Kleine Wellen

Jetiveri pixabay

Beatrix Podewils. Gute Taten geschehen oft leise und fast unscheinbar… Wenn wir mit dem Herzen sehen, dann lesen wir zwischen den Zeilen und zwischen den Worten. Dort in dem Raum, den Worte nicht erreichen. Genau da, wo scheinbar nichts geschieht, vollzieht sich das Eigentliche. Manchmal offenbart sich dabei ein Himmelreich.

Heute möchte ich über eine stille Heldin berichten. Es handelt sich um eine 82-jährige Dame, die zu den Menschen gehört, die leise und ohne große Worte wirken. Weil sie selten über das sprechen, was sie für andere bewegen, dringen diese Taten kaum an die Öffentlichkeit. Sie folgen ihrem Herzen, handeln leise, weise und mutig. So sind sie ein Ankerpunkt und geben Halt in turbulenten Zeiten.

Durch meine berufliche Tätigkeit lernte ich Frau Wütschner kennen. Diese Begegnung möchte ich gerne teilen, denn auch für sie sind Worte über das, was sie tut überflüssig. Als gelernte Sozialpädagogin arbeitete sie in verschiedenen Bereichen der privaten und staatlichen Sozialarbeit, vor allem in der Straffälligen- und Bewährungshilfe. Begleitend dazu nahm sie das Studium der Rechtswissenschaft auf. Danach war sie über viele Jahre in Afrika tätig und hat dort anspruchsvolle Hilfsprojekte initiiert und betreut.

Um sie zu beschreiben, möchte ich sie im Folgenden persönlich zu Wort kommen lassen. „Ein Mensch benötigt lediglich das, was in 1 ½ Koffer hineinpasst, und das ist schon viel- eine Erfahrung aus meinem eigenen Leben. Alles andere ist überflüssig. Meine Gesundheit, sinnvoll tätig sein zu dürfen, ein Zuhause und eine ausreichende Rente zu haben ist schon eine besondere Gnade.“

Eines Tages erhielt Frau Wütschner eine Erbschaft. Sie fragte sich, was sie in ihrem Alter mit dem vielen Geld noch anfangen solle. So entschied sie, ihr Vermächtnis dafür einzusetzen, einer Familie in der westafrikanischen Republik Togo ein Haus zu bauen, und es ihr dann zu schenken.

Ich spürte, dass sie selbst die am meisten Beschenkte war, denn sie hatte das ihr zuteil gewordene Glück weiterreichen dürfen.

Als ich sie darauf ansprach, meinte Frau Wütschner „das Leben hat es doch immer gut mit mir gemeint. Das Wichtigste ist wahrzunehmen, wo der Andere sich gerade befindet und unaufdringlich zu vermitteln: Ich bin da…“

Sie ist der Meinung, dass sie eigentlich nichts Besonderes tut: „Ich mache zwar etwas, aber das Eigentliche, was dann geschieht ist ein Segen. Und der Segen ist immer da. Über das Äußere mag zwar berichtet werden, aber es hat keineswegs die entscheidende Bedeutung. Es geht um das Geistige in der Welt, und es sind die kleinen Wellen, die bewegen. Und das ist meins…“

Und so ist Frau Wütschner ständig in Tuchfühlung mit ihrem Umfeld und als stille Helferin unterwegs.

Morgen beginnt sie ihre nächste Afrika-Reise…

Beatrix Podewils ist im Gesundheitsbereich und als Freie Autorin tätig. Sie schreibt über das Zusammenspiel von Mensch und Natur, insbesondere darüber, wie sehr wir mit allem verbunden sind.

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2 Kommentare zu “Kleine Wellen
  1. Björn S. sagt:

    Wunderschön!Bj

  2. Monika D sagt:

    Eine berührend schöne Geschichte.

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