Was hilft, wenn nichts mehr geht

Foto: Sabrina Gundert

Foto: Sabrina Gundert

Von Sabrina Gundert. Manchmal, da habe ich einen regelrechten Energieschub. Setze mich an den Schreibtisch und es flutscht nur so. Neue Seminarausschreibung, nächster Blogbeitrag, die 23 noch unbeantworteten E-Mails. Alles geht leicht, entspannt, freudig. Bis zu diesem Moment. Wo die Hälfte des Seminartextes geschrieben ist und plötzlich nichts mehr geht. Wo das weiße Blatt und der blinkende Cursor auf einem Bildschirm mich nervös werden lassen. Wo ich mich frage, wie ich die nächste E-Mail beantworten soll.

Manchmal, da geht es auch um Größeres. Nicht nur um die nächste E-Mail, sondern um die Frage nach dem nächsten Schritt. Danach, wie es nach der Auszeit weitergehen soll. Ob ich den aktuellen Arbeitsvertrag verlängern oder doch das neue Projekt wagen soll. Besonders in solchen Momenten, in denen es gefühlt darauf ankommt, dass wir eine klare Entscheidung treffen, geht oft gar nichts mehr. Auf einmal ist da diese Wand vor Kopf, Herz und Bauchgefühl, von klaren Entscheidungen fühlen wir uns meilenweit entfernt.

Antworten finden mit dem Schwellengang
Es gibt viel, was wir in solchen Momenten tun können: Resignieren, Schokolade essen, starr vor dem Computer sitzen, das Bad putzen, Gedankenschlaufen wiederholen, eine Freundin anrufen. Und: Einen Schwellengang machen. Der Schwellengang ist mittlerweile für mich fast schon so selbstverständlich geworden wie Frühstücken und Zähneputzen. Weil er so wirksam ist. Und so einfach noch dazu. Wir brauchen für ihn keine komplizierte Technik oder viel Extrazeit – vielmehr lässt er sich mit einem einfachen Spaziergang verbinden.
Einen Schwellengang können wir dabei bei ganz unterschiedlichen Anlässen für uns nutzen: Ob es darum geht, einen neuen Impuls zu bekommen, die weitere Richtung unseres Weges zu erkennen oder Fragen zu klären – immer vermag er den Raum in uns wieder zu weiten. Den Raum, der, wenn er eng wird, uns die Angst spüren und die Wand in und vor uns wachsen lässt. Und der Raum, in dem wir, wenn er wieder weit wird, kreativ denken, Antworten finden und klar sehen können. Der Schwellengang schenkt uns Zugang zu unserer Intuition und verbindet uns zugleich mit dem Großen Ganzen, lässt uns die Natur und unsere gewohnte Umgebung als Spiegel für unsere Frage bzw. unser Anliegen erfahren.

Die Umgebung als Spiegel
Beim Schwellengang gehen wir bewusst mit einer Frage oder einem Anliegen über eine Schwelle – beispielsweise über die Schwelle unserer Haustür. Auf dem Rückweg kehren wir über die gleiche Schwelle zurück. Alles, was uns nach dem Überschreiten der Schwelle, bei dem wir unsere Frage oder unser Anliegen formuliert haben, begegnet, nehmen wir als Teil der Antwort mit. Unsere Umgebung zeigt sich uns sozusagen als Spiegel.

Wir können Schwellengänge ebenso mitten in der Stadt wie im Wald, zwischen Feldern oder an einem See machen. Ob es dann eine Straßensperrung ist, vor der wir plötzlich stehen, ob ein Fuchs unseren Weg kreuzt oder wir gleich drei grüne Ampeln passieren – ganz egal. Wir nehmen einfach nur wahr, was uns begegnet. Eine Stunde Zeit sollten wir für unseren Schwellengang einplanen, um uns wirklich entspannt einlassen zu können auf unsere Umgebung.

Mögliche Fragen und Anliegen für deinen Schwellengang:

  • Was ist wichtig für den nächsten Schritt auf meinem Weg
  • Worum soll es in meinem neuen Projekt/nächsten Blogbeitrag/… gehen?
  • Soll ich kündigen/das Haus verkaufen/meine Bilder zum Verkauf anbieten/…?

Wichtig: Wähle die Frage, die jetzt am drängendsten für dich ist. Gehe dabei ausschließlich nach dir, deinen Bedürfnissen und deinem Gefühl. Wichtig ist nur, was jetzt für dich wichtig ist. Gehe dann mit deiner Frage bzw. deinem Anliegen über die Schwelle. Nimm ein Notizbuch mit, wenn du magst (das unterstützt dich darin, dir die Dinge zu merken, die dir begegnen). Bleibe neugierig auf das, was dir begegnet. Vielleicht begegnet dir auch etwas, das mitgenommen werden will – ein Stück Holz, ein Stein oder etwas anderes. Nimm dir im Anschluss, nachdem du wieder zurück über die Schwelle getreten bist, Zeit, das Erlebte zu sammeln.

