Heilende Gärten im Juli

Foto Sommerflieder: Monika Kirschke

Foto Sommerflieder: Monika Kirschke

Von Monika Kirschke. Mit der Sommersonnenwende kehrt auch die Sommerpause im Garten ein! ALLes darf wachsen, blühen und gedeihen, was als Samen im Frühjahr in die Erde gelegt wurde.
Die vergangenen Monate waren geprägt durch Werden und Wachsen – überALL sichtbar in der Natur an Bäumen, Pflanzen, Tieren, Insekten und natürlich bei uns Menschen. Goldene Herzen erblühen in der Sommerzeit – Im EinKlang zwischen Ausatmen und Einatmen – Geben und Nehmen im Hier und Jetzt…

Allgemein der Garten im Juli
ALLes darf aus der Fülle geerntet und genossen werden. Ein Gärtner möchte jede freie Minute im Garten verbringen und die Sonnenkinder unter uns möchten jeden Sonnenstrahl im Freien einfangen und einfach nur relaxen! Doch es gibt auch was zu tun.

Das Rückgrat im Garten – Grünschnitt für Hecken und Sträucher
Wer es versäumt hat, schneidet jetzt noch bei entsprechender Witterung die Sommerhecken. Da der Saftstrom in den Sommermonaten reduziert sein kann, ist auf das richtige Maß zu achten, damit die Pflanzen nicht geschwächt werden, oder durch zu starken Rückschnitt Kahlstellen länger als erforderlich für den Neuaustrieb brauchen oder sich manifestieren.

Sommerschnitt von Rosen, Sommerflieder und Blauregen
Rosen haben ihren Hauptflor gerade hinter sich und machen eine kurze Pause. Bei Strauchrosen können die Neutriebe bzw. Verblühtes für eine gute Verzweigung zur Hälfte bis zwei Drittel gekürzt werden. Ende Juli ist die beste Zeit Rosen zu düngen, damit sie im Spätherbst gut genährt abschließen können.

Beim Sommerflieder sind es die verblühten Rispen. Als Dank präsentiert er eine Rispenfülle bis weit in den Herbst hinein. Und nicht nur das. Bezaubernd ist immer wieder das emsige Treiben von vielen Schmetterlingen, die ihn als Tankstelle für Nektar anfliegen. Auch Blauregen wird im Sommer geschnitten, damit er im Wuchs moderat bleibt und dafür im Frühjahr besonders üppig blüht!

Foto Hortensien: Monika Kirschke

Foto Hortensien: Monika Kirschke

Hortensien – die Sommerblüher und „Rosen“ für den Schatten
Der Name Hydrangea leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet „Wassergefäß“. Wer Hortensien liebt, weiß, dass sie gerade in den ersten zwei Jahren nach der Pflanzung viel Wasser brauchen, bis sich ihre Wurzeln ausreichend nach einer Wasserquelle ausgerichtet haben. Aus diesem Grund lieben sie feuchte und humusreiche Böden, gerne im Halbschatten stehend unter einem tief wurzelnden Baum. Das Blätterdach dient zusätzlich als Sonnenschirm vor allzu starker Sonneneinstrahlung und bremst kräftige Regenschauer ab, unter denen Blütenstände schon mal umknicken. Die beliebteste Art ist die Bauern-Hortensie (H. macrophylla) aus Ostasien mit zahlreichen Sorten und einem Farbenspiel von Weiß bis Rosarot und Azurblau bis Blauviolett. Arten wie die Bauern-Hortensie und die Teller-Hortensie (H. serrata) sind botanisch gesehen sogenannte Halbsträucher. Dies erklärt auch ihre bedingte Frosthärte, da ihre Triebspitzen, wie bei Stauden, eher weich und krautig bleiben und nicht vollständig verholzen.

Faustregel: Für kleine Gärten immer auf die Blattgröße achten. Je größer das Blatt ist, desto größer möchte sie wachsen. Beliebte Arten sind hier die Endless Summer- oder ForYou-Sorten, die sich durch eine reiche Blütenfülle über den ganzen Sommer auszeichnen.

Hortensienliebhaber, die gern eine Hecke heranziehen möchten, schneiden dafür im Juli Stecklinge von den neuen, noch grünen Trieben ohne Blütenknospen in kurze Abschnitte mit jeweils einem Blattpaar am oberen und unteren Ende. Die unteren Blätter werden zum Stecken in die Erde entfernt und die oberen halbiert. Ganz ähnlich ist zu verfahren mit Sommerblühern wie Kerrien, Sommerflieder und Bartblumen.

