Jahreskreisfeste mit Kindern

Lesezeit 5 Minuten –

Von Verena Wagner. Um mit Kindern die Natur im Rhythmus der Jahreszeiten zu erleben, eignen sich die Jahreskreisfeste sehr gut. Wer mit Kindern in die Natur geht, erlebt besondere Augenblicke. Mit dem Leben im Jahreskreis knüpfen wir ein schützendes und stärkendes Netz um unsere Kinder und Jugendliche.

Oft sind es kleine, feine Erlebnisse, an die sich Kinder erinnern, weil sie sich Jahr für Jahr wiederholen. Das raschelnde Herbstlaub, der erste Schnee, die zarten Knospen der Frühlingsblumen, ein Nachmittag am See oder Apfelkuchen aus selbst gepflückten Äpfeln – das sind bleibende Naturerfahrungen, die eine Kindheit prägen. Die Zeit mit geliebten Menschen in und mit der Natur gibt Heranwachsenden Halt in unserer hektischen, konsumorientierten Welt. Die Jahreszeiten bieten Familien Zugang zu intensiven Naturerfahrungen.

Halloween als Einstieg

Gerade Halloween am 31. Oktober bietet einen guten Einstieg in die Jahreskreisfeste für Familien. Halloween, ein amerikanisches Fest und bei uns in Europa in manchen Kreisen als Konsum verpönt, hat seine Wurzeln in keltischen Bräuchen, die in Irland zum Teil noch lebendig sind und übe die Einwanderungswelle nach Nordamerika gelangten. Kein Wunder, dass das Totenfest Samhain dasselbe Datum trägt. Die beiden Feste haben einen gemeinsamen Ursprung. In dieser dunklen Zeit sei die Nähe zum Totenreich spürbar, heißt es. Genau dies symbolisieren die gruseligen Halloween-Geister. Um diese Tradition auch schon mit Kleinkindern zu feiern, lässt sich gemeinsam eine Kerze ins Fenster stellen, die sich von der Dunkelheit abhebt und die Wärme und Geborgenheit unseres Zuhauses betont.

Eine Geistergeschichte vorlesen zu selbst gebackenen Hexenfingern, Gespenstermalen oder Salzteigmonster aus Mehl, Salz und Wasser basteln – Halloween ist die Gelegenheit für ein aufregendes Herbstfest mit Kindern.

Nach der großen Kneterei kommen die Kunstwerke bei 120 Grad Celsius in den Ofen, bis die Ränder sich bräunlich verfärben. Hier gibt es eine Anleitung für die Salzteigmonster. Neben Kreativ-Tipps findet sich im Familienbande-Buch (siehe unten) auch für jeden Monat ein passendes Rezept zum Kochen mit Kindern.

Alle Jahreskreisfeste

Halloween markiert nicht nur den Beginn der Dunkelheit und das Ende des Erntejahres. Gefeiert wird seit Keltenzeiten auch der Abschluss des Jahreskreises und der Beginn eines neuen Jahres. Jetzt verabschiedet sich das Licht, bis es kurz vor Weihnachten mit der Wintersonnenwende zurückzukehren beginnt. Zu diesem Zeitpunkt beginnen die Tage bereits unmerklich wieder länger zu werden.

Anfang Februar kehrt das Licht dann mit Mariä Lichtmess und dem Jahreskreisfest Imbolc wieder zu uns zurück. Zumindest merken wir jetzt deutlich, wie viel lichter alles wieder ist.

Wie die Frühlingstagundnachtgleiche auch den Namen Ostara trägt, merken aufmerksame Beobachter*innen bereits die Überschneidungen mit christlichen Festen. Das ist kein Zufall. Das Christentum hat zu seiner Entstehungszeit die älteren, heidnischen Feste übernommen und sich einverleibt. Auch Ostern ist abgesehen von der christlichen Leidensgeschichten ein Fest voller Fruchtbarkeitssymbole: ob Palmzweig oder Ostereier, Hasen und Küken oder die Farben gelb und weiß, die jetzt mit dem Frühling in der Natur explodieren. Das sind alles auch Attribute der großen Muttergöttin, die uns in den Dunkeltagen als altes Mütterlein (Frau Holle) zurückgelassen hat. Jetzt im neuen Jahreskreis finden wir eben diese Naturgöttin in Gestalt zahlreicher Frühlingsgöttinnen rund um den Globus wieder. Sie bringt uns das Licht zurück und mit ihm das Leben, das in der Vegetation nun austreibt.

