Unsichtbare Vernetzungen werden sichtbar: Interstitium

Interstitium ist ein erst 2018 entdeckter Körperbestandteil oder gar ein Organ, das erst 2018 von Forschern der New York University School of Medicine entdeckt wurde. Es besteht aus einem schwammartigen Netzwerk von mit Flüssigkeit gefüllten Kammern, die durch ein Gerüst aus Kollagen- und Elastinfasern gestützt werden. Es befindet sich unter der obersten Haut, aber auch in den Gewebeschichten, die den Darm, die Lunge und die Harnwege auskleiden, sowie in denen, die die Blutgefäße und die Faszien zwischen den Muskeln umgeben. Forscher schätzen, dass das Interstitium etwa 20 Prozent des Körpervolumens ausmacht, was einer Masse von rund zehn Litern bei einem Erwachsenen entspricht.
Besonders interessant ist, dass die traditionelle chinesische Medizin bereits seit über 2.500 Jahren Konzepte kannte, die dem neu entdeckten Interstitium ähneln. In der TCM werden die Bindegewebsstrukturen als Leitbahnen oder Meridiane bezeichnet, durch die die Lebensenergie (Qi) fließt. Diese Parallele könnte zu einer wissenschaftlichen Brücke zwischen östlicher und westlicher Medizin führen.
Übertragung auf andere Bereiche von Vernetzung
Ein aktueller Artikel wendet den Begriff des Interstitium auf Menschen an, die interdisziplinär arbeiten, Verbindungen schaffen, Ideen verbreiten und ansonsten schwer zu kategorisieren sind und sieht auch parallele Entdeckungen in anderen Lebensfeldern:
„Andere Felder offenbaren dieselbe Wahrheit, scheinbar alle gleichzeitig. Ökologen nehmen die Bäume in Wäldern jetzt als miteinander verbunden, handeln Informationen und Nährstoffe über weite Strecken und kalibrieren die Gesundheit eines Ökosystems. Mycelial-Netzwerke sind jetzt Teil von Gesprächen von Menschen, die bis vor kurzem nichts über Pilze wussten. Genossenschaftsunternehmen und gegenseitige Hilfe erleben ein Wiederaufleben, da mehr Menschen ihre eigene gegenseitige Abhängigkeit und ihren eigenen Handelswert miteinander erkennen.“
Den ganzen spannenden Artikel hier lesen: https://orionmagazine.org/article/interstitium-scientific-discovery-anatomy/
Weitere Quellen:
https://www.deutschlandfunk.de/bindegewebsforschung-neue-erkenntnisse-zum-interstitium-100.html
Liebe Bettina,
Ich habe die vorgeschlagenen Dokus noch nicht gesehen ( mache ich, sobald als möglich), aber das Interstitium ist auch hierzulande kein “ neuentdeckter“ Körperteil. Mir scheint, die Wissenschaft “ entdeckt “ hier zum wiederholten Male, dass “ Bindegewebe “ ein wörtlich zu nehmender Begriff ist: ein – alle Zellen unseres Körpers verbindendes, energie- und informationstragendes, äußerst fühlbares , sowohl festes, als auch zartes, flüssiges Gewebe ist. Mit dem eigentlich alle Körperarbeiter arbeiten, jede noch so kleine Berührung direkt in die Tiefe ( oder zum Schutz eben auch nicht ) unseres Wesens gelangt. Ich wünsche uns allen eine Aufwertung und Wertschätzung von “ Bindegewebe-“ lat. Interstitium, das ist nicht nur das, was “ doddelig“ ( pfälzisch= labberig, weich) wird.
herzliche Grüße aus der Pfalz
Monika