90 Jahre sind kein Alter

Die Filmemacher Valeria Bruni Tedeschi und Yann Coridian begleiten den Choreographen Thierry Thieu Niang in ein Krankenhaus, wo er einen Tanzworkshop für Alzheimerpatienten leitet. Blanche, Adélaïde und Pierrot finden ihre Lebensfreude und sogar Gefühle wie die Liebe wieder. Ein berührender Dokumentarfilm, der Mut macht.

Durch die Arbeit mit dem Tänzer öffnen sich die Alzheimerpatienten langsam, tauchen in Erinnerungen ein und lassen sich von ihm und der Musik begeistern. Thierry tanzt mit den Alzheimerpatienten gemeinsam, obwohl sie teils extrem körperlich geschwächt sind, häufig als Paar und oft in engem Körperkontakt. Blanche, Adélaïde, Pierrot und andere Alzheimerkranke finden ihre Würde wieder und erzählen vor der Kamera ihre Lebensgeschichten. Sie lachen und scheinen wieder Freude am Leben zu haben. Sie wirken nicht mehr wie Kranke in einem Krankenhaus.

Das Tanzen erweist sich als wirksame Medizin gegen die Last des Lebens – zumindest für Augenblicke scheint die lähmende Krankheit von aufloderndem Lebenswillen besiegt. In diesen Glücksmomenten mit den strahlenden Gesichtern weichen Leiden, depressive Verstimmungen und Trauer. Der Dokumentarfilm macht Mut und zeigt, welch wunderbare Veränderungen in der Lebensqualität von Alzheimerpatienten möglich sind. Während der Dreharbeiten kommt in der 92-jährigen Blanche die junge Frau, die sie einst war, noch einmal zum Vorschein – sie verliebt sich in Thierry, den Tänzer und Choreographen. Sich zu verlieben ist gewiss eine verrückte Sache, doch Blanche scheint nicht verrückt. Sie ist bei vollen Sinnen, nur einfach ein bisschen liebeskrank.

Am 7.6. um 21.50 Uhr bei arte danach in der Mediathek bis zum 6. August 2017

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3 Kommentare zu “90 Jahre sind kein Alter
  1. Petra Stöhr sagt:

    Ich habe den Film gestern mit gemischten Gefühlen gesehen.
    Es war so offensichtlich, was Musik, Zuwendung und Bewegung bei alten Menschen mit Einschränkungen vermögen.
    Ich wurde unendlich traurig, als ich an die vielen, vielen alten Menschen in unseren Heimen dachte, die dort dahinvegetieren und professionell betreut werden…für geistige Gesunderhaltung, Entwicklung und Erhalt der Lebensfreude ist dort kein Platz mehr, sie retardieren und verlieren sich im Nichts, bis der letzte Atemzug sie von diesem unwürdigen Lebensende erlöst.
    Es sind Menschen voller Erfahrung und gelebten Leben, die sie geprägt haben und jetzt im Alter, wo sie auf die Hilfe der Jungen angewiesen sind, werden sie wie alte Möbelstücke in Scheunen gelagert und vergessen.
    Wir sollten uns zutiefst schämen, was wir unseren Eltern und Großeltern antun.
    Hier ist es erstrebenswert, den Familienzusammenhalt in südlichen Ländern wie Griechenland, Italien usw. zu genießen. Es gibt Länder, in deren Sprache gibt es kein Wort für „Altersheim“.

    Auch so ein gutgemeinter

  2. Cornelia Mohrig sagt:

    Nun habe ich tatsächlich diesen Film gestern auf Arte gesehen. Das ist wirklich eine wunderbare , tief berührende Dokumentation .Als Projekt setzt es Masstäbe . Mögen es Begegnungen , Ereignisse für Momente im Leben aller Beteiligten sein, so zeigen die den Himmel auf der Erde .

  3. Anita Kranz Moser sagt:

    Ganz große Klasse diese Doku….ich bin selbst seit 7Jahren von Spastik betroffen und habe über die „heilende Kräfte im Tanz“ wieder in Lebensfreude zurück gefunden….ich kann nur bestätigen was dieser Film zu zeigen versucht!!!
    Herzlichen Dank

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