des Berichts „Making Space for Nature“ von 2010 sagt: „Knepp Estate ist eines der spannendsten Naturschutzprojekte in Großbritannien und sogar in Europa. Wenn wir die Natur in diesem Ausmaß und Tempo nur 16 Meilen vom Flughafen Gatwick entfernt zurückbringen können, dann können wir es überall tun. Ich habe es gesehen. Es ist wirklich wunderbar, und es erfüllt mich mit Hoffnung.“

Vorbild Oostvaardersplassen in den Niederlanden


Oostvaardersplassen ist ein Naturschutzgebiet von 5600 Hektar Land zwischen Almere und Lelystad – etwa 30 Kilometer nordöstlich von Amsterdam. Zwar wurde die Provinz von Menschenhand geschaffen, aber sie ist doch eine der unberührtesten Naturlandschaften Europas. Bei der Trockenlegung der zwölften Provinz der Niederlande gab es zuerst Pläne, die Oostvaardersplassen zu einem Industriegebiet zu machen. Da der Boden aber zu nass war, entschied man sich dafür, der Natur ihren Lauf zu lassen.

Das Gebiet ist inzwischen als Sumpfland und Überwinterungsregion für Vögel von internationaler Bedeutung. Die trockeneren höheren Landstriche sind sehr geeignet für große Grasfresser wie Konikpferde, Rothirsche und Heckrinder. Oostvaardersplassen ist ein Schutzgebiet unter der gesetzlichen Aufsicht der staatlichen Forstverwaltung und beschränkt zugänglich für Besucher.

Die Dokumentation über das  „Die neue Wildness“ ist in der 3sat Mediathek zu sehen.

Beide Projekte sind für BesucherInnen geöffnet.

Quellen mit auch kritischen Stimmen:

https://www.stern.de/familie/tiere/knepp-castle–der-britische-bauernhof–der-von-tieren-beherrscht-wird-30413928.html

https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-wirtschaftsmagazin/2020/pause/sir-charlie-laesst-es-wachsen

https://taz.de/Menschengemachte-Wildnis-im-Polder/!5419122/

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Ein Kommentar zu “Rewilding – Wildland Farms
  1. Sylvia sagt:

    Wie Wunderbar! Ich bin ganz begeistert, dass es so etwas Großartiges gibt.
    Vielen Dank an alle, die das möglich gemacht haben :):):)
    Sylvia

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