Auf den Boden kommen

Das Magazin Oya ist weiter auf einem fruchtbaren Transformationsprozess. Die aktuelle Ausgabe fängt ganz unten und mit einem neuen Untertitel an: Enkeltauglich leben. Mehr zu den Inhalten von Redaktionsmitglied Lara Malin.

Lasst uns über etwas Bodenständiges schreiben! Das war die einhellige Meinung, als der Redaktionskreis, der sich seit Ende letzten Jahres um neue Mitglieder erweitert hat, über den die neue Oya-Ausgabe beriet. In den drei vorigen Ausgaben hatten wir uns dem Innehalten und dem Nachsinnen über die Zukunft von Oya gewidmet, hatten radikal gefragt, ob es überhaupt weitergehen solle, und einen intensiven Wandlungsprozess durchlebt. Dessen Ende ist nicht absehbar, doch er geht in eine nächste Phase – etwas Neues zeigt sich, und das soll »auf den Boden kommen«. Das Neue ist kein Schmetterling, der über eine Blumenwiese tanzt. Die Blumen, von denen sich die Schmetterlinge ernähren, brauchen zunächst einen fruchtbaren Boden.

Um den Boden für Neuland zu bereiten, hat Oya-Grafikerin Marlena Sang erstmals das langjährige Design der Zeitschrift überarbeitet. Wir entschieden uns, den bisherigen Untertitel »anders denken. anders leben« in eine inhaltsreichere Aussage zu verwandeln – »enkeltauglich leben!« Ob es dabei zukünftig bleibt, lassen wir offen; wir freuen uns über Ihre und eure Meinung!

Beim Versuch, uns der Frage, was »enkeltauglich leben« bedeutet, »von ganz unten« anzunähern, landeten wir auf dem Klo – beim elementaren Prozess des Verdauens. Wieviel Kompost könnte der Menschenmist einer ganzen Stadt erzeugen, würde er nicht in die Kanalisation gespült? Aber existieren dafür schon praktikable -Lösungen? Wie sieht die Komposttoiletten-Praxis auf dem Land aus? Wie steht es um Hygiene und Medikamentenrückstände? Mit unseren Fragen wendeten wir uns an die Leserschaft und erhielten jede Menge Fotos, Erfahrungsberichte und nützliche Hinweise. Vielen Dank! Zugleich hatten wir um Geschichten und Gedanken gebeten, was es im übertragenen Sinn heißt, »auf dem Boden« anzukommen.

»Von ganz unten« heranzugehen, bedeutet schließlich auch »von ganz innen«, und so entstanden für diese Ausgabe auch erdige, philosophische Variationen über die Erkenntnis, dass Menschen am Boden der Tatsachen Natur inmitten von Natur sind – Leben inmitten von Leben, das leben möchte. Indem wir uns ständig ineinander verwandeln, schaffen wir einen fruchtbaren, vielfältigen Raum. Enkeltauglichkeit beginnt im eigenen Körper.

Die Frage, wie ich als Mensch ein nützliches Bodenlebewesen sein kann, führt zur politischen Arbeit. Was tun angesichts der sich ausbreitenden, humusvernichtenden Agrarindustrie, in die sich zunehmend die großen Lebensmittelkonzerne einkaufen? Auf dem Land wie in der Stadt konzentriert sich der Boden in den Händen weniger. Diesen Fragen näherten wir uns im Selbstversuch, diesmal unter anderem im Gespräch mit einem Großbauern und mit Bewohnerinnen und Bewohnern einer informellen Siedlung in Berlin. All dies sind Anfänge zukünftiger Forschungsreisen, die wir mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, unternehmen wollen. Wir freuen uns über Ihr und euer Mitwirken!

Die neue Ausgabe unter dem Motto »auf den Boden kommen« ist seit ein paar Tagen bei den Abonnenten angekommen und wird auch am Kiosk erhältlich sein.

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