Der Obstgarten im Juli – der Johanni- oder Sommerschnitt

Beim Sommerschnitt an Apfelbäumen werden ganze Triebe auf Astring entfernt. Dadurch kann bei starkwachsenden Sorten das Wurzelwachstum gebremst und die Triebbildung deutlich reduziert werden. Beim Sommerriss hingegen werden ab Johanni bis Ende Juli hauptsächlich die noch krautigen Wasserschosse gerissen. Beide Maßnahmen erleichtern den Winterschnitt.
Brombeeren überwuchern ganz gern mit starkem Wachstum. Drum werden die Seitentriebe der diesjährigen Ranken ab Ende Juli auf 2 bis 3 Augen eingekürzt und überzählige Ranken entfernt. Bei Himbeeren wird die Rute an der Basis bzw. unter der Bodenoberfläche gekappt, sobald die Rute abgeerntet ist. Dies kräftigt die Pflanze und lässt einen guten Ertrag im Folgejahr erwarten. Regel: 10 Ruten pro laufenden Meter belassen, siehe Frühjahrsschnitt. Ausnahme: Zweimal tragende Himbeersorten, die im Herbst erneut Früchte ansetzen.

Bei Johannis- und Stachelbeeren werden abgetragene Triebe nach der Ernte entfernt, die älter als 4 bis 5 Jahre sind. Dies führt zur Verjüngung selbst alter Johannisbeersträucher. Vertrocknete oder abgestorbene Äste bei Schwarzen Johannisbeeren deuten oft auf einen Befall der Johannisbeergallmilbe hin. Bei Stachelbeeren ist das Entfernen überschüssige Triebe vor der Ernte zu empfehlen, was wiederum den Mehltaudruck senkt.

Direkt nach der Ernte ist ein perfekter Zeitpunkt für den Sommerschnitt von Süßkirschen. Hinweise dafür sind Kopflastigkeit, verstärkter Harzfluss und vertrocknete Äste. So kann selbst die Baumhöhe um mehrere Meter reduziert werden und das Triebwachstum beruhigt werden, wenn erforderlich, verbunden mit einem Korrekturschnitt über 2 bis drei Jahre. Bei Sauerkirschen sind moniliaresistente Sorten zu bevorzugen.

Foto Lavendel: Monika Kirschke

Foto: Monika Kirschke

Stauden- und Blumenbeete
Stauden wie Frauenmantel, Katzenminze, Pfeifenstrauch, Rittersporn und Salbei werden für die zweite Blüte im Spätsommer gleich nach der Blüte kräftig zurückgeschnitten und nochmals gedüngt und großzügig gewässert. Sommerzwiebeln wie Gladiolen und andere sommerblühende Zwiebel- und Knollenpflanzen, dazu zählen Dahlien und Lilien, Anfang Juli düngen. Gleichzeitig können Stauden jetzt reduziert werden – nicht an heißen Sommertagen – damit andere Stauden nicht bedrängt werden. Gleiches gilt für Bodendecker wie Efeu und Pachysandra. Alles, was zu viel ist, kann jetzt maßvoll und mit Bedacht zurückgeschnitten werden.
Mehrjährige Kräuter wie Lavendel, Oregano, Rosmarin, Salbei oder Thymian können jetzt durch Stecklinge vermehrt werden.

Von wegen Unkraut und „andere Irrtümer“
Wichtig im Sommer: Richtig Gießen. Die beste Zeit, den Garten zu bewässern, ist morgens zwischen 6 bis 8 Uhr, wenn die Pflanzen noch an kühlere Nachttemperaturen gewöhnt sind. Gewöhnen Sie Ihre Pflanzen daran, sie ein- bis zweimal in der Woche reichhaltig zu gießen. Faustregel: 30 Liter Wasser pro qm oder mehr. Eine Gießkanne pro qm (10 l) dringt nur ungefähr 10 cm in den Boden. Nicht den Fehler machen zu oft, aber zu wenig zu gießen. Es hat zur Folge, dass nicht genügend Wurzelwerk ausgebildet wird, die es der Pflanze ermöglicht, ihren Wasserbedarf im Organismus Boden selbst einzuholen. Es versteht von selber, nicht in der Mittagshitze und nicht direkt auf die Blätter zu gießen (Wasserlupeneffekt). Wenn doch tagsüber gewässert wird, dann bei bedecktem Himmel oder nur im Wurzelbereich gießen. Nicht vergessen, unter Bäumen zu wässern. Wer abends gießt, bereitet den Schnecken eine Rennstrecke. Hilfreich nach einem Regenguss in trockenen Sommern ist, egal ob künstlich oder natürlich, dass die Bodenoberfläche gelockert ist. Dadurch wird die Kapillarwirkung (Luftröhren) unterbrochen, was einer schnellen Wasserverdunstung und Nährstoffauswaschung entgegenwirkt. Dies gilt auch für geräumte Gemüsebeete, wobei nicht das tiefe Umgraben mit einem Spaten gemeint ist. Davon wird immer mehr abgeraten, zudem verringert es die Bodenfeuchtigkeit in tieferen Schichten und zerstört das Gleichgewicht der Bodenlebewesen. Bekannte Hersteller liefern darüber hinaus durchaus praktische Bewässerungssysteme, die auch im Eigenbau verlegt werden können.
Natürlich sind immer die Bodenverhältnisse zu beachten. Ein Sandboden oder Lössboden in Niedersachsen verhält sich anders als ein Moorboden in Schleswig-Holstein oder die Börden in Norddeutschland bzw. Lössgebiete am Kaiserstuhl oder die Weinböden an Rhein, Elbe, Saale und Unstrut mit wärmendem Schiefer, Granit, Kalk, usw.

