Zu Besuch beim Pionier des Bio-Olivenöls

Foto: newslichter

Vor fast 40 Jahren kam Fritz Bläuel in diesen entlegenen Winkel von Griechenland, der geheimnisumwobenen Mani auf dem Pelepones. Mit einer Wiener Stadtkomune träumte er den Traum von einem einfachen Leben jenseits von klassischen bürgerlichen Zielen. Das Projekt scheiterte, Fritz wollte bleiben – aber was tun?

Grünes Gold

Die Leidenschaft fürs Olivenöl – hier sieht man es

Er setzte auf den einzigen Reichtum, den dieser karge Landstrich schon damals hatte – das grüne Gold – Olivenöl. Und er hatte eine Vision. In einer Zeit, in der die Felder mit Pestiziden aus der Luft beregnet wurden, wollte er in Bio-Qualität produzieren. Aber erstmal fehlte für den Anfang das Geld. Und das kam von der Kirche. Ein Priester vertraute ihm die Ersparnisse seiner Gemeinde an und 1980 registrierte Fritz das Unternehmen Friedrich Bläuel in Kalamata. Der Anfang war schwierig, auch wenn er mit seiner Frau Burgi, die eigentlich Musik studierte, bald eine tatkräftige Mitstreiterin hatte. Es war Pionierabeit,  die Bauern zu überzeugen, dass ökologische Landwirtschaft die Zunkunft sei. Es begann eine Art „Misssionierung“ von Dorf zu Dorf, um das Vertrauen für das erste ökologisch erzeugte Olivenöl Griechenlands zu gewinnen. Das ehemalige Partisanendorf Saidona war das erste Dorf, heute sind in der Region 500 Betriebe auf Bio umgestellt.

Mitte der 80er setzte sich das Olivenöl als Trend in Deutschland, Österreuch und der Schweiz durch und so konnte Schritt für Schritt, Flasche für Flasche, die Produktion anwachsen. 1992 wurde folgerichtig die eigene Abfüllanlage in Pygros gebaut. Diese ist inzwischen komplett autark in ihrer Energieversorgung, weil die Infrastruktur hier immer noch wackelig ist. In den 1990er Jahren wurde die Produktion aufgebaut, in den 2000 Jahren der Markenauftritt. Im aktuellen Jahrzehnt wurde z.B. eine Kosmetikserie entwickelt, diesen Sommer steht ein Relaunch des gesamten Markenauftritts an.

Wertorientiertes erfolgreiches Wirtschaften
Die Geschäfte laufen gut: 2016 konnte der Umsatz um 45% gesteigert werden. Jeden Tag werden 800 – 1000 Flaschen Olivenöl pro Stunde abgefüllt. Ständige Qualitätskontrolle und Zertifizierung sind ein großer Teil Arbeit. Werteorientiertes Wirtschaften in Einklang mit Mensch und Natur zeichnet seit über 30 Jahren das Unternehmen Bläuel aus.

Das grüne Gold kommt in die Flasche

Fritz hat inzwischen das Tagesgeschäft an seinen Sohn Felix abgegeben. Aber bei strategischen Fragen und dem Personal entscheiden er und seine Frau immer noch mit. Sie stellten bewusst viele Frauen ein. Ein wichtiger Schritt, das neben den amerikanischen TV-Serien, die Stellung der Frau in der griechischen Gesellschaft nachhaltig verändert hat. Die besondere Unternehmenskultur liegt den Bläuels am Herzen. Es geht familiär zu im Betrieb. Der Umgang miteinander ist achtsam und respektvoll. Das gemeinsame Mittagessen wird in Burgis Biohotel Mani-Sonnenlink jeden Tag gekocht und den Berg hochgefahren.

Produktion von Olivenöl mit Orangen – handgemacht

Und die Griechenland-Krise? Ist hier kaum zu spüren. Über 40 Mitarbeiter in Verwaltung, Produktion und Koordination finden in der zentralen Produktion Arbeit. Zählt man die über 300 Kleinbauern mit, die dem Unternehmen im Vertragsanbau ihre biologisch erzeugten Produkte liefern, ist Bläuel heute der größte Arbeitgeber der Region. Und Fritz berichtet, dass der „griechische Wahnsinn“ in der Bürokratie durch die EU besser geworden ist. Gut für die Planbarkeit eines wirtschaftlich arbeiteten Unternehmens – das dennoch übergeordneten Werten verpflichtet ist:

“Kaum etwas macht mehr Freude, als aus Liebe zur Welt zu arbeiten!“ Unternehmensgründer Fritz Bläuel

Das merkt man und kann sich jede Woche vor Ort bei Führungen durch den Betrieb überzeugen. Und wunderbar gut schmecken die Produkte auch noch!

Fritz Bläuel erzählt mir die Geschichte des BIO-Olivenöls von Anfang an

Hintergrund Olivenkultur

Olivenbäume (die ja eigentlich Büsche sind) bedürfen behutsamer Pflege und benötigen bis zur vollen Reife bis zu 15 Jahre. Bis zum ersten Ertrag kann es 7 Jahre dauern. Der Olivenbaum ist seit jeher Symbol für Frieden sowie Wohlstand und steht unter der Obhut der Schutzgöttin Athene (auch Göttin der Weisheit). Der Olivenzweig gilt seit dem Beginn der Olympischen Spiele im antiken Griechenland bis heute als Symbol der Vereinten Nationen (UNO) als internationales Friedenszeichen.

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Schon die alten Griechen Aristoteles und Plato philosophierten über den knorrigen Baum und schätzten die Olive mehr als jedes andere Nahrungsmittel. Seit Jahrhunderten wird die traditionelle Agrarkultur des Olivenanbaus in Griechenland bewahrt, wie sie auch von den Kooperationspartnern der Familie Bläuel gepflegt wird. Die jährliche Olivenernte im November und Dezember bildet den Höhepunkt eines Jahres, der mit Feierlichkeiten in geselliger Runde zelebriert werden. Der Moment, in dem der erste Tropfen des „grünen Goldes“ von der Ölmühle in die Flasche fließt, bietet Jahr für Jahr Anlass zu Freudentänzen. Quelle: Webseite Mani-Bläuel.de

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