Dies kannst du beispielsweise in Form einer Mindmap tun. Schreibe in die Mitte deine vor dem Schwellengang gestellte Frage bzw. dein Anliegen und notiere um diese Mitte herum in Verästelungen, was du während deines Schwellengangs erlebt hast. Hast du so das Erlebte gesammelt, kannst du anschließend die Essenz und Botschaft deines Schwellengangs herausarbeiten.

Die Essenz erkennen
Lass dafür deine Notizen in der Mindmap und damit deine Erfahrungen beim Schwellengang nochmals auf dich wirken.

  • Kannst du in dem, was du erlebt hast, ein Großes Ganzen erkennen?
  • Einen roten Faden?
  • Gibt es Themen, die sich wiederholen?
  • Antworten, die ganz klar hervortreten?
  • Ist da eine Botschaft, die du erkennen kannst?

Wenn du magst, nimm nochmals einen Stift zur Hand und notiere unter der Mindmap oder auf einem separaten Blatt in Stichworten oder ganzen Sätzen, die Botschaft, die du erkennen kannst, das Große Ganze, das sich dir zeigt. Lass es auf dich wirken. Vielleicht ergibt sich daraus unmittelbar eine Antwort, eine Erkenntnis, vielleicht taucht ein Handlungsimpuls auf. Vielleicht ist es zunächst auch ein Perspektivwechsel, ein neuer Blick, den du wahrnimmst. Und der Raum in dir, der sich wieder geweitet hat.

Sabrina Gundert

Sabrina Gundert

Zur Person: Sabrina Gundert begleitet Frauen mit ihren Coachings, Seminaren und Büchern dabei, ihren eigenen Weg zu finden und ihm zu folgen. Denn sie ist überzeugt: Jede von uns trägt etwas in sich, das nur sie auf diese Weise in die Welt bringen kann. Bei den newslichtern schreibt sie jeden Monat über ein Thema, dem wir unweigerlich auf unserem eigenen Weg begegnen. www.handgeschrieben.de

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6 Kommentare zu “Was hilft, wenn nichts mehr geht
  1. Claudia sagt:

    Liebe Sabrina, welch schöne Anregung für Menschen, die alleine mit der Schwelle arbeiten wollen. Und wie immer in deiner wunderbar klaren und schönen Art geschrieben, so dass es leicht umzusetzen ist. Danke!

  2. Sabrina sagt:

    Danke dir, für deine Rückmeldung, liebe Claudia!

    Herzlich,
    Sabrina

  3. Julia sagt:

    Danke Sabrina für diesen Tipp..

    Ich werd ihn bestimmt ausprobieren wenn ‚der Schuh drückt bzw.juckt ;-)’…

    Alles Gute und Liebe für dich und DANKE für das, was du tust.. War vorhin grad auf deiner Seite.

    Ganz liebe Grüße.. Julia

  4. Sabrina sagt:

    Liebe Julia,

    sehr gerne – der Schwellengang ist immer wieder toll, sei es mit offenen Fragen und Anliegen, drückendem Schuh oder manchmal auch einfach mit der Lust auf Neues, mit Entdeckerinnenfreude und Neugierde.

    Schon heute viel Freude auf deinem ersten Schwellengang und danke dir für deine Worte,
    herzlich,
    Sabrina

  5. Endres Lucia sagt:

    Liebe Sabrina,
    das Thema Schwellengänge interessiert mich sehr, jetzt wollte ich dich mal fragen, ob du auch geführte Schwellengänge anbietest. Interesse hätten evtl. eine Freundin und ich und wo ich Literatur darüber finde. Mich würde die Deutung interessieren,
    z.B. was bedeutet es wenn man mehrmals Wasserpfützen sieht, ein Reh, Pilze……
    Vielleicht kannst du mir weiterhelfen. Danke im voraus
    Lucia

    • Sabrina sagt:

      Liebe Lucia,

      die Schwellengänge habe ich selbst bei der schamanischen Künstlerin Cambra Skadé kennengelernt – sie und ihre Bücher sowie Seminare findest du online. Schwellengänge fließen bei mir vor allem in die Seminare ein. Dabei arbeite ich immer intuitiv, nicht an vorgefertigten Bedeutungen orientiert. Denn für mich steht das, was mir auf einem Schwellengang begegnet, immer in direktem Bezug mit mir als Person. Somit kann auch nur ich wissen, wofür es steht. Und ich habe unzählige Male selbst und in meinen Seminaren mit den Frauen erfahren, dass jede selbst ihre beste Deutung selbst geben konnte.

      Ein gutes Gehen dir und euch – und wenn ich euch noch anderweitig weiterhelfen kann, meldet euch gerne direkt über meine Website nochmals bei mir.

      Herzlich,
      Sabrina

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