Wir geben nicht auf!

So nah liegen gute und schlechte Nachrichten für Frauen in diesen Tagen zusammen. Während in Deutschland der Bundestag endlich die Abschaffung des Werbeverbots für Abtreibungen beschloss, kippte in den USA der Supreme Court das liberale Abtreibungsrecht des Landes. Der mehrheitlich konservativ besetzte Gericht machte damit den Weg für strengere Abtreibungsgesetze frei – bis hin zu kompletten Verboten. In Staaten wie Arkansas, Kentucky oder Louisiana treten schärfere Gesetze gegen Abtreibung sofort in Kraft. Millionen Frauen sind betroffen, Tausende demonstrieren.

„Frauen wissen, wie sich Wahlfreiheit und Freiheit anfühlen – und wir werden das nie aufgeben“

Aktivistin Eve Ensler (One Billion Rising) schreibt im Guardian zu dem Urteil in den USA: „Wir werden dieses Urteil niemals akzeptieren!“ Und weiter:

„Vielleicht weil Sie nie erfahren haben, wie es ist, wenn Ihr Körper vom rachsüchtigen anonymen Staat kontrolliert wird, wenn Sie vergewaltigt und gezwungen werden, Ihr Baby zu behalten, wenn Sie so verzweifelt sind, dass Sie Ihre Gebärmutter mit einem Kleiderbügel zerstören oder in einer Hintergasse verbluten, Sie verstehen nicht, dass Sie, wenn Sie einmal die Süße der Freiheit, der Wahl, gekostet haben, wenn Sie Ihren Körper als den Ihren kennengelernt haben, wenn Sie sich befreit haben und die Weite Ihres Körpers spüren, die Lebendigkeit in jeder Pore, die aus der Autonomie entspringt, dass Sie das nie wieder aufgeben werden. Niemals.

Und weil Sie das nicht wissen, wissen Sie nicht, wie gefährlich wir sind, wie organisiert wir sind, wie bereit wir sind, alles zu tun, um unsere Freiheit zu bewahren.

Es sind 50 Jahre vergangen. Wir haben unser Recht eingefordert. Wir haben jetzt tatsächlich Bankkonten. Wir haben Kreditkarten und können ein Haus kaufen. Wir können als Geschworene dienen. Wir haben Ämter inne und sind Anwälte. Wir schreiben für Zeitungen und wir leiten sie. Wir moderieren Fernsehsendungen und führen bei Filmen Regie. Wir leiten Krankenhäuser, Universitäten und gemeinnützige Organisationen und schreiben Theaterstücke über Vaginas und Bücher über Faschisten und Faschismus. Wir können nicht einfach beiseite geschoben werden.

Dies ist jetzt unsere Welt. Und dies sind unsere Körper.“ Hier der ganze Artikel auf englisch

Abschaffung von Prargraph 2019a: Das Politische ist persönlich!

Ganz anders die Stimmung am Freitag in Berlin: Kristina Hänel saß auf der Besuchertribüne des Bundestags und wischt sich eine Träne von der Wange. Unter ihr im Plenum sind viele der anwesenden Abgeordneten aufgestanden, haben der Gießener Ärztin den Blick zugewandt, applaudieren. Kurz zuvor haben die Fraktionen von SPD, Grünen, FDP und Linken die Abschaffung von Paragraf 219a beschlossen, dem sogenannten Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche.

Es ist der vorläufige Endpunkt eines Kampfes, dessen Galionsfigur die unermüdliche Hänel in den vergangenen fünf Jahren war. Die Ärztin gilt als Galionsfigur im Kampf für das Recht auf Abtreibung und reproduktive Selbstbestimmung von Frauen. Aus ihrem Buch „Das Politische ist persönlich. Tagebuch einer Abtreibungsärztin“. Aktuelle Lesung aus dem Buch bei einer taz Veranstaltung hier. Danke!

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4 Kommentare zu “Wir geben nicht auf!
  1. Rolf Eder sagt:

    USA = Unerträglich. Sexistisch. Anachronistisch.

  2. Miriam sagt:

    Es ist mir so sehr lieb und wertvoll, Bücher von Anne Lamott zu lesen. Die US-amerikanische Autorin bietet in ihrer großartig menschlichen, genial humorvollen, überaus aufrichtigen und philospohischen Schreibkunst solche Klarheit an für eine menschliche Sicht. Anders als die der derzeitigen „hohen“ Politik. So dass ich durch sie auch bei diesem Thema erlebe: die USA sind erfüllt von so viel mehr Menschen und Zugängen – so viel mehr – als das politische Gruselstück, das da im Außen noch zu sehen ist. Solche Klarheit entsteht – wie überall – in Frauen und allen Menschen, die sich dafür entscheiden, auch ihre zerbrechliche, emotionale Seite wahrzunehmen und ganz da sein und gelten zu lassen. Verwantwortung zu übernehmen für ihre Brüche und Nöte. Anwesend zu sein im eigenen Leben. In all seinen Facetten. Zu wachsen und zu werden. Liebe- und respektvoll umzugehen mit sich und anderen.

  3. Karin mAHelke krüger sagt:

    Kristina ist eine wunderbare Frau.sie kämpft wie eine löwenmutter für die Frauen für unsere Rechte. Ich durfte ein paarmal mit ihr arbeiten. Ihr Herz ist so gross

  4. Interessant, ich weiss, wovon hier geschrieben wird. Den Eingriff in meinen Körper staatlich angeordnet, habe ich in den letzten 2 Jahren auch unerträglich empfunden und die Diskrimminierung durch Mitmenschen und Statt.

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