Gemeinwohlökonomie in Schulbüchern

gemeinwohlIn vielerlei Hinsicht ein Zeichen von einer sich wandelnden Welt ist diese aktuelle Geschichte aus Österreich. In einem Schulbuch werden fünf wichtige Denkschulen der Ökonomie dargestellt – darunter auch Christian Felber, der ehemaligen Mitbegründer der Anti-Globalisierungsorganisation Attac und „Erfinder“ der Gemeinwohlökonomie. Die Nennung als alternative Wirtschaftstheorie in österreichischen Schulbüchern, sowie die Petition von Ökonominnen das Schulbuch einzuziehen, veranlasst den Gründungsverein Gemeinwohl-Ökonomie zu folgender Stellungnahme:

Die Zeit ist reif für eine neue Ökonomie in Theorie und Praxis

Die Nennung der Gemeinwohl-Ökonomie in zwei österreichischen Schulbüchern schlägt hohe Wellen. Für 134 ÖkonomInnen ist das Grund genug, eine Petition im Bildungsministerium einzureichen und den Einzug des Schulbuches zu fordern. Im Mittelpunkt der Kritik steht die Gemeinwohl-Theorie als nicht ausreichend wissenschaftlich fundiertes Wirtschaftsmodell, sowie der Vorwurf politischen Aktivismus zu betreiben, welcher mit der Person Christian Felber in Verbindung gebracht wird.

Als Gründungsverein der Gemeinwohl-Ökonomie weisen wir darauf hin, dass die Gemeinwohl-Ökonomie nicht auf einem einzigen Vordenker und Gründer in der Person Christian Felber beruht, sondern das Ergebnis der Entwicklungsarbeit zahlreicher UnternehmerInnen und engagierter Privatpersonen ist. Zwar stand am Beginn das Buch „Gemeinwohl-Ökonomie“ von Christian Felber, die tatsächliche Entwicklung der Gemeinwohl-Ökonomie und die Ausarbeitung des Instruments der Gemeinwohl-Bilanz fand aber gemeinsam mit 12 engagierten UnternehmerInnen statt. Bis heute ist die Gemeinwohl-Ökonomie zu einer praxisrelevanten Größe angewachsen. Knapp 2000 Unternehmen, 240+ Vereine, 20+Gemeinden und mehr als 5000 Privatpersonen unterstützen die Bewegung und 350 Unternehmen wenden bereits freiwillig die Gemeinwohl-Bilanz an.

Dass die Gemeinwohl-Ökonomie Einzug in österreichische Schulbücher hält, ist für den Gründungsverein Gemeinwohl-Ökonomie positiv und wünschenswert. Jedoch schließen wir uns der Forderung Christian Felbers an, dass neben bisher bekannten ökonomischen Modellen bei zukünftigen Auflagen auch zeitgenössische ökonomische Alternativen wie Soziale- und Solidarische Ökonomie, Postwachstumsökonomik, Kreislaufökonomie, Transition Town, Care Economy, Share Economy, Gift Economy, Blue Econonmy, etc. vorkommen.

Die Zeit ist reif für eine neue Ökonomie in Theorie und Praxis. Der Gründungsverein Gemeinwohl-Ökonomie zählt bereits über 750 Mitglieder. Am Beginn dieses Jahres feierten wir im ausverkauften Volkstheater mit 850 Gästen fünf Jahre Gemeinwohl-Ökonomie und Projekt Bank für Gemeinwohl. Wer glaubt, dass die Zahl ökonomischer Modelle erschöpft ist, irrt gewaltig. Wirtschaftliche Modelle lassen sich nicht wie Naturgesetze festschreiben, sie wandeln sich mit den Herausforderungen der Zeit. Dass sich in so kurzer Zeit so viele Menschen für die Gemeinwohl-Ökonomie begeistern ist kein Zufall, sondern entspringt dem tiefen Wunsch eine Antwort auf Finanz-, Klima-, Demokratie- und Sinnkrise zu finden. Drei konkrete Beispiele, dass die Gemeinwohl-Ökonomie dabei ein Stück Wegweiser sein kann:

– 86% der Mitglieder

des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses haben in einer Stellungnahme für die Gemeinwohl-Ökonomie gestimmt. (September 2015)
– Zwei Drittel haben angegeben, dass sie die Ablöse des BIP durch ein „Bruttonationalglück“ befürworten. (Studie Umweltbewusstsein Deutschland, 2014)
– 90% der Menschen in Österreich wünschen sich eine ethischere Wirtschaftsordnung. (Umfrage Bertelsmann Stiftung, 2010)

Die Gemeinwohl-Ökonomie schlägt derzeit in vielen Gemeinden, Betrieben, Organisationen und – wohl am wichtigsten – in vielen Köpfen ihre Wurzeln. Die rasche Verbreitung der Idee zeigt die länderübergreifende Sehnsucht der Menschen nach einem neuen, ethischen Wirtschaftssystem, das uns Menschen und dem Gemeinwohl dient.

 

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Ein Kommentar zu “Gemeinwohlökonomie in Schulbüchern
  1. Bea sagt:

    Was verstehen die Ökonominnen denn unter „wissenschaftlich fundiert“?
    Bisher wurde noch keine Wirtschaftstheorie „bewiesen“.
    Ist im Prinzip Glaubenssache.
    Logisch ist nur, dass das Zinssystem zu einem Ungleichgewicht zwischen Ware im weitesten Sinne und Geld als Äquivalent führt.
    Aber das wollen die Ökonominnen wohl eher nicht wissen.

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