Verbunden – Be Careful What You Wish For
Kennst du das Sehnen nach Stille?
Vielleicht kennst du dieses Gefühl. Ein tiefer, manchmal kaum greifbarer Wunsch nach Ruhe.
Nach einem Ort, an dem die Welt nicht ständig an einem zerrt, wo keine Benachrichtigungen den Tag stören, keine Anrufe deinen Atem unterbrechen.
Ein Ort, an dem du dich auflösen kannst im Jetzt, im Wind, im Licht, in der Weite.
Ich wollte genau das. Nicht weglaufen, sondern zurückkehren. Zurück in die Natur, zurück zu einem Leben, das einfacher ist. Wahrhaftiger.
Ich sagte oft: „Ich will dort leben, wo Hund und Pferd sich gute Nacht sagen.“
Was ich meinte, war: „Ich will wieder eins sein mit allem, was lebt, ohne künstliches Dazwischen, ohne ständige Erreichbarkeit, ohne digitales Rauschen im Hintergrund.“
Der Moment, in dem alles möglich wurde
Lange hatte ich gesucht, mal aktiv, mal nur in Gedanken, allerdings immer mit diesem Wunsch im Herzen.
Dann kam das Leben mit seinem eigenen Zeitplan. Ich musste gehen. Sofort. Genau da öffnete sich etwas. Ein Ort. Still, abgelegen, weit entfernt von allem, was ich hinter mir lassen wollte.
Dort, wo keine Nachricht durchdringt, kein Empfang den Frieden stört.
Nur ein einziger Handy-Anbieter schlich sich zaghaft durch das Blätterdach und selbst dieser blieb meist still. Kaum Internet. Kaum Verbindung zur digitalen Welt.
Dafür eine Verbindung zur Erde, zum Wind und zu mir selbst.
Was passiert, wenn es wirklich leise wird?
In diesen ersten Wochen verlor ich Stück für Stück die Verbindung zur künstlichen Welt und fand gleichzeitig eine noch tiefere Nähe zu allem, was lebt und atmet.
Ich wurde langsamer, aufmerksamer, stiller.
Zwei Monate lebte ich wenig online, fernab von allem, was mich vorher so selbstverständlich begleitet hatte.
Doch so romantisch dieser Rückzug auf den ersten Blick schien, wurde er in einem bestimmten Moment zur großen Herausforderung.
Gerade als ich angekommen war in der Stille, traf meine Familie ein Todesfall und ausgerechnet da war ich abgeschnitten. Kaum eine Möglichkeit, einfach erreichbar zu sein oder selbst Kontakt aufzunehmen. Das hat mich mehr mitgenommen, als ich erwartet hätte.
In einer Zeit, in der man Verbindung braucht, nicht zur digitalen Welt, sondern zu Menschen, die mitfühlen, zuhören, da sind, war ich plötzlich machtlos.
Ich konnte nichts tun, außer mit fließen.
So traf ich die Entscheidung, mich zumindest punktuell wieder zu verbinden.
Nicht, um zurückzukehren in die alte Lautstärke, sondern um in dieser neuen Stille bleiben zu können, ohne ganz von allem abgeschnitten zu sein.
Ein Sternenlink wurde mein Kompromiss. Eine stille Brücke zwischen Rückzug und Verbundenheit. Technik, reduziert auf das, was hilfreich ist.
Be careful what you wish for
Ich erinnerte mich damals oft an diesen einen Moment, ein Jahr zuvor. Auf einer langen Fahrt zur 1.000 km entfernten Ostsee, schickte ich einer Freundin eine Sprachnachricht. Genervt sagte ich: „Am liebsten würde ich das Handy einfach ins Meer werfen.“
Zwei Wochen später, auf der Rückfahrt, hielt ich an einer Tankstelle. Ein kurzer Stopp, ein unachtsamer Moment und das Handy rutschte im Auto irgendwo zwischen die Sitze.
Ich merkte es erst eine gute Stunde später. Lautlos. Keine Möglichkeit, mich selbst anzurufen.
Ich kehrte um und fuhr zurück. Dort war es nicht. Ich suchte noch mal das Auto ab und fand es schließlich, gut versteckt zwischen Sitz und Schaltknüppel. Fast so, als hätte es sich selbst ein wenig verabschiedet. Oder sich, wie ich, eine Pause genommen.
Was bleibt, wenn alles leise wird?
Der Wunsch nach Rückzug ist kraftvoll allerdings manchmal unbequem. Die Stille prüft dich. Sie fragt dich, wie sehr du sie wirklich willst. Sie zeigt dir, wer du wahrhaftig bist und was du tust, um es zu sein.
Heute lebe ich hier und weiß ein noch stillerer Ort, der noch mehr meinem natürlichen Wesen entspricht, ist auf dem Weg zu mir. Abseits. Nicht isoliert, allerdings klar gewählt.
Die Geräusche der Welt gedämpft, der Rhythmus ein anderer.
Ich bin verbunden. Nicht ständig mit dem Trubel der Welt, allerdings rund um die Uhr mit mir und dem Leben.