Erntezeit in Gottes Garten – der Juli
Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense), Sammelzeit von Mai bis Juli: enthält sehr viel Kieselsäure. Hilfreich für Blase, Nieren und Bindegewebe. Als Blutreiniger lindert er Rheuma. Der Name Zinnkraut erklärt sich in seiner Nutzung, da er zum Putzen von Metallen verwendet wurde. Zinnkraut im Besteckkasten lässt das Silberbesteck weniger anlaufen. Als Tee zubereitet ist er 20 Min. zu kochen, damit sich die Kieselsäure lösen kann. Zur Stärkung des Nieren-Yang (Angstfrei Sein) sind es 18 Min. oder 10 Min. zur Stärkung des Rückens bei Rückenschmerzen. Äußerlich wird Schachtelhalmtee (150 g/Bad) als Voll- oder Teilbad, Wickel oder Auflage angewendet…

Esche (Fraxinus excelsior), Mai bis Juli: Die Esche, auch Weltenbaum genannt – sie verbindet Himmel und Erde, kann bis zu 40 Meter hoch wachsen und bis zu 250 Jahre alt werden. Ihre Blätter und Samen haben vielfältige Heilwirkungen. Sie ist eine überaus wertvolle Heilpflanze für typische Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Gicht und Rheuma. In der Antike war sie der Sonne und dem Meeresgott Poseidon geweiht. Sie trägt die Kraft der Sonne in sich und herrscht über das Wasser. Drum fand sie Verwendung im Bootsbau. Die Druiden nahmen den Eschenstab bei ihren Meeres- und Regenmacher-Ritualen. Im keltischen Baumalphabet an 3. Stelle stehend für den Buchstaben Nion, symbolisiert sie die Vereinigung von Licht und Wasser bei der Wiedergeburt. Bei den Nordvölkern wurde sie mit dem Göttervater Odin – Reiter des Zauberschimmels Sleipnir verbunden. Yggrasil – Rose Odins oder Träger des ICHS. Die Esche stellt nicht nur die Grundlage und die Einheit des Universums dar, sie ist auch ist eng verbunden mit uns Menschen auf der Suche nach göttlichem Wissen…

Foto: Monika Kirschke

Foto: Monika Kirschke

Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus), Juni bis August, Arzneipflanze des Jahres 2013, verdankt ihren Namen einem Sporn am hinteren Ende, der an die Kapuze einer Mönchskutte erinnert. Sie dient uns hauptsächlich als Würzpflanze und Esspflanze und ist aufgrund ihres hohen Vitamin-C-Gehaltes sowohl stärkend für das Immunsystem als auch hilfreich bei Erkältungen und schleimlösend und antibiotisch bei Bronchitis und helfend bei Infektionen der Harnwege. Als attraktive Blütenpflanze erfüllt sie auch schattige Standorte mit leuchtenden Farben in Gelb, Orange und Rot. Die runde Form der Blätter ist eine Besonderheit dieses Neophyten, vergleichbar mit dem Nanoeffekt bei Lotusblättern, denn sie weisen Schmutz ab, der mit dem nächsten Regen oder Tau einfach abgespült wird. Kapuzinerkresse reicht sonnige Energie und Unternehmungslust für kopfbetonte Stubenhocker…

Nachtkerze (Oenothera biennis), Evening Primrose, Juni bis Oktober: Das Besondere an der Nachtkerze ist, dass sie auch bei Dunkelheit blüht, zu beobachten an lauen Sommerabenden im Freien. Erst in letzter Zeit wurde sie als vielseitiges Heilmittel entdeckt. Nachtkerzenöl heilt und macht schön. Ihre Samen enthalten mehr als jede andere bekannte Pflanze ausgesprochen viel Gamma-Linolensäure – gut für Blutgefäße und Haut. Diese ungesättigte Fettsäure hilft vielen Organen, sogenannte Prostaglandine – Gewebshormone oder Mediatorstoffe, zu bilden, die außer in der Muttermilch nur in wenigen Nahrungsmitteln enthalten sind. In ihrem Aussehen erinnert sie an die Königskerze.

heilendegärtenZur Person: Monika Kirschke ist Naturheilkundlerin, Gartenplanerin, Expertin für den Schnitt von Obstbäumen und Blütengehölzen, für Staudenfamilien und wahre Schöngeister und vieles mehr. Sie betrachtet den Garten aus der Perspektive von Nachhaltigkeit und ganzheitlicher Sichtweise von Mensch und Natur. Ihre Spezialthemen: Gartenzimmer für die Seele erschaffen…
Ihr Buch „Heilende Gärten“ ist gerade in der 2.  überarbeiteten Auflage im Schirner Verlag erschienen. Hier bestellen.
Mehr Informationen auch auf der Webseite von Monika hier.

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