Tag-und-Nacht-Gleiche: kostbarer Moment von Gleichgewicht

Montag, 22. September 2025, 20:19 Uhr: Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche. Ein winziger, kostbarer Moment, in dem die Dauer des Tages und der Nacht genau gleich sind. Polarität im Gleichgewicht, gleich ge-wichtig.
Der Tag davor ist noch vier Minuten länger, die Nacht vier Minuten kürzer. Am Tag danach ist es schon umgekehrt. Tatsächlich steht an diesem Tag die Erdachse so seitlich geneigt, dass fast überall auf der Erde (ganz genau am Äquator) der Tag und die Nacht in etwa gleich sind. Es variiert ein wenig – hier in Lüneburg sind Tag und Nacht erst am 25.9.2025 wirklich beide genau 12 Stunden lang.
Fakt ist: Es gibt im Jahr nur zwei Momente an jedem Ort, wo sich Tag und Nacht genau die Waage halten. An alle übrigen Tagen im Jahr sind sie unterschiedlich lang, je nach geografischer Lage sehr ähnlich lang (Äquator) oder sehr verschieden lang (Pole).
Für uns in Deutschland markiert der 22. September den Herbstbeginn und damit das Halbjahr der immer längeren Nächte und der immer kürzeren Tage – das Winterhalbjahr.
Und eben dieser eine Tag, diese eine Nacht, jeweils zum Herbst- und zum Frühlingsbeginn, da herrscht Gleichgewicht.
Ich finde das bemerkenswert: zwei von dreihundert fünfundsechzig Tagen (2 von 365!) sind Dunkelheit und Licht gleich verteilt. Das scheint mir doch ziemlich wenig.
Ich wünsche mir – für mich und mein Leben – viel mehr Zeiten im Gleichgewicht.
Zeiten, in den ich mich ausgewogen fühle, sich Freud und Leid, Lachen und Weinen, Freude und Melancholie, nach-Innen-gewandt-sein und nach-Außen-gewandt-sein die Waage halten. Ich wünsche mir Ausgeglichenheit, Ausgewogenheit, Gleich-Mut. Ich möchte im (inneren und äußeren) Gleichgewicht sein.
Und nun schaue ich in den Kalender und mir wird – nicht nur im Kopf, sondern auch im Herzen – bewusst, dass das möglicherweise einfach nur „ein frommer Wunsch“ ist. Dass es so von der Natur, wie wir sie hier auf der Erde erfahren, nicht vorgesehen ist. Oder nur an zwei Dreihundertfünfundsechzigstel meiner Tage. Das wären, angenommen ich erreiche das stolze Alter von 90 Jahren, 180 Tage, etwa ein halbes Jahr.
Das finde ich ziemlich krass.
Nun gut, vielleicht kann ich das Sonnenjahr nicht ganz direkt auf mein Leben übertragen, und gleichzeitig möchte ich mehr und mehr zyklisch leben, mich einschwingen in die irdischen Rhythmen des Lebens, die wir in meinen Augen viel zu lange ignoriert und missachtet haben.
Das heißt heute für mich: Ich erlaube mir, mit dem Rhythmus des Jahres, des Lebens, dem der Tage und Nächte – und vor allem mit meinem eigenen Rhythmus! – zu sein. Nicht immer (nur) nach Ausgewogenheit zu streben, sondern mich zu lassen – auch mit meinen Launen, meiner eigenen Helligkeit und Dunkelheit, meinen Auf- und Ab´s, meinem Gleichgewicht und Ungleichgewicht zu gehen und zu sein. (Und das auch anderen zuzugestehen.)
Im Wissen, dass alles Leben in seinem Rhythmus pulst, jedes Herz seinen speziell eigenen Rhythmus hat, jeder Mensch sein eigenes Leben lebt.
Keine wirklich neue Erkenntnis – doch jedes Mal webt sie sich tiefer ein in mein Herz, lässt meine Seele sich dahinein entspannen und macht mich weiter.
Lässt mich neue, uralte Rhythmen finden und erleben, manchmal auf ganz neue Weise. Macht mich barmherzig mit mir und anderen und dankbar für jedes Abenteuer meines Lebens (und tatsächlich wird da sogar die Langeweile zum Abenteuer – eine meiner „neuen“, wieder-entdeckten Erkenntnisse!).
Mein Plan (den das Leben jederzeit durchkreuzen kann, weil es passiert, während ich Pläne mache) ist, zur Tag- und Nachtgleiche ein kleines Ritual zu kreieren, das beides feiert: das Gleichgewicht und die „ungleichen“ Tage, Jahre, Erlebnisse und Erfahrungen. Ein Ritual, das die Kostbarkeit dieses Moments im Jahr würdigt und wertschätzt. Da bin ich schon gespannt.
Und freue mich über Berichte und Erfahrungen (was Rituale, Gleichgewicht und Ungleichgewicht oder Rhythmen betrifft) von euch.