Die alte Schamanin

Sie sitzt.
Lang schon.
Vollkommen regungslos.
Verbunden mit ihren Spirits.
Eins mit Zeit und Raum.
Eins mit dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren.
Eins im Sein mit den Welten.
Am Ufer des Sees hat sie ihren Platz eingenommen.
Der Steg hinaus gewährt ihr Gastrecht.

Die alte Schamanin.

Tage und Nächte hat sie sich vorbereitet.
Auf diesen einen Tag.
Heute ist Sommersonnwende.
Der längste Tag.
Das intensivste Licht.
Diesen Umstand muss sie für ihr Vorhaben nutzen.
Der beste Tag für ihr Werk.
Sie weiss, sie muss es tun.
Sie muss träumen.
Sie muss eine neue Welt träumen.
Die alte ist aus den Fugen geraten.
Das harmonische Zusammenspiel der Kräfte gestört.
Disharmonisch die Beziehungen.

Die alte Schamanin.

Das Licht verändert sich.
Der Zeitpunkt naht.
Die Sonne neigt sich in den Abend hinein.
Und es geschieht.
Die Sonnenstrasse breitet sich über den See aus.
Direkt zu ihr hin.
Sie weist ihr den Weg in die Zukunft.
In eine neue Zeit.
Es braucht eine neue Zeit.
Das Leben braucht eine neue Zeit.
Ein Jetzt, rein und klar.

Die alte Schamanin.

Sie weiss es.
Schon lange weiss sie es.
Sie beginnt zu träumen.
Mit der uralten schamanischen Kunst ist sie vertraut.
Diesen Weg, Veränderung herbeizuführen, kennst sie seit ihrer Kindheit.
Am Ufer des Sees sitzt sie.
Regungslos.
Konzentriert.
Fokussiert.
In klarster Absicht.
Eine neue Welt will Gestalt annehmen.
Eine Welt, die sich aus der Tiefe des Seins offenbart.
Vollkommen.
Unteilbar verbunden mit allem Sein.
Ihr Wirken braucht viel Kraft.
Das weiss sie.
Sie hat reichlich Erfahrung.
Sie ist uralt und urerfahren.
Sie gibt nicht auf.

Die alte Schamanin.

Harmonie erwirken.
Es ist ihre Aufgabe.
Seit jeher die schamanische Aufgabe.
Der Grund ihres Daseins.
Diese neue Welt will geboren werden.
Eine Welt in Harmonie und Liebe.
Verbunden mit allem Sein.
Entschlossen träumt sie weiter.
Die Kraft dieses Tages will sie nutzen.
Die Sonnenstrasse über den See ist lichtvoll.
Sie muss nur gehen.
Und sie geht.
Sie geht den Weg durch das Licht in das Licht.
Sie geht den Lichtweg.
Und sie träumt Licht in das Licht.
Und das Licht berührt das das Ursprüngliche.
Mit ihrer Traumkraft setzt sie den Impuls.
Für das Neue.
Dort, im Zentrum allen Seins.

Die alte Schamanin.

Sie hat geträumt.
Ihr Werk ist vollendet.
Sie zieht sich zurück.
Die universelle Liebe wird wirken.
Und es wird sich fügen.

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