Was tun mit dem Altgras?

Im Netzwerk Wilde Wiese Wendland wurde diese Frage gestellt, die vielleicht viele haben: „Wir haben einen Teil letztes Jahr gar nicht gemäht. Jetzt überlegen wir, ob das Stück jetzt gemäht werden sollte oder später oder gar nicht. Es liegt halt noch sehr hohes, trockenes Gras vom letzten Jahr auf dem Boden. Ein paar Brombeeren kommen jetzt auch schon durch. Oder befinden sich in der Krautschicht zu viele Insekten?“
Georg hat geantwortet: „Hallo Hannes, das ist für mich auch immer der Konflikt und eindeutig richtig oder falsch ist da wenig. Wenn man nicht alles gleichzeitig nach dem gleichen Schema behandelt, ist es meist schon ganz gut. Ich handele da auch viel nach Gefühl. Flora und Fauna haben jedenfalls gegensätzliche Bedürfnisse.
Um eine mehr oder weniger schon/noch vorhandene Pflanzenvielfalt zu erhalten, ist es auf Standorten wie bei Euch (keine Extremstandorte) in der Regel gut, im Schnitt zweimal zu mähen, zumindest aber einmal im Herbst (nur Herbstmahd ist aber auf Dauer meist zu wenig). Viele Pflanzen profitieren davon, wenn die Wiese kurz in den Winter geht. Wenn das nicht geschehen ist, kann man das jetzt noch mähen. Dazu gehört natürlich immer, dass der abgemähte Aufwuchs abgeharkt wird, sonst ist die Mahd sinnlos.
Wenn die Vegetation sehr artenarm ist, wird man allein durch Pflege daran wahrscheinlich nicht viel ändern können und man kann einfach hin und wieder, nicht unbedingt jedes Jahr, nach Bedarf mähen, damit es nicht in eine Richtung läuft, die man an dieser Stelle vielleicht nicht möchte, zum Beispiel Aufkommen von Brombeeren und anderen Gehölzen, wenn die hier nicht sein sollen.
Bei oberirdisch überwinternden Insekten gibt es grob zwei Gruppen. Viele überwintern bodennah in der Streu. Für diese Arten war es gut, dass bisher nicht gemäht wurde, weil sie in kurzrasiger Vegetation im Winter bei Frösten leiden. Jetzt macht es ihnen aber nichts, wenn (nicht überall allzu tief) gemäht wird.
Viele Arten überdauern bzw. entwickeln sich aber über den Winter oder ganzjährig an oder in hohen abgestorbenen Strukturen, also Pflanzen mit stabilen Stängeln (Königskerzen, Beifuß, Wilde Möhre, Bärenklau, Rainfarn…; auch Brombeere). Manche sind jetzt gerade fertig wie der Aurorafalter, der jetzt aus der Puppe schlüpft, andere fangen jetzt erst an zu fliegen und brauchen zum Teil noch etwas wie der Schwalbenschwanz und wieder andere brauchen bis zum Sommer oder sogar noch ein weiteres Jahr (manche Wildbienen und Käfer). Wenn man die Pflanzen mit Puppen oder Eiern abmäht, landen diese am Boden oder, wenn abgeharkt wird, auf einem Haufen und verpilzen und sterben ab. Denn es sind ja Arten, die die hohen Strukturen aussuchen, weil sie das trockene luftige Milieu brauchen.
Pflanzen mit verholzten Stängeln sind also ein Fall für sich, aber nicht immer kann oder will man die erhalten; wir machen bei uns im Garten da auch Kompromisse. (Im vorderen Teil des Gartens erträgt meine Frau im Frühling keine ollen Stängel mehr und ich bündele sie und binde sie an den Zaun; weiß aber nicht, ob die gewünschten Arten das überstehen. Immerhin sind die Stängel irgendwann mal zernagt, also irgendwer findet das gut.) Also kurze Frage, lange Antwort. 🙂 Ich hoffe, das hilft Euch ein bisschen weiter.“
Hintergrund Wilde Wiese Wendland
Wir wollen weitere Grünflächen für die Artenvielfalt sichern und miteinander zu einem Netz verbinden. Ein stabiles Netz braucht viele Knoten. In unserer Vorstellung sind Knoten eine Vielfalt an Lebensräumen und deren Lebewesen, die miteinander in Kontakt sind. Je mehr Knoten das Netz hat, desto dichter ist das Netz gewebt und desto stabiler ist es – es trägt.
