Ein mitfühlendes Herz fassen

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Der bekannte buddhistischen Mönchs Matthieu Ricard schreibt darüber, wie wir in diesen bedrückenden und Besorgnis erregenden Zeiten ein mitfühlendes Herz fassen können. Er veröffentlichte diese Gedanken nach dem Attentat im November 2015 in Paris, aber sie sind nach den Anschlägen in Brüssel so aktuell wie nach allen anderen Attentaten.

Mit Mitgefühl der Hölle entrinnen Matthieu Ricard am 18. November 2015
“Wen immer Du auch triffst, wisse, er hat schon mehrmals die Hölle durchquert.“ schreibt der französische Dichter Christian Bobin.
Unsere Pariser Brüder und Schwestern, die ihr Leben verloren haben, die, die schwer verletzt wurden, deren Verwandten und all die die Tragödie schockiert hat – sie alle haben die Hölle durchquert.

Wie etwa also sollten sie nicht mutlos werden? Wie sollten sie auf diese Barbarei reagieren? Sollten sie resignieren? Oder etwa tapfer sein? Resignation führt zu Mutlosigkeit und Passivität. Resilienz aber, ermöglicht sich mit Weisheit und Mitgefühl „ein Herz zu fassen“ und dem Unglück die Stirn zu bieten.

Es geht nicht darum, die Taten des IS zu entschuldigen. Wir müssen alles tun, damit es sich nicht wiederholt. Gleichzeitig aber, müssen wir erkennen, dass auch diese Menschen nicht mit dem Wunsch geboren wurden, Köpfe abzuschlagen und Dörfer in Schutt und Asche zu legen. Ihre schrecklichen Taten sind nicht grundlos.

Mitgefühl ist, in diesem Fall, der Wunsch diese Ursachen anzugehen. Das heißt, dass wir alle uns mit der Ungerechtigkeit in dieser Welt auseinander setzen müssen. Wir müssen die Gegebenheiten, die dem Extremismus als Nährboden dienen, radikal verändern.

Jemandem Mitgefühl entgegenzubringen, der bereits vom Hass erfasst wurde, bedeutet zunächst einmal Schaden abzuwenden. Dann gilt es aber, sich den Problemen zuzuwenden, ohne selbst in die Falle von Hass und Gewalt zu tappen.

Denn wenn Hass und Gewalt mit Hass und Gewalt beantwortet wird, hört es nie auf. Die Zeit ist gekommen, den Balsam des Mitgefühls auf unsere Wunden, auf unseren Schmerz und den Wahnsinn in dieser Welt zu streichen.

Matthieu Ricard (* 15. Februar 1946 in Frankreich) ist ein buddhistischer Mönch und studierter Molekularbiologe mit Abschluss in Zellulargenetik und Promotion bei dem Nobelpreisträger Francois Jacob am Institut Pasteur. Mehr hier.

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Gastbeitrag
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