Wenn das eigene Kind den Kontakt abbricht

Lesezeit 3 Minuten –

– Ein Brief an verletzte Mütter und Väter. Es gibt kaum etwas Schmerzvolleres, als wenn das eigene Kind den Kontakt abbricht. Plötzlich ist da Stille, Funkstille – und mit ihr ein unbegreiflicher Schmerz, Ohnmacht, Wut, vielleicht auch Scham. Mütter schreiben mir, sie verstehen nicht, was passiert ist. Sie fühlen sich verlassen, verurteilt, falsch dargestellt. „Ich habe doch mein Bestes gegeben“, sagen sie – und das ist oft auch wahr.

Und trotzdem reicht dieses „Beste“ manchmal nicht aus. Nicht für das Kind. Nicht für seine innere Wahrheit. Nicht für seine seelischen Wunden.

Wenn Liebe nicht ankommt

Elternschaft ist kein einfacher Weg. Die allermeisten Mütter (und Väter) lieben ihre Kinder – und trotzdem ist es möglich, dass diese Liebe beim Kind nicht heilend angekommen ist. Vielleicht war sie an Bedingungen geknüpft. Vielleicht wurde sie durch eigene seelische Verletzungen verzerrt oder gar überlagert. Vielleicht war sie da – aber nicht spürbar.

Und wenn dann das Kind irgendwann sagt: „Ich kann nicht mehr“, dann zerbricht etwas.
Nicht nur im Kind – sondern auch in der Mutter, dem Vater.

Es geht nicht um Schuld – sondern um Verantwortung

Dieser Text ist kein Angriff. Er ist eine Einladung. Denn viele dieser Brüche haben tiefere Wurzeln. Sie sind nicht plötzlich da – sondern das Ergebnis einer langen inneren Spannung, unausgesprochener Gefühle, ungestillter Bedürfnisse. Oft wirken in Familien unbewusste, generationenübergreifende Muster, die sich wie ein roter Faden durch das Leben ziehen. Muster von Schuld, Scham, Leistung, Kontrolle, Schweigen oder Abwertung.

Und genau das bedeutet: Es geht nicht darum, wer „schuld“ ist. Sondern darum, ehrlich hinzusehen – auf das, was war, was gefehlt hat, was möglicherweise verletzt hat.

Schmerz ist echt – auf beiden Seiten

Wenn du diesen Text liest und selbst betroffen bist, dann möchte ich dir sagen: Dein Schmerz ist echt. Deine Sehnsucht ist echt. Aber auch dein Kind empfindet. Auch dein Kind hat vielleicht über Jahre geschwiegen, gelitten, sich angepasst. Und eines Tages entschieden: So nicht mehr.

Das ist keine Strafe. Sondern oft ein verzweifelter Versuch, sich selbst zu schützen.

Was jetzt?

Es ist leicht, in Bitterkeit zu verfallen, sich als Opfer zu fühlen oder die Schuld beim Kind zu suchen. Doch das hilft niemandem. Und es hält dich fest in der Vergangenheit.

Was heilsam ist – auch wenn es schwer ist – ist ein neuer Blick. Ein ehrlicher Blick.
Was habe ich selbst erlebt? Was habe ich weitergegeben, ohne es zu wollen?
Welche inneren Schutzmechanismen habe ich vielleicht gebraucht, die aber mein Kind verletzt haben? Was war meine eigene Geschichte als Tochter oder Sohn?

Denn nur dort – im Erkennen – beginnt Heilung. Und manchmal ist es gerade dieser Schmerz, der uns aufrüttelt, etwas zu verändern. Nicht für das Kind. Sondern erst einmal für uns selbst.

———————————

Herzliche Einladung zum kostenfreien Webinar für Mütter und Väter, deren erwachsene Kinder den Kontakt abgebrochen haben.

Wenn du dich angesprochen fühlst, wenn du dich aufrichtig weiterentwickeln möchtest und bereit bist, dich selbst und deine Geschichte besser zu verstehen, dann lade ich dich herzlich ein:

  • Es geht darum, neue Perspektiven zu entwickeln.
  • Es geht ums Verstehen.
  • Es geht um dein Wachstum.
  • Es geht nicht um Rechtfertigung, Schuld und Scham!

Wir sprechen über systemische Zusammenhänge, generationsübergreifende Muster und darüber, wie du wieder in deine eigene Kraft kommst – unabhängig davon, ob dein Kind sich (wieder) meldet oder nicht.

Webinar über Zoom am: Sonntag, 13.7. von 18:00 bis 19:30 Uhr Anmeldung nur über:
Ich freue mich auf dich. Du bist nicht allein. Und es ist nie zu spät für einen neuen Weg.

