Seelenpoesie: Baumschwester


In der Reihe: »Lebendige Poesie – leih mir deine Stimme« liest Jennie Appel aus dem Buch »Seelenpoesie – Heilsames aus dem Herzen« von Alexandra Thoese.
Alle Lesungen hier.

Baumschwester

Geliebte Baumschwester,
zu dir komme ich,
wenn der Boden mich nicht mehr trägt.
Ich klettere in deine hölzernen Arme
und wiege mich
in deinem schützenden Blätterkleid.
Spüre meinen Körper
im Kontakt zu deiner Baumhaut.
Meine Hand wandert sanft
über deinen Stamm
und spürt die Zeichen,
die die Zeit hinterlassen hat.
Auch du trägst Narben,
die von altem Schmerz zeugen.

Ich hebe den Kopf und schaue
in deine prächtige Krone,
die gen Himmel wächst.
Ich lausche deinem uralten Gesang.
Mein Herz wird weit.

Mein Blick wandert zu deinen Wurzeln,
die flächig verzweigt in die Erde wachsen.
Wild und stark
hast du dir Halt verliehen.
Selbst der Stand im Wasser
vermag dich nicht zu erschüttern.
Ich spüre deine Kraft.
Ich schmiege mich an dich,
verbinde mich mit dir.

Mein Atem wird ruhiger und tiefer.
Mein Körper entspannt sich
und mein Blick wird weich.
Ich schaue zu meinen Füßen
und spüre wieder Wurzelkraft in ihnen.
So verankere ich mich mit mir.

Eine Weile bleibe ich mit dir
und trinke mit all meinen Sinnen
die Nahrung, die du mir gibst.

Gestärkt
verabschiede ich mich von dir,
klettere aus deinem Leib
und wende mich
bewusst meinem Leben zu.

Zum Abschied winke ich dir zu.
Ein leises Rascheln ist zu hören,
als du meinen Gruß erwiderst.

Die Sonne wärmt uns,
dich und mich, Schwester.

© Alexandra Thoese

»Ich erfahre die Welt fühlend und übersetze dies in Bilder aus Worten.«

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3 Kommentare zu “Seelenpoesie: Baumschwester
  1. hannerose sagt:

    ich kann diese begenung sehr gut nachempfinden, die alexandra da beschreibt. gerade gestern hatte ich auf einem langen spaziergang um einen see das gefühl, mich ruft ein baum. so ein mächtiger urwaldbaum, der da in gemeinschaft mit noch vier anderen seiner art seit vielen zig jahrzehnten da wachsen muß, seinem riesigen umfang nach zu erahnen. ich ließ mich locken und ging langsam auf ihn zu. seine rinde braunrot, weich und warm. ich lehnte mich an ihn und mich durchfloß ein energiestrom, sanft und doch stark. der eiskalte wind um mich herum interessierte nicht mehr, ich war in einem durch und durch wärmenden dialog mit dem baumwesen. in meinem körper brickelte, diese ernergie noch lange nachdem ich mich schon wieder dankend gelöst hatte.

    • Alexandra Thoese sagt:

      Oh wie schön liebe Hanne. Sie sind so wunderschön und kraftvoll, die Baumwesen. Genieße das Beisammensein wann immer es möglich ist. Von Herzen liebe Grüße zu dir, Alexandra

      • hannerose sagt:

        danke für deine antwort liebe alexandra,
        ich habe hier in meiner nähe, wohne nur 10 min. vom wald entfernt, eine sehr alte buche (baumdenkmal) mit der ich einen intensiven dialog pflege. ich kann sogar von unserm haus mit ihr in verbindung treten. sie ist mir eine weise und mütterl. ratgeberin.

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