Licht in der Dunkelheit

Foto: newslichter

Von Heinrich Albertz. Ich habe einmal als Strafgefangener in den Kasematten der Festung Glatz in einem Keller gesessen, mehr gestanden als gesessen – er war für zwanzig Leute gebaut, und hundert waren in ihm eingesperrt, acht Tage.

Acht Tage gab es kein Licht. Sie wollten uns damit mürbe machen. Aber wenn man genau hinsah, konnte man tagsüber durch die Ritzen der schweren Türen einen blassen Schein sehen. Und wenn wir zum Essenfassen herausgeführt wurden, waren wir wie geblendet.

Seitdem – und noch einmal seit dem Tage, als über dem Flugplatz von Aden 1975 die Sonne aufging – weiß ich, was Licht ist.

Licht erkennt man immer erst, wenn man die tiefste Finsternis erfahren hat. Licht ist dann Befreiung, ist dann Leben …

Müssen wir verzweifeln über die Finsternis der Welt? Ich möchte uns alle so gern spüren lassen, dass unser Leben jeden Tag neu beginnen kann, sinnvoll und bewusst und mit Hoffnung und einem bisschen Courage sogar, vor allem aber mit einer unverlierbaren Fröhlichkeit.

Aus: RADIUS-Almanach 1979/1980, Stuttgart

Heinrich Albertz (1915-1993), Theologe, 1966-1967 Regierender Bürgermeister von Berlin. (Nach der Entführung des CDU-Politikers Peter Lorenz flog Albertz am 3. März 1975 mit den freigepressten fünf Terroristen nach Aden (Jemen) und erreichte dadurch die Freilassung von Lorenz.) Albert schloß sich im Dritten Reich der Bekennenden Kirche an und kam mit den Nationalsozialisten mehrfach in Konflikt. So mußte er nach einem öffentlichen Bittgottesdienst für den KZ-Insassen Niemöller zwei Monate auf der Festung Glatz einsitzen.

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Ein Kommentar zu “Licht in der Dunkelheit
  1. Naras. sagt:

    Danke Heinrich Gehe Deinen Weg. Tu es! <3 <3

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