Mama’s Curry – Ein Teller Erinnerung

Heute ist der 10. Oktober, der Geburtstag meiner Mutter. Vergangenes Weihnachten habe ich ihr etwa 15 verschiedene Currypulver geschenkt. Sie liebte Curry ihr ganzes Leben lang. Jetzt bin ich es, die es isst. Sie hat im April die Dimensionen gewechselt.
Was bleibt?
Curry. Und all die Schichten an Erinnerung, Gefühl, Verfühlstehen, Loslassen.
Ein lehrreicher Weg mit Umwegen
Unser Miteinander war nicht leicht. Es war keine dieser engen, innigen Verbindung, von der manche erzählen. Die ersten Jahrzehnte meines Lebens waren eher eine Aneinanderreihung von Missverständnissen, Verletzungen und Distanz. Erst in den vergangenen 15 Jahren kam Bewegung hinein. Ich begann, Familie zu verfühlstehen. Nicht nur unsere, sondern das System dahinter.
Wie das so ist: Je mehr wir erkennen, desto stiller wird der Groll und desto mehr verfühlstehen wir.
Das Thema, das zwischen uns lag
Was zwischen uns stand, war gar nicht nur „unser“ Thema. Es war ein tief verwobener Familienschatten, der sich zwischen uns schob.
Kurz vor ihrem Übergang wurde mir klar, wohin ich schauen durfte. Ein Mensch servierte mir das Thema Narzissmus auf ein Goldtablett. Nicht im Vorwurf, sondern als Spiegel. Ich war mit dem Thema vertraut und kenne seine Dynamiken. Dennoch hat es mich diesmal tiefer getroffen und gleichzeitig klarer gemacht.
Narzissmus – ein kollektives Thema
Wir sprechen oft leichtfertig von Narzissmus. Es ist jedoch ein komplexes, tiefes Thema.
Wir alle tragen narzisstische Anteile in uns. Sie sind Teil unseres Menschseins. Die Frage ist, sind wir bereit, uns von den ungesunden Ausprägungen zu lösen?
Wer mit pathologischem Narzissmus in engen Beziehungen konfrontiert ist, weiß, das kann tief verunsichern und verletzen. Oft bleibt jenen, die „mitspielen“, selbst irgendwann nur noch übrig, narzisstische Züge zu entwickeln, um zu überleben. Das ist keine Schuldfrage, es ist ein System.
Rückzug ist keine Schwäche
Wenn du in so einem System steckst, egal ob als Kind, Partner:in oder Elternteil, und gesund bleiben willst, bleibt oft nur eins: Rückzug. Schritt für Schritt. Nicht aus Hass, sondern aus Selbstliebe. Nicht gegen den anderen, sondern für dich. Rückzug ist nicht immer nur körperlich. Manchmal beginnt er im Inneren. In der Entscheidung, aus dem Spiel auszusteigen.
Heute esse ich Mama’s Curry
Und ich bin dankbar. Nicht für eine ideale Mutter. Nicht für das perfekte Bild.
Sondern für ihr Leben. Für das, was sie mir gegeben hat. Für die Möglichkeiten, die ich dadurch hatte, zu erkennen, zu heilen, mich zu entwickeln.
Ich esse ihr Curry. Es schmeckt nach Liebe, nach Menschlichkeit und nach Lebendigkeit.
Danke Svenja für diesen Beitrag zu einem Thema, das gerade für mich sichtbar in verschiedenen Variationen bei vielen Menschen nochmal auftaucht, um in Heilung zu kommen. Blessings für uns alle !
Ja, liebe Bettina, deswegen war es mir auch wichtig, meine Gefühlsgedanken in Worte zu fassen und zu teilen
Danke für dein achtsames sanftes liebevolles tiefes Berühren dieses so oft noch tief verborgenen ungeliebten Schattens…
Diese Berührung nehme ich jetzt dankbar mit in den Abend …
🙏✨️❤️🧡💛💚🩵💙💜✨️🙏
Danke Svenja für das Teilen deiner Gedanken und Erkenntnis.
Besonders hat mich deine Wortschöpfung „verfühlstehen“ berührt. Fühlend Verstehen kommt mir dazu.
Ja, maches verstehen wir erst fühlend, wenn ein entgültiger Abschied naht oder sich zeigt.
Ja, Rückzug kann ungemein erleichtern. Und dennoch! Manchmal bewegt sich dadurch dennoch nicht das, wonach wir uns sehnen oder was wir uns von Herzen wünschen. Es ist halt ein Weg. Und der Weg hat manches Mal Stoplersteine oder Hindernisse, denen es auszuweichen gilt oder über die wir hinwegsteigen oder so ;D)
DANKE!
Alles Beste und Liebe
Meike