Glühwürmchen im November

Es dämmert schon, als ich mit meiner kleinen selbstgebastelten Laterne den Park betrete. Zwischen den Bäumen empfängt mich die Dunkelheit, der Zauber der Stille breitet sich aus und lässt die Geräusche der Stadt in den Hintergrund treten.

Inmitten dichter Hecken und Eibengebüsche mache ich eine Entdeckung. Nichts Neues, aber für mich zum ersten Mal wirklich klar zu sehen und zu spüren: Je dunkler die Umgebung, umso heller leuchtet mein Laternchen.

Ich empfinde die Dunkelheit plötzlich als etwas Unterstützendes, etwas, das das Leuchten fördert, statt es zu verschlingen. Die Dunkelheit, in welcher Weise auch immer sie mir begegnet, lädt mich dazu ein, sie zu erhellen. Mit meinem ganz persönlichen Licht. Vielleicht brauche ich sie sogar, um zu erkennen, welches Leuchten in mir steckt.

Meine Laterne ist nur ein kleines Licht, und doch verändert sie mit ihrem Da-sein die Atmosphäre.

Ein ermutigender Gedanke. „Es ist besser, ein Licht anzuzünden, als über die Dunkelheit zu schimpfen“, sagt ein altes Sprichwort. Beschwingt setze ich meinen Weg durch den Park fort.

In der Nähe des chinesischen Teehauses kommt mir ein älterer Mann entgegen. Als wir auf gleicher Höhe sind, stimmt er plötzlich ein Glühwürmchenlied an und singt es weiter, während wir uns wieder voneinander entfernen. Er singend, ich leuchtend, zwei Menschen, die den Park anders verlassen, als sie ihn betreten haben, mit mehr Freude und dem Geschenk eines kostbaren Augenblicks im Herzen.

Zwei Glühwürmchen im November.

Kalenderposter für 2025