POESIE im Mai – Schau die Nachtigall

Foto: Pixabay

Schau die Nachtigall
an der Pflaumenblüte wischt
sie die Füßchen ab

Kobaschi Yataro, genannt Issa (1763-1827), japanischer Haiku-Dichter

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Meine – verstorbene – liebste Freundin Karin hat einen handgeschriebenen Haiku-Band in mein Leben vererbt. Mit vielen eigenen Haikus, einer japanischen Form für Gedichte. Karin war eine Herzbeobachterin der allerfeinsten Details der Bewegungen der sie umgebenden Natur. Eine Gartenliebende, Leben bestaunende, mich reich beschenkende Frau, zugehörig der – zu mir – vorigen Generation. Als ich sie mit obigem Haiku zur newslichter Autorin küren wollte, in der Annahme, es sei ihr eigener Text, kam der aufklärende Hinweis von Christiane, die in ihrem Kommentar die wahre Urheberschaft, den japanischen Haiku-Dichter Issa (1763-1827) benannte. Danke dafür!

Ich liebe diese kleine kostbare Entzückung, die eben jener Dichter Issa uns durch seine Worte – zeitlos – weiterschenkt. Und die meiner Freundin zur ersten Orientierung wurde, sich diese Form des Schreibens zu erschließen. Um ihre eigenen kleinen Miniaturen zu verfassen in ihrem persönlichen Haiku-Tagebuch.

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Zur strahlenden Wortminiatur fand sich ein Foto, das die Schönheit einer lichtstrahlenden Pflaumenblüte aufleuchten lässt. Eine Blüte, die nur sehr kurz in Erscheinung tritt und bald wieder vergeht und den grünenden Blättern des Baumes Raum schenkt.

Und eine Tonaufnahme. Mit ihr, der Sängerin selbst IM BILD: Der Gesang der Nachtigall (singing nightingale) / Nationalpark Unteres Odertal

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10 Kommentare zu “POESIE im Mai – Schau die Nachtigall
  1. Marianne sagt:

    Hakus sind eine sinnliche Poesie, danke für diese von Karin Pols!
    das Buch: Japanische Lyrik sei zu empfehlen.
    Und die von Ryokwan: Tautropfen auf einem Lotosblatt – wundervolle Poesie zu Zeiten Goethes

    • Miriam sagt:

      Nun also: von Issa, dem japanischen Haiku Dichter. Wie sich herausstellt, ist Karin im Reigen dieser Veröffentlichungs-Abenteuer-Geschichte schlicht die Mittlerin gewesen. Durch sie fand ich den Text. Und gestern – dank Christiane – seinen Dichter!

  2. Christiane sagt:

    Poesie ist schön, vor allem, wenn sie ein Plagiat ist 🙂

    Das eingangs im Beitrag erwähnte Gedicht ist ein Haiku von Issa, der lebte von 1763-1852, und es ist wortwörtlich so in ziemlich allen Haiku-Sammlungen, die auf dem deutschen Markt erhältlich sind, veröffentlicht. Darunter einfach seinen eigenen Namen zu schreiben, ist schon mehr als merkwürdig, denn es ist eins der bekanntesten Haiku überhaupt.

    • Miriam sagt:

      Na, das ist ja – was? Ein Plagiat ist es nicht. Denn Karins Namen schrieb ICH unter das Haiku. Da es inmitten all ihrer alltäglichen Beobachtungen, inneren wie äußerer Erlebnissen in Haiku Form handgeschrieben steht. UND sie war Lehrerin, liebte Gedichte. War sich der jeweiligen AutorInnen bewusst und wäre im Traum nicht auf die Idee gekommen, etwas aus anderer Hand als ihres auszugeben. Auch wenn ich letztlich nicht ausschließen kann, dass sie mit Issas Haiku gespielt hat und es in eine eigene Form brachte: im von ihr ererbten dtv Klassik Band „Haiku. Japanische Gedichte“ sind sehr viele Haikus von Issa enthalten. Aber nicht dieses so überraschend ähnliche. Und so staune ich über die seltsam anmutende Möglichkeit, dass da die berühmte Japanerin etwas sah UND meine Freundin in einem anderen Jahrtausend auf einem anderen Kontinent. Und beide es in die Form eines Haikus gossen.

      • Miriam sagt:

        … liebe Christiane, dank dir SEHR für deinen aufklärenden Hinweis. Mein Kommentar von gestern ist längst überholt. Denn du hast natürlich recht! Hab noch mal „detektivisch“ die Sache untersucht. Und da klärte sich, dass meine Freundin dieses Haiku (eben leider ohne Issas Namen) offenbar für sich notiert hat als Orientierung, wie die Silbenzahl-Regel für ein Haiku ist. Denn diese hat sie sich darunter geschrieben. Ich bin nun also beschenkt um das Entdecken des Japaners Issa, den ich durch dich kennenlerne. Und bereichert um das Wissen, dass Karin eben diese wunderschöne Miniatur kannte. Und sie auch ihr Herz erfreut hat. Das newslicht bekommt seine korrekte Form sobald Bettina wieder online ist …

    • Miriam sagt:

      Es gibt da noch ein Rätsel. Ob du helfen kannst, Christiane? Der dtv Klassik Band „Haiku. Japanische Gedichte“ in seiner Neuausgabe (von 1994) nennt 1827 als Sterbejahr des Dichters. Während du ja 1852 benennst. Und das dt. Wikipedia wiederum nennt den 5. Januar 1828. Weißt du etwas zu diesen unterschiedlichen Daten und magst das kommentieren? Denn ich hab für mich nur das dtv Buch als die eine Quelle zur Verfügung, die ich geneigt bin als verlässlich zu betrachten …

  3. Marianne sagt:

    Naja ist schon schade – ein Plagiat.? Dieser Text kann kein Zufall sein. Finde es etwas beschämend, das als sein Eigenes zu veröffentlichen…

  4. Miriam sagt:

    Liebe Marianne, ja und das tut mir leid, der Fehler liegt bei mir. Und geschah aus Unwissen. Denn Karin lebt ja nicht mehr, die hätte mirs gesagt … Wie Erich Käster es so schön in Worte bringt: „Irrtümer haben ihren Wert; jedoch nur hier und da. Nicht jeder der nach Indien fährt, entdeckt Amerika“. Mir hat mein Irrtum und seine Veröffentlichung dank Christianes Wissen das Entdecken des Japaners Issa geschenkt. Und das freut mich wirklich sehr!

  5. Ihr Lieben, nun ist der Text korrigiert. Danke Miriam und Danke für Eure Aufmerksamkeit und Hinweise. Ich durfte schon vielfach Urheberschaften neu zuordnen. Persönlich glaube ich außerdem, dass die Seelen in anderen Ebenen eher darüber schmunzeln, wissen sie doch, dass alles Eins ist 🙂 In diesem Sinne einen schönen Sonntag.

  6. Marianne sagt:

    Ist ja alles unerheblich.
    Hauptsache so ein wunderbarer Haiku fand seine Leser.
    Sorry meine erste Reaktion.
    Danke Miriam!

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