Es gibt keinen Weg

Foto: Sabrina Gundert

Foto: Sabrina Gundert

Von Sabrina Gundert. Was mich auf diesem Weg immer wieder am meisten herausfordert ist, dass es letztendlich wohl keinen Weg gibt.  Keinen Abschluss, den es zu erreichen gilt. Kein selbstgestecktes Ziel, mit dem – einmal erreicht – der Weg zu Ende ist. Dass es keine Sicherheiten gibt, so sehr ich sie mir auch wünsche. Dass es keine Garantie gibt, dass das, was ich heute tue, in einem Jahr – oder schon morgen – noch das sein wird, was mich ernährt und wofür ich stehe.

Im Wandlungsprozess
Weil der Weg mich wandelt. Weil ich morgen nicht mehr die sein werde, die ich heute bin. Weil ich geschält, geschliffen werde. Und die Schalen – ähnlich einer Zwiebel –, die nicht wirklich zu mir gehören, mehr und mehr abfallen.

Ich mag das Bild des Bildhauers, der einen noch unbehauenen Stein vor sich hat und doch schon vor seinem inneren Auge die Skulptur sieht, die sich einmal daraus hervorschälen wird. Der nicht etwa hier noch etwas hinzufügt und dort, sondern vielmehr, mal sachte, mal fest, das wegnimmt, was es nicht mehr braucht.

Im Leben fordert mich dieser Prozess immer wieder sehr heraus. Die Aufgabe, mit dem in der Welt zu stehen, was mich ausmacht und zugleich zu erlauben, dass sich dieses Etwas jeden Augenblick wieder wandeln darf. Mitzufließen mit diesem Prozess, wissend, dass auf diese Weise der innerste Kern mehr und mehr zum Vorschein treten wird.

Wenn das Alte nicht mehr funktioniert

Das bedeutet auch, gleichzeitig oft nicht mehr zu funktionieren. In den Rollen der Gesellschaft, den bisherigen Berufen, Wegen und Konventionen. Immer wieder das Gefühl zu haben, die Gemeinschaft für eine Weile verlassen zu müssen, um in die Stille zu lauschen und gestärkt und wissend (und zugleich nichts wissend) wieder zurückzukehren und meinen Platz von Neuem einzunehmen.

Was mich trägt in diesem Prozess sind dabei immer wieder die Geschichten anderer Menschen. Die, die wir an den unterschiedlichen Feuern miteinander teilen. An der Bushaltestelle, in der Frauengruppe, im Wochenendseminar, am Küchentisch. Wo wir unsere Lebenslandkarten für eine Weile zusammenbringen, um anschließend genährt, gestärkt zurück in unseren Alltag zu kehren und etwas von dem Erlebten in unsere eigenen Lebenslandkarten zu weben.

Teil eines großen Ganzen

Sie lassen mich erfahren, dass ich mit dem Gefühl, nicht mehr zu funktionieren, nicht mehr konform zu gehen, nicht alleine bin. Dass es da eine tiefe Wahrheit gibt, mitten in dieser Stille, in diesem Nichtwissen, die wir alle in uns tragen, nach der wir uns sehnen und die wir doch in den täglichen Anforderungen immer wieder überhören.

So mag ich mich darin üben still zu werden, wieder und wieder. Einige Zeit ganz für mich zu verbringen. Zu lauschen. Zu spüren. Zu ahnen. Zu stehen mit dem, was ist. Um mich dann wieder von Neuem zu verbinden, einzulassen, Teil zu sein und meinen Platz einzunehmen im oft so unbegreiflichen und doch so greifbaren großen Ganzen.

Sabrina Gundert

Sabrina Gundert

Zur Person: Sabrina Gundert begleitet Frauen mit ihren Coachings, Seminaren und Büchern dabei, sich selbst wieder bewusst zu spüren, ihren Platz in der Welt einzunehmen und ein Leben zu leben, dass sie tief erfüllt. So etwa mit ihren beiden Wochenendseminaren „Geh, wohin dein Herz dich trägt“ am 04./05. Juni 2016 in Konstanz (Bodensee) und am 25./26. Juni 2016 in Freiburg (Breisgau). Und mit der Online-Sommerauszeit ab 03. Juni 2016. www.handgeschrieben.de

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5 Kommentare zu “Es gibt keinen Weg
  1. P. Bergner sagt:

    Danke für die Inspiration…

  2. Almut Lichte sagt:

    ja und : das Ziel ist im Weg!
    Toller Satz von Sanne Klönne, Hamburg.
    Danke und herzliche Grüße von
    Almut Lichte

  3. Björn sagt:

    Vielen Dank für diesen wunderbaren Text, liebe Sabrina. Wie für mich geschrieben nach den Erlebnissen des bisherigen Tages. Merci!

  4. Julia sagt:

    Danke für Deine wunderbaren Worte..

    Liebe Grüße von Julia

  5. SiehMalAn sagt:

    Die Sache mit dem Weg, hm.
    Der Weg ist m.E. erst im Rückblick zu erkennen. Nach vorne gibt es (eine Auswahl von) Richtungen, von denen die gewählte sich an den zurückgelegten Weg anfügt.
    Wenn also der Weg das Ziel ist, gehe ich quasi rückwärts, oder ?
    Und überhaupt, wie Almut Lichte schrieb : das Ziel ist im Weg ! 😀

    Liebe Grüße
    SiehMalAn

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