Sharing is caring 🧡
Petra Droll
Petra Droll

Als systemische Familiendialog-Begleiterin (nach Maxima Elke C. Post) unterstütze ich Menschen, die die Familie als Kraft, Stärke und Halt nachhaltig wieder aufbauen wollen. Meine Aufgabe ist, das Generationenpaar einfühlsam, ehrlich und liebevoll ins Gespräch zu bringen, alte Traumata und gemeinsame Ressourcen zur Sprache zu bringen. Die Eltern müssen sich nicht rechtfertigen und die erwachsenen Kinder bekommen Raum für ihre Verletzungen und werden von den Eltern gesehen und gehört. Das macht eine tiefe, nachhaltige Verbindung. https://www.praxis-droll.de

12 Kommentare

  1. ….oooh, wow…..mit Tränen in den Augen lese ich Deinen Text, liebe Petra…..und mir wird gerade sooo bewusst, was für ein wichtiges,wertvolles Weiterweben dieser darstellt in Bezug zu jenem vorangegangenen „Wenn Nähe nur noch wehtut…“, weil für mich nun die Grundlagen und Rahmenbedingungen für einen (Familien/Geschwister/Generationen)Dialog noch viel klarer & vertiefter nachvollziehbar werden und ich will meinen eigenen Prozess dahingehend nochmal überprüfen….DANKE ❤️ 💕 💞 🥰

    Von Herzen,
    Dagmar

  2. Liebe Petra, danke für deinen so wertvollen Bericht. Ich bin eine Tochter, die den Kontakt abgebrochen hat. Erst dadurch konnte ich heilen und Frieden finden. Meine Eltern waren keine schlechten Menschen. Sie waren Kriegskinder und schleppten ein Rucksack voller unverarbeiteter Traumas mit sich. Heute kann ich die Liebe sehen, die sie versucht haben mir zu geben, wirklich gesehen haben sie mich nie. Ich bin so froh, dass dieses Thema von dir sichtbar gemacht wird. Gerne erzähle ich mehr, wenn dich meine Geschichte interessiert. Herzliche Grüße Doris

    • Liebe Doris,

      ich fände es total schön, wenn Menschen wie du, die den Kontakt zu ihren Eltern abgebrochen haben, hier in einer Art Newslichter-Serie davon erzählen könnten. Etwa darüber, welches Gefühl maßgeblich für eine Entscheidung zum Kontaktabbruch war und auch, welche Aussichten für Eltern und Kind bestehen, eine neue Form der Beziehung miteinander zu entwickeln.

      Liebe Grüße Patrick

    • Liebe Doris, danke für dein offenes und wertvolles Teilen. Es ist schön zu hören, dass du Frieden gefunden hast und die Liebe deiner Eltern erkennen kannst. Wenn du möchtest, erzähl gern mehr. Herzliche Grüße Petra

  3. Danke für diesen ehrlichen Bericht. Mein Sohn (31) hat vor einigen Monaten den Kontakt mit mir abgebrochen. Anfangs war das sehr schmerzhaft. Nun bin ich im Vertrauen, dass das jetzt genau das „Richtige“ ist.
    Ich trage innerlich das Bild, als er ein Baby war und ich ihn immer wieder an meiner Brust und an meinem Herzen getragen hab. Mit diesem Bild gehe ich durchs Leben und sende einfach Liebe. Ich bin im Frieden mit dem was ist.

    • Liebe Petra, mit Tränen in den Augen habe ich deinen Beitrag gelesen. Ich gehöre zu den Kindern, die oft kurz davor waren den Kontakt abzubrechen und es gab Kontaktpausen. Zu beiden Eltern und sogar zur Verwandtschaft. Viele Verletzungen und Unverständnis. Heute bin ich froh, dass ich nicht komplett den Kontakt verloren habe. Es gab für mich viele Therapien und dunkle Zeiten. Ich habe viele Gespräche geführt und war oft am Rande der Verzweiflung. Erst als ich akzeptieren konnte, dass meine Eltern und auch ihre Eltern ihr bestes gegeben haben und selbst große Traurigkeit und Verletzungen in sich tragen, konnte ich anfangen zu akzeptieren. Verzeihen steht bei mir auf einem anderen Blatt Papier und ist für mich eine andere Arbeit. Aber das Akzeptieren und meine Eltern auf ihren Platz stellen, ohne dass sie diesen jemals ausfüllen konnten, hat mir persönlich geholfen und hat mich weitergebracht. ❤️

