Abschied nehmen: The Goodbye Line

Lesezeit 1 Minute –

„Eines Tages wird das alles weg sein, so wie du, ich, alles andere. Verabschiede dich. Von irgendwem, irgendwas – bevor es zu spät ist.“ Die Goodbye Line ist ein öffentliches Kunstprojekt, das Menschen dazu einlädt, sich zu verabschieden. Jede/r kann anrufen – eine Telefonleitung, die rund um die Uhr geöffnet ist, um eine anonyme Voicemail zu hinterlassen.

Einige sprechen durch Tränen. Andere singen. Einige Botschaften sind poetisch, andere einfach und sparsam. Gemeinsam bilden sie ein wachsendes Archiv menschlicher Erfahrung – Erinnerungen daran, wie viel wir tragen und wie selten uns Raum gegeben wird, um es zu teilen.

Alexis Wood hat mit ihrem Partner Adam Trunell das Projekt in Los Angeles gestartet: Sie fuhren in der Metropole herum, abseits der Touristen-Orte, und hielten Ausschau nach öffentlichen Telefonen. An 20 brachten sie Sticker an: „Ja, dieses Telefon funktioniert!“ Darunter die Nummer 888-808-8598, über die man gratis mit der „Goodbye Line“ verbunden werde, und den Hinweis (siehe die ersten Sätze des Artikels).

Sie schreiben auf ihrer Webseite: „Im Kern ist dies ein Projekt über das Loslassen. Aber es geht auch darum, was bleibt: unsere Stimmen, unsere Erinnerungen und die Art und Weise, wie Verlust – wenn man sie erlebt – verbindet uns. Die Abschiedslinie erinnert uns daran, dass Trauer nicht nur ein privater Ausdruck ist. Es ist eine gemeinsame menschliche Erfahrung.“

Man kann die Goodbye Line von jedem Telefon weltweit aus erreichen, gratis, man muss vor der Nummer nur die Ländervorwahl der USA (+1) eintippen. In Berlin zum Beispiel hängt ein Sticker für die Abschieds-Hotline in den Hinterhöfen an der Rosenthaler Straße – dort, wo mal eine Telefonzelle gewesen ist.

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Bettina Sahling
Bettina Sahling

Bettina Sahling ist die Gründerin und Hauptakteurin hinter dem Online-Magazin newslichter.de, das sich seit seiner Gründung im Jahr 2009 der Verbreitung positiver Nachrichten widmet. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, täglich inspirierende Geschichten und gute Nachrichten zu teilen, um den Lesern Hoffnung und positive Impulse zu geben.

Ein Kommentar

  1. Danke! Was für ein schönes Kunstprojekt – werde ganz wehmütig, wenn ich an den Verlust von körperlicher Präsenz, Wahrnehmung und Bezogenheit erinnert werde,
    der sich im ‚Luftzeitalter‘ verstärkt zeigt…
    Public Intimacy, Ambiguous Loss… Intimität und Öffentlichkeit, die Ambiguität von Verlust… das sind sehr wichtige Themen, die sich auch in der zeitgenössischen Kunst spiegeln… es sind die vielen engagierten Community-Projekte, die Mut machen und einladen, uns aus der abstrakten Beziehungslosigkeit hin zur einfachen Begegnung mit allem Leben von Mutter Erde zu bewegen…

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