Die Kraft der Natur nimmt ihren Lauf mit Walpurgis (Beltane) in der Nacht auf den Ersten Mai, in der die Hexen tanzen und gipfelt in der Sommersonnenwende im Juni zu Johanni. Im Hochsommer heißt es dann schon wieder Abschied nehmen. Mit der Kornernte ist die Kornmutter wieder alt geworden und das Lied der Schnitterinnen kündigt schon das bevorstehende Ende des Jahreskreises im Herbst an. Mit diesen sinnhaften und stimmigen Bildern Kinder im Jahreskreis zu begleiten, bietet eine große Vielfalt an aktiven Naturerlebnissen für Kinder. Denn all diese Vorgänge finden wir in der Natur, wann immer wir sie besuchen kommen. Für mehr gemeinsame Familienzeit, die wir mit einfachen Mitteln in der Natur finden, müssen wir uns bloß erinnern: immer wieder bewusst innezuhalten und zu besonderen Zeitpunkten im Jahr mit unseren Kindern die Jahreszeiten und ihren Wandel zu feiern. Damit schaffen wir in der intensiven Kleinkinderzeit eigene Rituale und bleibende Kindheitserinnerungen.

Hintergrund: Das Buch „Familienbande im Jahreskreis“ ist ein Kompendium und wertvoller Ratgeber. Rezepte zum Kochen, Backen und Gärtnern, Spielideen, Kreativ-Tipps und Anleitungen zum Werken, Basteln, Schnitzen und Draußen spielen bieten eine schnell umsetzbaren Fundus an Ideen. Auch für nicht handwerklich versierte Menschen geeignet und allesamt inspiriert von den wunderbaren Naturmaterialien, die Wald und Wiesen, Flüsse und Berge uns je nach Jahreszeit schenken.

Den Jahreskreis erleben jüngere Kinder mit 12 saisonalen Ausmalbildern in DIN A4 (mit Code zum Nachdrucken bei Mehrbedarf) und 12 spannenden Vorlesegeschichten. Dazu kommen Lese- und Filmtipps im Jahreskreis und Inspirationen, um eigene Jahreszeitentische zu gestalten. Praktische Todo- und Checklisten helfen dabei, sich das Richtige für die passende Jahreszeit herauszupicken und im Familienalltag umzusetzen.

Auf ihrem nachhaltigen Familien- und Naturblog mamirocks.com begleitet Verena Wagner seit über zehn Jahren Familien bei ihrer Aufgabe, Kindern Geborgenheit und Rückhalt zum Groß- und Starkwerden zu geben. Sie schreibt für ihr Leben gern als Buchautorin, Journalistin und Bloggerin.

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Gastbeitrag
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Ein Kommentar

  1. Hallo an die Verfasserin.
    Mir sind die alten Bräuche auch bekannt. Nur eins möchte ich anmerken. Samhain wurde, wie Du richtig geschrieben hast von Irischen Einwanderern in die USA mitgebracht. Daraus haben die Amerikaner dann Halloween gemacht. Das hat nichts mehr mit dem ursprünglichen Brauch ( Speisen und Getränke vor die Tür zu stellen) zu tun. Samhain ist die Zeit, in der die Schleier zwischen den Welten dünner sind. Wer möchte und den Mut hat, kann in Kontakt mit den Ahnen und der Göttin ( die Weise Alte) treten. Sie schenkt Wissen und gibt Rat. Ausserdem ist es eine gute Zeit für Orakel. Diese Sicht auf Samhain ist für mich, einfach richtig und nicht das verkitschte Halloween.
    Sorry, aber das war mir einfach wichtig zu schreiben.
    Liebe Grüße Dagmar Simon

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