Der Welt das Hinhören lehren
„Mein Ziel ist es wirklich, die Welt das Hinhören zu lehren. Das ist mein einziges, wahres Ziel im Leben. Und das hört sich ziemlich einfach an, aber in Wahrheit ist es eine ziemlich große Aufgabe.“ Das Besondere an der weltberühmten Percussionistin und Komponistin Evelyn Glennie: sie ist selber fast taub.
Mit 12 verlor sie fast ganz ihr Gehör aber ihr Zugang zu Klang und Musik erweiterte sich. In der beeindruckenden Demonstration bei TED zeigt sie, warum das Hören von Musik viel mehr beinhaltet als Schallwellen auf sein Trommelfell treffen zu lassen. Aktuell sammelt sie auf Londons Straßen Klänge von Passanten auf, die diese wahrnehmen. Aus den Klängen ihres Projekts komponiert sie ein neues Werk.
Zitat: „Als erstes müssen wir uns selbst zuhören. … Wenn wir also einander zuhören, ist es unglaublich wichtig für uns, unsere Fähigkeit zum Zuhören wirklich zu prüfen. Unsere Körper wirklich als Resonanzkörper zu benutzen. Mit den Verurteilungen aufzuhören“
Hintergrund nach Wikepedia: Evelyn Glennie wuchs auf dem Bauernhof ihrer Eltern in Aberdeenshire auf und fing mit zwölf Jahren an, Pauke, Trommeln und Xylophon zu spielen. Aufgrund einer Nervenkrankheit verschlechterte sich zur gleichen Zeit ihr Hörvermögen so stark, dass sie einige Jahre später nur noch ein Hörvermögen von 20 % hatte. Töne und Musik nimmt sie seither hauptsächlich über Vibrationen wahr.
Trotzdem studierte sie an der Royal Academy of Music in London Klavier und Schlagzeug.
Ihre Konzertreisen führten sie nach Japan, Europa und häufig in die USA. Sie tritt mit den großen Orchestern der Welt und mit den wichtigsten Ensembles für zeitgenössische Musik auf und gibt zahlreiche Solokonzerte, darunter mehrfach bei den populären Proms in London. Neben über 100 Konzerten im Jahr hält sie Meisterklassen ab und tritt in Schulen auf.
In ihrem Tonstudio nördlich von London experimentiert sie mit ungewöhnlichen Musikinstrumenten und der Eignung von Gebrauchsgegenständen als Perkussionsinstrument. Sie besitzt über 2.000 Perkussionsinstrumente (Zitat: „Jede Trommel hat ihre eigene Persönlichkeit“).
2012 hatte sie einen bedeutenden Auftritt bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele 2012. Unter dem Titel „The Isles of Wonder“ wurde in einer fast vierstündigen Show die Entwicklung Großbritanniens vom Agrarland über die industrielle Revolution bis zum heutigen Alltag und seine heutige Rolle als Kulturnation dargestellt. Unter der Leitung von Evelyn Glennie begleiteten tausend Trommler die Verwandlung mit dem Titel „And I Will Kiss“. Einen weiteren Höhepunkt des Abends, das Entzünden der Olympischen Flamme untermalte sie mit anderen Musikern mit dem Stück „Caliban’s Dream“ der Band Underworld. Das Lied wurde anschließend veröffentlicht und erreichte Platz 12 der UK-Charts.
Ihre Autobiografie Good Vibrations (1990) wurde zu einem Bestseller. Auch in dem Dokumentarfilm Touch the Sound (Regie: Thomas Riedelsheimer) von 2004 stellte sie sich und ihre Musik vor. Für zahlreiche Fernsehproduktionen der BBC komponierte sie Filmmusik.