Mut zu Lebendigkeit und Vielfalt
Jeder Quadratmeter Garten, Wiese, Weide, Grünland wird durch Dich zu einem wichtigen Knoten im Rettungsnetz für unzählige Pflanzen und Tiere. Um als Teil unseres Netzwerks sichtbar zu werden, laden wir Dich ein, Deine Wilde Wiese auf der Karte unserer künftigen Webseite einzutragen.
Wir sind viele!
Wir unterstützen Dich und Deine Wilde Wiese und bieten Dir ein Netzwerk – zum Austausch mit Fachleuten, für praktische Tipps, Informationen und regionales Saatgut. Das Aktionsbündnis Wilde Wiese Wendland ist derzeit in kommissarischer Trägerschaft bei EinsWeiter e.V., hier bestehen inhaltlich viele Schnittpunkte, sowie konkret auf dem Gelände Flächen zur Verwandlung in Wilde Wiesen.
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In Österreich ist es mir vor Jahren gelungen, in einem Hochhausgebiet (Nordstadt-Steyr/OÖ) Stadtgärtner davon zu überzeugen, einen wenigstens kleinen, von mir mit Bindfaden markierten Teil, der sonst seit Jahrzehnten kurz gehaltenen Wiese, nur zwei Mal im Jahr zu mähen. Es klappt!!! Immer wieder pflanze/sähe ich neue Wildkräuter/-blumen, um die Artenvielfalt zu erhöhen. Es ist gelungen, dass sich Glocken-, Witwen-, Mohnblumen, Margariten, Klettenlabkraut, Wiesenknopf, roter/gelber Klee, Steinnelke etc., neben allen anderen Wildgräsern, angesiedelt haben/langsam vermehren. Obwohl sich anfangs, ob dieser vermeintlich „ungepflegten“ Fläche, bei unaufgeklärten Bewohnern Widerstand zeigte, erfreuen sich jetzt alle an der sich entpuppenden Vielfalt von Flora und Fauna 🙂
Außerdem mach ich hier auch seit 18 Jahren GuerillaGardening. Hab für u. mit fremden Hochhauskindern einen NASCHGARTEN für ALLE errichtet, Beerensträucher+Obstbäume+Gemüse+Kräuter auf Gemeinschaftsgrund gepflanzt.
Monika Görig/Steyr OÖ betreibt unentgeltlich für alle Anwohner eines Hochhausgebiets einen
NASCHGARTEN UND BUNTE WILDBLUMENWIESE (Video ttps://regionaltv.at/mediathek/beitrag/193355)
https://www.tips.at/nachrichten/steyr/land-leute/509221-naschgarten-fuer-alle-guerilla-gardening-inmitten-von-steyr
https://permakultur-info.de/naschgarten-fuer-alle-in-hochhaussiedlung/
Großer Bericht: https://www.essbare-stadt-linz.at/post/guerilla-gardening-der-naschgarten-in-steyr
…..DANKE ❤️ 💜 🤍 ❤️ für all die Inspirationen und die Austauschmöglichkeiten…wundervoll….unser Garten „verwildert“ und regeneriert seit 3 Jahren……wir beobachten eine zunehmende ArtenVielfalt bei Pflanzen,Insekten,Vögel und eine gute Durchfeuchtung des Bodens – der ist mittlerweile „regenwurmreich“…. und unsere Dorfkatze hat ihre Schlafplätzchen im hohen Gras bei uns gewählt, weil wir Ruhe geben 😉 heißt, kein „schweres,lautes Gerät“ einsetzen zur Pflege….das tut uns allen gut…..a la „Alexandre, der Lebenskünstler“(ein fantastischer Film mit Phillipe Noiret)….
Von Herzen zu Euch, ihr liebevollen GartenHüter*innen
Dagmar