    • Vielen Dank, dass du deine Gefühle teilst. Es berührt mich sehr, wie du mit Liebe und Frieden durch diese schwere Zeit gehst. Dein Bild von deinem Sohn als Baby ist wunderschön und trägt dich. Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und inneren Frieden auf deinem Weg. Petra

    • Liebe Marion, vielen Dank, dass du deine Gefühle teilst. Es berührt mich sehr, wie du mit Liebe und Frieden durch diese schwere Zeit gehst. Dein Bild von deinem Sohn als Baby ist wunderschön und trägt dich. Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und inneren Frieden auf deinem Weg. Petra

  4. 2. Teil: Es passiert nur noch selten, dass ich gegenüber meiner Mutter Vorwürfe mache oder mich kurz in der Verzweiflung suhle. Mein Vater ist eine andere Geschichte. Meine Eltern sind schon lange nicht mehr zusammen und auch da habe ich einen Weg gefunden, mit dem ganzen Schmerz und der Verantwortung für meinen Vater anders umzugehen. Meine Eltern sind nicht meine Berater und sie wissen von mir wenig. Meine Ängste, Sorgen und Wünsche konnte ich noch nie mit ihnen teilen. Ich habe keine Verbindung wie andere zu ihren Eltern und da ist kein Sorgen von deren Seite. Was ich mittlerweile akzeptieren kann. Es ist wie es ist und ich hoffe, dass es jetzt ruhig bleibt. Es ist zwar nicht leicht, aber durch die Akzeptanz und den Abstand kann ich damit ganz gut umgehen. Dennoch kann ich verstehen, wenn Kinder den Kontakt abbrechen. Wenn der Schmerz zu groß ist. Jeder geht anders damit um. ❤️

    • Liebe Steffi, vielen Dank, dass du deine so tiefgehenden Gedanken mit mir/uns teilst. Es berührt mich sehr, wie offen du über deine Erfahrungen sprichst und wie du im Laufe der Zeit einen Weg gefunden hast, mit den Verletzungen und dem Schmerz umzugehen. Es ist nicht einfach, die Vergangenheit zu akzeptieren und die Eltern so zu sehen, wie sie sind, mit all ihren eigenen Verletzungen und Begrenzungen. Deine Worte zeigen, wie viel Kraft und Mut es kostet, sich diesen Gefühlen zu stellen und trotzdem einen Weg des Friedens zu finden. Es ist schön zu lesen, dass du für dich einen Weg gefunden hast, mit den Situationen umzugehen, auch wenn es manchmal schwer ist. Ich wünsche dir weiterhin viel Stärke, inneren Frieden und dass die Ruhe, die du dir wünschst, erhalten bleibt. Danke, dass du deine Geschichte teilst – sie kann sicherlich auch anderen Mut machen. LG Petra

      • Danke liebe Petra. 🤗 Es ist auf jeden Fall nicht einfach. Da ich lange Zeit dachte, ich muss ihnen etwas verzeihen, bin ich nicht damit klar gekommen und bin immer in die Ablehnung gegangen. Als ich dann vor der Entscheidung stand, den Kontakt abzubrechen, war ich von Mutter und meine Kinder wollten Kontakt zu ihren Großeltern. Somit musste ich eine Balance finden. Dann lernte ich die Akzeptanz und Commitment Therapie (ACT) kennen und münzte es für mich um. Was mir natürlich hilft, dass ich meinen Vater nur per Telefon höre (wohnt weiter weg) und meiner Mutter kann ich sagen (sie wohnt etwas zu nah), dass ich Abstand brauche. So komme ich gut zurecht. Und meine Kinder werden älter und können irgendwann selbst entscheiden, ob sie Kontakt zu den Großeltern wollen. Aktuell passt es für mich.

    • Liebe Steffi, vielen Dank, dass du deine so tiefgehenden Gedanken mit mir/uns teilst. Es ist nicht einfach, die Vergangenheit zu akzeptieren und die Eltern so zu sehen, wie sie sind, mit all ihren eigenen Verletzungen und Begrenzungen. Deine Worte zeigen, wie viel Kraft und Mut es kostet, sich diesen Gefühlen zu stellen und trotzdem einen Weg des Friedens zu finden. Es ist schön zu lesen, dass du für dich einen Weg gefunden hast, mit den Situationen umzugehen, auch wenn es manchmal schwer ist. Ich wünsche dir weiterhin viel Stärke, inneren Frieden und dass die Ruhe, die du dir wünschst, erhalten bleibt. Danke, dass du deine Geschichte teilst – sie kann sicherlich auch anderen Mut machen. LG Petra

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wow, Du hast aber viel zu sagen!

Möchtest Du nicht lieber als AutorIn für uns schreiben?

Zum Kontaktformular